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Das Austrian Airlines-Ergebnis der ersten neun Monate 2023 ist mit einem EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von 143 Mio. Euro das beste aller Zeiten (2018 kam mit +116 Mio. Euro am nächsten). Entsprechend entspannt war die Atmosphäre bei der Pressekonferenz mit Austrian Airlines CEO Anette Mann (2.v.l.), COO Francesco Sciortino (l.) und CCO Michael Trestl (2.v.r.) Anfang November im Office Park 4 des Flughafens Wien. Moderiert wurde das Gespräch von Senior Director Corporate Communications, Sophie Matkovits (r.).
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Top-Ergebnis, neue Flugzeuge! Trotzdem hat Austrian-Vorstand „Bauchschmerzen“

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Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Austrian Airlines-Ergebnis der ersten neun Monate 2023 ist mit einem EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von 143 Mio. Euro das Beste aller Zeiten (2018 kam mit +116 Mio. Euro am nächsten). Entsprechend entspannt war die Atmosphäre bei der Pressekonferenz mit Austrian Airlines CEO Anette Mann, COO Francesco Sciortino und CCO Michael Trestl Anfang November im Office Park 4 des Flughafens Wien. Moderiert wurde das Gespräch von Senior Director Corporate Communications, Sophie Matkovits.

Sorgen mit Treibstoff, Inflation & EU-Klimapolitik

Wobei das Auf und Ab der Ergebnisse der zurückliegenden Jahre eines verdeutlicht: Gute Jahre sind keine endlos aneinander reihbare Angelegenheit. Entsprechend vorsichtig blickt das Austrian-Vorstandstrio in die Zukunft. „Wir freuen uns sehr über das Ergebnis im dritten Quartal“, meinte Anette Mann in ihrem Eingangsstatement, um gleich darauf auf die anstehenden „Bauchschmerzen“ einzugehen, allen voran die Treibstoffkosten. Diese tendieren wieder nach oben und werden, so Anette Mann, „auf hohem Niveau bleiben.“

Ebenso sorgt die anhaltende Inflation für Kopfzerbrechen. „Jeder Prozentpunkt, den die Inflation in Österreich höher ist, als im EU-Durchschnitt, belastet unser Ergebnis mit 25 Mio. Euro“, so Mann. Im zweiten Quartal 2023 (letzte vorliegende EU-Werte) lag sie hierzulande bei 8,6 % und im EU-Schnitt bei 7,2 %. Anette Mann: „Wir müssen uns extrem strecken, um diese Nachteile auszugleichen.“

Ein weiterer Punkt betrifft den EU-Klimaplan „Fit for 55" für die Luftfahrt, der laut Anette Mann in seiner derzeitigen Fassung Vorteile für Hubs in Drittländern und deren Airlines bringt. Dem Klima sei dadurch nicht geholfen, Airlines wie Turkish oder Emirates hingegen schon. Anette Mann fordert deshalb eine generelle Klimaschutz-Abgabe für alle Flugtickets.

Verbesserung in allen wesentlichen Kennzahlen

Wie gut sich Austrian Airlines angesichts dieser Szenarien entwickelt, darauf ging COO Francesco Sciortino ein. „Wir konnten uns in allen wesentlichen Kennzahlen gegenüber dem Vorjahr verbessern“, betonte er und das mit einem Umsatz, der mit 1,805 Mrd. Euro nur 0,5 % unter dem bislang höchsten lag (2017 waren es 1,814 Mrd. Euro). Gehörten damals noch 83 Flugzeuge der Flotte an, so sind es aktuell nur noch 65.

Auch bezüglich Regelmäßigkeit ihrer Flüge (99,3 %) und Pünktlichkeit (81,6 % bei den Ankünften) liegt Austrian Airlines im Spitzenfeld Europas. „Wir sind sogar besser als vor der Pandemie“, betonte Francesco Sciortino. Austrian sei die Nummer ein innerhalb der Lufthansa-Gruppe sowie regelmäßig unter den Top-10 Europas. Im September lag sie etwa auf Platz 2.

In die Flotte (sie besteht aktuell mit den Embraer-Jets, den A320/A321, den Boeing 767 und den 777 nur noch aus vier „Familien“) wurden zuletzt vier A320 neo integriert. Die im August angekündigte Nummer 5 kommt voraussichtlich bereits im Dezember. Der Einstieg in die neue Langstrecken-Ära mit der Boeing 787-9 „Dreamliner“ beginnt Anfang 2024: „Wir sind bereit für die 787“, so Francesco Sciortino, die Schulung für Piloten, Techniker etc. ist im Laufen.

Neue Ziele & Frequenzerhöhungen

Der „Dreamliner“ wird laut CCO Michael Trestl keine bestehende Maschine ersetzen, sondern als „Wachstumsflugzeug“ die aus neun Maschinen bestehende Langstreckenflotte (drei Boeing 767-300ER und sechs Boeing 777-200ER) ergänzen. Eingesetzt wird die 787-9 auf Nordamerika-Routen.

Mit den beiden Flottenzugängen wird 2024 sowohl das Austrian-Angebot auf der Lang- als auch auf der Kurz- und Mittelstrecke gemessen an ASK (Available Seat Kilometres) um 10 % wachsen. Zwar wird es 2024 kein weiteres Langstreckenziel geben („Wir brauchen das zehnte Flugzeug, um unser bestehendes Portfolio aufrecht zu erhalten“), doch wird die Sommerstrecke nach Los Angeles auf sechsmal wöchentlich ausgebaut, während es nach Aufhebung der Verkehrsrechts-Beschränkungen Chinas zu Frequenzerhöhungen nach Shanghai auf 5 bis 6 Flüge pro Woche (derzeit sind es drei) kommt.

Ticketpreise & Treibstoffkosten

Bleiben zum Schluss die Ausblicke auf Ticketpreise sowie Geschäftsreisen. Letztere dürften nach Ansicht von Michael Trestl „aufgrund der strukturellen Nachfrage-Entwicklung in absehbarer Zeit nicht auf das Vor-Krisen-Niveau zurückkommen. Uns fehlen 20 % des Volumens von früher.“ Die Gründe dafür liegen in der gestiegenen virtuellen Kommunikation und auf Strecken bis 500 km Länge wird vermehrt auf die Bahn zurückgegriffen.

Ein Beispiel für diese Veränderungen ist Nürnberg, dessen Flüge ab Wien mit Ende des Sommerflugplanes eingestellt wurden. „Es war immer eine Business-Strecke, die von nur wenigen Playern an beiden Enden geprägt wurde“, so Michael Trestl.

Bei den Ticketpreisen gehen Anette Mann und Michael Trestl davon aus, dass diese weiter ansteigen: „Bei fast allen Kostenarten gibt es Erhöhungen“, so Trestl, wobei nach Ansicht von Anette Mann vor allem auch die Treibstoffpreise (derzeit 28 % bis 30 % der Kosten) steigen würden. Michael Trestl: „Die Branche ist sehr volatil. Wir müssen auf Kosten und Nachfrage reagieren.“

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