ANA
Austrian Airlines

Weniger Kerosin, mehr Passagiere: Zukunft mit „Hainansa“ und „Allegris“

Print-Ausgabe 26. Mai 2023

„Durch dieses neue Flugzeugzeit­alter wird Kurs auf Wachstum genommen“, so Austrian Airlines CEO Annette Mann (Bild: © Martin Krachler)

Noch ist wenig über die ab 2024 kommenden Austrian-„Dreamliner“ bekannt – T.A.I. hat aber einige Facts über deren Herkunft sowie mögliche Konfiguration & Kosten recherchiert

Es war eine der erfreulichsten Meldungen seit Langem: Jene über das „grüne Licht“ für Austrian Airlines zur Modernisierung ihrer kompletten Langstreckenflotte. Diese wird von derzeit neun auf dann zehn Boeing-­Jets aufgestockt (alle vom Typ 787-9) und das von Anfang 2024 bis 2028. Laut Austrian Airlines CEO Annette Mann wird durch dieses „neue Flugzeugzeitalter Kurs auf Wachstum“ genommen. Und: „Wir sind wieder investitions- und zukunftsfähig.“ Wobei aufgrund der noch jungen Entscheidung viele Fragen offen sind. T.A.I. hat versucht, einige Antworten darauf zu finden.

Fest steht, dass die ersten „Dreamliner“ ab 2024 die im Durchschnitt 23,6 Jahre alten Boeing 767-300ER ersetzen, danach auch die großen Boeing 777-200. Bei allen handelt es sich um Jets, die von anderen Airlines geordert, aber nicht übernommen wurden, von Lufthansa gekauft und zunächst dort im Einsatz stehen. Lufthansa hat insgesamt 39 „Dreamliner“ bestellt, von denen vier bereits in die Flotte integriert wurden. Die 787-9 Maschinen dienen u. a. dazu, um jene Lieferverzögerungen zu kompensieren, die durch die verspätete Auslieferung der 20 bestellten 777-9 entstanden sind (statt 2023 gilt aktuell 2025 als Auslieferungsjahr).

Welche Preisabschläge Lufthansa für die „Dreamliner“ erhielt, darüber wird Stillschweigen bewahrt. In der Praxis werden Flugzeuge je nach Auftragsumfang und Modell zwischen −20 % und −60 % unter dem Listenpreis verkauft. Letzterer beläuft sich für die 787-9 auf 292,5 Mio. US-Dollar. Man kann davon ausgehen, dass Lufthansa ein hervorragendes Geschäft gemacht hat, von dem nun Austrian Airlines ab 2024 profitiert.

Eine weitere Frage ergibt sich bezüglich Sitzplatz-Konfiguration für die Austrian787-9. „Wir melden uns diesbezüglich, sobald wir etwas kommunizieren können“, heißt es dazu von der OS-Pressestelle. Fest steht, dass jene Jets, die ursprünglich von Hainan Airlines bzw. deren Tochter Suparana Airlines bestellt wurden (intern „Hainansa-Dreamliner“ genannt), die drei mit 211 Sitzen ausgestatteten und im Schnitt 23,6 Jahre alten Austrian Airlines Boeing 767-300 ersetzen. Die drei „Dreamliner“ sind mit rund 3,7 Jahren extrem jung und kamen ab August 2022 zur Kranich-Flotte. Derzeit sind sie mit 294 Sitzen ausstaffiert (26 Business, 21 Premium und 247 Economy).

Wahrscheinlich wird Austrian Airlines die Anzahl der Premium-­Sitze auf 30 erhöhen (wie in der 767-300ER) und im selben Atemzug die Economy Class verkleinern (derzeit 157 in der 767-300ER). In der Business Class dürften die Sitze der „Hainansa“-Dreamliner beibehalten werden (das diesbezügliche OS-Produkt ist bereits in die Jahre gekommen), wodurch sich die Anzahl der Sitze von 24 auf 26 erhöht.

Komplizierter wird es bei jenen sieben „Dreamliners“, die anstelle der mit 330 Sitzen größeren 777-200ER kommen (im Schnitt 22,4 Jahre alt; 32 Business, 40 Premium und 258 Economy). Fact ist, dass zwei der sie ersetzenden künftigen Austrian Airlines 787-9 aus dem Hainan-Deal stammen. Die übrigen fünf wurden von Norwegian und Air Europa geordert, nicht abgeholt und letztendlich von Lufthansa günstig erworben. Sie erhalten die Ende Februar 2023 von LH vorgestellte „Allegris“-Lang­streckenkabine (287 Sitze, darunter 28 Business, 28 Premium und 231 Economy), fliegen zunächst für Lufthansa, um dann bei Austrian ihr neues Zuhause zu finden. In Summe stehen durch die künftig zehn OS-Dreamliner rund 2.870 Sitze auf der Langstrecke zur Verfügung, gegenüber aktuell 2.613 der drei 767 und sechs 777.

Das Thema Modernisierung der OS-Langstreckenflotte besteht seit langem. Hürde war stets die Ren­dite des National Carriers: Erst wenn es gelänge, diese auf Augenhöhe mit den anderen Konzern-Schwestern hochzuschrauben, würde grünes Licht für die Erneuerung erteilt. Als Austrian Airlines dann ab dem zweiten Halbjahr 2022 mit hervorragenden Zahlen auftrumpfte, war klar, dass die Entscheidung näher rückt.

Innerhalb des Kranich-Konzerns wird die Boeing 787-9 eine der Säulen der Langstreckenflotte bilden. Sie sorgt pro Fluggast gegenüber der 767-300ER (ebenso wie die 777-200ER im Konzern nur bei Austrian im Einsatz) für einen um rund −18,6 % geringeren Verbrauch. Bei der „Triple Seven“ sind es −5,2 %. In der Austrian-Jahresrechnung dürfte sich das laut T.A.I. zunächst auf über 10 Mio. Euro summieren. Sobald weitere Details über die neuen „Dreamliner“ kommuniziert werden, wird T.A.I. berichten.

Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:
Austrian Airlines / Lufthansa Group

Neue Österreich-Spitze! Klaus Meisterl übernimmt Sales-Leitung von Stephan Linhart

28. April 2023 | Luftfahrt

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben