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Er ist der kleinste unter Österreichs Bundesländer-Flughäfen (2023 reisten 153.536 Passagiere über ihn), schreibt hohe Verluste (Abgang 2023 rund 2,6 Mio. Euro, Umsatz 4,1 Mio. Euro) und hat extrem bewegte Zeiten hinter sich: der Flughafen Klagenfurt (KLU). Doch seit Maximilian Wildt im Juli vorigen Jahres die Geschäftsführung übernommen hat, scheint Ruhe eingekehrt zu sein und das Passagier-Volumen wieder nach oben zu tendieren.
Was sich alles geändert hat und ändern wird, darüber führte der Luftfahrt-Journalist Franz Zussner mit Maximilian Wildt – er war früher bei Laudamotion Assistent der Geschäftsführung, später beim Klagenfurt Airport Sales & Marketing-Manager und zeichnete zuletzt bei DO&CO für die Operations verantwortlich – vor kurzem ein Gespräch.
Zunächst zur Eigentümerschaft: Maximilian Wildt (sein Vertrag läuft bis Ende 2028) wurde noch in der Ära des Mehrheitseigentümers Lilihill (sie gehört dem Immobilienentwickler Franz Peter Orasch und hielt 74,9 %) zum Geschäftsführer bestellt. Kurze Zeit später erfolgte der Rückkauf der Flughafenanteile durch das Land Kärnten (80 %) und die Stadt Klagenfurt (20 %).
Während der Rechtsstreit zwischen Lilihill (sie sprach von 1 Mio. Passagiere pro Jahr, einer eigenen Airline sowie einer Airport-City-Klagenfurt) und der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) betreffend Rückkauf noch läuft, ist die Situation des Flughafens so, als hätte die 2018 erfolgte Privatisierung nie stattgefunden. Die KBV will nun alle nicht betriebsnotwendigen Flächen (die Rede ist von mehr als 40 ha, also 0,4 km²) entwickeln und verpachten.
Vorangetrieben werden soll nun der Terminal-Umbau. Laut Maximilian Wildt ist daran gedacht, dass neben Abfertigungsanlagen auch eine Eventfläche errichtet wird. Ebenso wird das einstige Airport-Hotel im Terminal zu Büroflächen umgebaut. Geplant sind zudem ein Hotel (Betreiber, Zimmeranzahl etc. noch offen), ein auch sonntags geöffneter Supermarkt sowie ein Hangar, der zwei unter Führung von Lilihill abgerissene Hangars ersetzen soll.
Vor wenigen Tagen eröffnet wurde nach intensiver Umbauphase das neu gestaltete Bistro. Es führt den Namen „Udo & Roy“ (in Anlehnung an die beiden Wörthersee-Ikonen Udo Jürgens und Roy Black). Es wird vom Flughafen Klagenfurt betrieben und verfügt über 60 Sitzplätze im Innenbereich und 50 Sitzplätze auf der vergrößerten Terrasse.
Von den Fluggesellschaften sind Austrian Airlines (ganzjährig mehrmals täglich Linienflüge nach Wien sowie im Winter samstags nach Hamburg) und Ryanair (Sommer nach Alicante, Palma de Mallorca sowie London Stansted, Winter nur London Stansted) die wichtigsten Partner. Maximilian Wildt: „Mit Lauda-Chef (Anm.d.Red.: sie gehört Ryanair) Andreas Gruber bin ich viel in Kontakt und er versteht auch die Situation eines kleinen Regional-Flughafens sehr gut. Ich bin natürlich im ständigen Austausch mit Ryanair, Frequenzen aufzustocken bzw. neue Destinationen zu evaluieren.“
Ergänzt wird das Angebot im Sommer durch Charterflüge (Gruber Reisen fliegt im Oktober mit Smart Wings zweimal nach Funchal, Springer Reisen flog bis Ende September mit Avantiair samstags nach Paros).
Die Lufthansa-Tochter Eurowings hingegen hatte mit März 2023 den Flugbetrieb nach Klagenfurt eingestellt. Grund war die schwankende Nachfrage nach den Köln/Bonn-Flügen. Maximilian Wildt: „Eurowings war ein guter Partner und wird es hoffentlich bald wieder sein.“ Wie er in dem Gespräch versicherte, arbeitet er daran, Klagenfurt für Eurowings „wieder schmackhaft zu machen. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass die Destination Köln/Bonn gewinnbringend zu betreiben ist.“
Für das Gesamtjahr 2024 rechnet Maximilian Wildt mit rund 200.000 Passagieren (dies wäre ein Plus von 30 % gegenüber 2023). Langfristige Zielsetzung für ihn sind rund 400.000 Passagiere jährlich (so viel wie zuletzt 2010). „Hier müssen aber Tourismus und Wirtschaft stark zusammenarbeiten“, ist Maximilian Wildt überzeugt.
Finanziell bleibt der Flughafen Klagenfurt vorerst ein Zuschussbetrieb. Wie Maximilian Wildt betont, beläuft sich der Finanzbedarf 2024 auf rund 13 Mio. Euro. Damit seien Altlasten abzudecken sowie Investitionen in die Zukunft zu tätigen. Operativ wird es heuer ein negatives Ergebnis von knapp über 4 Mio. Euro geben. Sollte alles klappen, rechnet er finanziell spätestens für 2028 mit einer schwarzen Null.
Erstellt am: 30. September 2024
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