Standpunkt

Einschlafen oder Emotion schaffen

Print-Ausgabe 2. Juni 2017

Die Tätigkeit im Tourismus bringt auch eines mit sich: die Teilnahme an Kongressen, Workshops, Präsentationen und Tagungen. Die stehen unter vielversprechenden Mottos, wie „be a gamechanger“, „Mut zur Veränderung“. Geboten werden zum Teil starke Vorträge, interessante Inputs und viel Networking.

Was bei allen gleich ist, sind die althergebrachten Ansätze der Durchführung: Frontalvorträge, Powerpoint, Podiumsdiskussionen. Still sitzen, zuhören oder einschlafen, Handyspielen oder Zeitunglesen – wie in der Schule.

Wieso fängt das „game changen“ nicht bereits mit dem Umsetzen neuer Kongress-Formate an? Weshalb verlässt der „Mut zur Veränderung“ die Organisatoren, wenn es ums Gestalten der eigenen Tagung geht?
Es ist unheimlich spannend, was sich in den zurückliegenden Jahren in der Tagungsbranche getan hat, wie dynamisch-kreativ sich Veranstaltungen weiterentwickelten. Beispiele dafür gibt es zur Genüge. Die Österreich Werbung zählt mit ihrer atb_experience genauso dazu, wie das Austrian Convention Bureau mit seiner Convention4u.

Der Blick über den Tellerrand lässt noch viel Großartigeres erkennen. „Die Zeit starrer Sesselreihen ist vorbei, gefragt sind geteilte Sessions mit Raumwechsel“, bringt es Hofburg Vienna Geschäftsführerin Alexandra Kaszay auf den Punkt und spricht von „einer neuen Generation an Speakern“, die nicht nur Wissen, „sondern auch das entsprechende Vortrags-Knowhow mitbringen“ müssen. Es gehe darum „Emotionen zu schaffen, um zu bewegen.“

So wurde Mitte Februar bei der „Event Horizon 2017“ – der weltweit ersten internationalen Konferenz zur Blockchain-Technologie im Energiesektor – in der Hofburg Vienna in der Mitte des Redoutensaals eine Drehbühne aufgestellt und mit allen audiovisuellen Effekten im Raum synchronisiert. Die TeilnehmerInnen wurden rundherum positioniert. Kaszay: „Es war eine großartige Inszenierung, es ergab sich ein noch nie dagewesener Fokus der Gäste auf die präsentierten Inhalte.“

Als erheblich kleinere Veranstaltung zeigte vergangene die Österreich Werbung in New York mit ihrem „Austrian Travel Innovation Lab“, was alles an offenen Formaten möglich ist. Die 15 TeilnehmerInnen aus Österreich und 40 Reisebüro-Vertreter aus den USA waren begeistert.

All das stellt natürlich eine große Herausforderung für die Veranstaltungsplaner dar. Sie werden aber nicht umhinkommen, die herkömmlichen Strukturen zu entrümpeln, denn mit diesen wird die in den Startlöchern stehende nächste Generation nicht mehr zu gewinnen sein.

„Gamechanging“ und „Mut zur Veränderung“ dürfen nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben. Sie könnten sonst eines Tages als Etikettenschwindel empfunden werden, gibt zu bedenken der

Lupo

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