Print-Ausgabe 16. Februar 2024
Mit ihr wird nicht nur die seit 2012 durch den Terminal 3 bestehende Zweiteilung des Airports beendet, sondern dessen Angebot auch auf ein neues Niveau angehoben
Die Luftfahrt Rating Agentur Skytrax listet aktuell weltweit 12 Hub-Flughäfen auf, die mit 5 Sternen kategorisiert sind. Nur drei davon, München (seit 2017), Istanbul (seit 2020) und Rom Fiumicino (seit 2022), befinden sich in Europa, der Rest in Asien. Geht es nach den Plänen des Vienna International Airport, so soll auch er künftig den 5-Sterne-Status erhalten. Eine entscheidende Rolle dabei kommt der Süderweiterung des Terminals 3 zu, für die Mitte dieser Woche der Spatenstich über die Bühne ging. Geplante Inbetriebnahme ist laut Flughafen-Vorstand Julian Jäger im Jahr 2027.
Ursprünglich sollte die Süderweiterung bereits 2023 in Betrieb gehen, doch Corona warf die Planung gründlich über den Haufen und der für März 2020 geplante Baubeginn verzögerte sich. Jetzt ist es soweit. Die Gesamtkosten liegen laut Flughafen Wien-Budget bei rund 420 Mio. Euro. Heuer fließen 60 Mio. Euro in das Vorhaben. Der bauliche und finanzielle Schwerpunkt der Süderweiterung wird im kommenden Jahr gesetzt, wobei „2025 und 2026 ungefähr gleich auf sind“, wie Julian Jäger gegenüber T.A.I. betont. Neben großzügigen Aufenthalts- und Lounge-Bereichen wird das neue Gebäude, das sich über rund 70.000 m² erstreckt, auch 18 neue Bus-Gates sowie zahlreiche Shopping- und Gastronomieflächen mit über 30 neuen Outlets bieten.
Die Lounge-Bereiche betreffen einerseits jene von Austrian Airlines als auch jene des Flughafens selbst, die beide deutlich mehr Fläche erhalten als bisher. Jäger: „Der größere Sprung wird bei Austrian Airlines sein.“ Deren sechs Lounges (Schengen- und Non-Schengen, jeweils aufgeteilt in HON Circle-, Senator/Star Gold und Business) erstrecken sich aktuell über 2.000 m². Um wieviel größer sie durch die Süderweiterung des Terminals 3 ausfallen werden, dazu möchte Julian Jäger noch nichts verraten: „Details dazu wird Austrian Airlines bekannt geben.“ Anders verhält es sich mit der SKY-Lounge des Flughafens. „Unsere Benchmark dafür ist die 2.500 m² große ‚Vienna Lounge‘ in Terminal 2“, so Julian Jäger. „Auf diesem Niveau wollen wir uns künftig auch im Terminal 3 inklusive Süderweiterung bewegen.“
Letztere hebt dabei nicht nur das Lounge-Niveau auf einen neuen Level, sondern schafft auch eine bequeme Transferverbindung von bzw. zu dem vor zwei Jahren wiedereröffneten, umfassend modernisierten zentralen Terminal 2. Vor allem den in Terminal 3 befindlichen F-Gates (Star Alliance Schengen) und G-Gates (Star Alliance Non-Schengen) wird dies zugutekommen, denn derzeit ist der Verkehr zwischen beiden Terminals nur durch ein Shuttle-Service gewährleistet. Julian Jäger: „Es wird durch die Süderweiterung deutlich bessere Verbindungen geben. Alles wird fußläufig erreichbar und es wird keine Sicherheitskontrolle mehr dazwischen sein.“
Diese (für alle in Terminal 3 beheimateten Star Alliance-Flüge) wandert ebenfalls in die Süderweiterung. Die zentrale Sicherheitskontrolle für alle anderen Carrier in Terminal 2 bleibt. Damit entsteht im bestehenden Terminal 3 Raum für mehr Aufenthaltsfläche. Laut Julian Jäger erhält der Airport durch die Süderweiterung neben der größeren, dorthin verlegten Security-Area auch deutlich mehr Platz im Wartebereich. Ebenso werden rund 10.000 m² an zusätzlichen Shopping-Möglichkeiten inklusive mehr Gastronomie-Einrichtungen mit über 30 neuen Outlets entstehen. Ein Schwerpunkt wird dabei auf österreichischer Kulinarik und lokalen Marken liegen. So sollen die bekanntesten Gastronomiebetriebe Österreichs hier vertreten sein. Abgerundet wird die Süderweiterung durch 18 neue Bus-Gates.
Soweit zur Süderweiterung des Terminals 3. Doch wie sieht es mit der aktuellen Entwicklung des Flughafens Wien aus? Diesbezüglich schloss 2023 wie berichtet mit 29,533 Mio. Fluggästen (rund 93,3 % des Vorkrisen-Niveaus) überaus erfreulich ab. Heuer ist ein moderates Wachstum auf ca. 30 Mio. Passagiere geplant – ein relativ geringer Anstieg gegenüber den +24,7 % im Vorjahr. Einer der Gründe dafür liegt im Deutschland-Verkehr. Zwar bleibt die Bundesrepublik weiterhin mit Abstand Zielland Nummer 1, doch verglichen mit 2019, als der Flughafen Wien noch 3,965 Mio. Passagiere von und nach Deutschland abwickelte, waren es 2023 mit 3,088 Mio. um –28,4 % weniger. Wie schätzt Julian Jäger die Entwicklung des Zielmarktes Nummer 1 heuer ein und wie langfristig? Jäger: „Ich rechne auch 2024 mit einem Wachstum für Deutschland, aber es wird dauern, bis 2019 wieder erreicht wird. Deutschland entwickelt sich schlechter als alle anderen Ziele.“
Die Gründe dafür liegen einerseits im Geschäftsreise-Aufkommen, das durch den Trend zu Online-Meetings abgenommen hat, anderseits in den Ticket-Preisen, die laut Jäger „nach Deutschland mehr gestiegen sind als in anderen Märkten“, sowie in den „einfacheren Möglichkeiten, auf Zug oder Auto auszuweichen.“
Erfreulich ist im Gegensatz dazu für den Flughafen Wien die Erneuerung und Vergrößerung der Langstreckenflotte von Austrian Airlines (die beiden ersten Boeing 787-9 „Dreamliner“ kommen Ende Februar, ausführlich dazu unter "OS-Langstrecken-Traum wird wahr! Erste „Dreamliner“ kommen Ende Februar"): „Einerseits bedeutet das eine deutliche Senkung des Spritverbrauches und des CO2-Ausstoßes, anderseits kommt mit der Neuaufnahme der Direktverbindung nach Boston eine weitere Destination dazu. Das stärkt uns als Hub Wien“, so Julian Jäger.
Welche weiteren neuen Destinationen stehen auf der Wunschliste des Flughafens? „Ich möchte mich nicht auf einzelne Ziele versteifen“, so Julian Jäger, der aber die Rückkehr der ANA (All Nippon Airways) nach Wien für „sehr erfreulich“ hält. „Wir hoffen auch, dass sich in China etwas bewegt. Ostasien wird heuer sicher stärker sein und auch Amerika ein starkes Wachstum verzeichnen.“ Mittelfristig sei auch Indien ein Wachstumsmarkt: „Nicht heuer, aber sicher in den nächsten Jahren.“ Dann wird der Flughafen Wien, so alles nach Wunsch läuft, auch den 5-Sterne Standard nach dem Skytrax World Airport-Audit aufweisen.
Erstellt am: 16. Februar 2024
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