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Austrian Roadmap 2050

Austrian CEO von Hoensbroech: „Wir haben die Endphase der Pandemie erreicht!“

T.A.I. 24 TOP News

Unter dem Titel „Restart: Die österreichische Flugindustrie nach der Krise“ fand am Dienstagabend dieser Woche ein „Future Talk“ im Rahmen der Initiative „Austrian Roadmap 2050“ statt. Austrian Airlines CEO Alexis von Hoensbroech überraschte dabei mit einer bemerkenswerten Aussage: „Wir haben die Endphase der Pandemie erreicht“, meinte er gegenüber Moderator Nikloaus Pelinka.

Plattform für Österreichs Mobilität

An der Diskussionsrunde nahmen neben Alexis von Hoensbroech auch Flughafen Wien-Vorstand Julian Jäger, Austro Control-Geschäftsführerin Valerie Hackl und Wolfgang Malik, Chef der Holding Graz, zu der auch der Flughafen der steirischen Landeshauptstadt gehört, teil. Ort der Veranstaltung war „das Schmuckstück des Konferenzzentrums“ im neuen Office Park 4 am Vienna International Airport. Bei „Austrian Roadmap 2050“ handelt es sich um eine von Agenturchef Rudi Kobza (KTHE - Kobza and The Hungry Eyes), Christoph Mahdalik (Kommunikationsberatung alpha_z) und Nikloaus Pelinka (Mokza Media Group) ins Leben gerufene Plattform für Österreichs Mobilität und Infrastruktur.

Auf dem Weg der Normalisierung

Die einleitenden Worte des Abends kamen von Flughafen CEO Günther Ofner. Ihm zufolge befindet sich die Luftfahrt „auf dem Weg der Normalisierung.“ Sichtbares Zeichen dafür war die wenige Stunden zuvor bekannt gegebene Entscheidung der USA, das EU-Bürger*innen ab November 2021 wieder uneingeschränkt in die Vereinigten Staaten einreisen dürfen (komplett geimpft sowie negativer, maximal drei Tage alter Corona-Test).

Ofner ist überzeugt, „dass Corona in drei bis vier Jahren weit weg sein wird vom Bewusstsein der Menschen.“ Die Luftfahrt werde dann „grüner sein.“ Sie müsse den „Weg einschlagen, Kerosin auf biogenen Stoffen herzustellen.“ Technologisch sei dies bereits möglich, „wir müssen es nur umsetzen.“

Nicht alles wird zurückkommen

Vorstandskollege Julian Jäger hatte bei der Podiumsdiskussion dann als erstes das Wort. Es sei davon auszugehen, dass der Flughafen heuer rund 10 Millionen Passagiere erreichen kann (ca. 30% des Vorkrisenniveaus). Geplant worden sind für 2021 ursprünglich 12,5 Millionen, doch während „wir das erste und dritte Quartal sehr gut erwischt haben, sind wir im zweiten Quartal katastrophal danebengelegen.“ Als Konsequenz davon sei man jetzt in „eine konservative Planung gegangen. Im August lagen wir ein bisschen über Plan, auch im September liegen wir ganz gut.“

Für 2022 hofft das Flughafen Wien-Management, „dass wir im April und im Sommer-Flugplan die Krise ein bisschen absagen können.“ Dies bedeute nicht, dass das Vorkrisen-Niveau erreicht werde, „aber wir sind durchaus optimistisch, dass Konferenzen wieder stattfinden können und auch die Geschäftsreisen wieder kommen. Nicht alles wird zurückkommen, aber der April 2022 sollte ein sehr deutliches Wachstum bringen.“

Zu viele Nationalstaaten verderben den Brei

Diese Sicht werde von Austrian Airlines geteilt, wie deren CEO Alexis von Hoensbroech betonte: „Ein paar Prozent darüber oder darunter sind unerheblich.“ Für ihn stehe fest, wie bereits eingangs erwähnt, dass „wir die Endphase der Pandemie erreicht haben.“ Nachsatz: „Wenn sich alle geimpft hätten, wäre sie schon vorbei. Für Geimpfte ist die Pandemie schon mehr vorbei, als für Ungeimpfte.“

Bezüglich Erholung in der internationalen Luftfahrt werde „Asien noch dauern, die westliche Hemisphäre wird sich schneller erholen.“ In diesem Zusammenhang erlaubte sich von Hoensbroech Kritik an den Einzelgängen der EU Mitgliedsländer; „Der inneramerikanische Verkehr in den USA ist weniger zurückgegangen, als in Europa. Der einzige Grund: in Europa gibt es noch Nationalstaaten, in den USA nicht.“

So bestehe auf den Flügen zwischen Deutschland und Österreich die FFP2-Maskenpflicht, zwischen Deutschland und der Schweiz nicht. Hier harkte Julian Jäger ein: „Wir brauchen einheitliche Regelungen, zumindest innerhalb der Schengen-Länder, was Einreisen und Fliegen betrifft. Derzeit sind es EU-weit 25 verschiedene Regeln.“

Krise für Bundesländer-Flughäfen noch länger

Zurück zu den Planungen: Holding Graz-Vorstand Wolfgang Malik zufolge seien die „Hub-Zubringer nach wie vor nicht unbedingt ein Renner.“ So setzten viele Mitglieder des steirischen Autoclusters ACstyria (40 Unternehmen) weiterhin auf virtuelle Besprechungen. Auf den erst Mitte September aufgenommenen Stuttgart-Flügen der Eurowings gebe es oft nur 20 Buchungen für den 138-sitzigen Airbus A319. Malik: „Ich sehe die Krise für die Bundesländer-Flughäfen noch andauernd.“

Wie dem auch sei, laut Alexis von Hoensbroech habe die Luftfahrt in den zurückliegenden 20 Monaten „manche Lehre gezogen, die wir in der Nachkrisenphase anwenden können.“ Allen voran betreffe dies die Flexibilität. Und auch bei Austro Control kam es, so deren Geschäftsführerin Valerie Hackl, zu einer Änderung: „Unser Fokus in der Krise ging von den Delay-Werten hin in Richtung Kostenmanagement.“ Dafür heimste die Austro Control sogar ein Lob der IATA (International Air Transport Association) ein: „Wir haben es als einzige Flugsicherung in Europa geschafft, eine Kostensenkung in zweistelliger Millionen-Höhe durchzuziehen.“

Fazit der Veranstaltung: ein Restart zeichnet sich ab, aber er wird langsamer vor sich gehen, als viele erwartet haben. Das Wort „Endphase“ ist eben ein dehnbarer Begriff. Licht am Ende des Tunnels ist – wenn auch noch schwach – erkennbar.

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