ANA
Flughafen Wien

Ambitionierte Airport-Ziele mit Qualitäts-­Spitze & Net-Zero-Energie

Print-Ausgabe 14. April 2023

„Mittelfristig möchten wir wieder auf über 30 Mio. Passagiere kommen“, so Flughafen-Vorstand Julian Jäger


 

Weniger Flugbewegungen, aber Passagierzahlen wie 2018 – so zeigt sich der Flughafen Wien 2023 – jetzt geht es um die dritte Piste und Investitionen rund um die Süderweiterung

Es war ein laut Airport-Vorstand Julian Jäger „sehr guter Tag“ für den Flughafen Wien, der mit der Einigung zwischen den 3.500 Bord-Mitarbeiter:innen und dem Management von Austrian Airlines über den neuen Kollektivvertrag (+11 % Gehaltserhöhung rückwirkend ab März) begonnen hatte. Damit waren die möglichen Streiks am Karfreitag vom Tisch. Entsprechend gelöst präsentierte sich Julian Jäger bei dem für diesen Vormittag angesetzten T.A.I.-Interview, wofür auch die erfreulichen Verkehrs­ergebnisse sorgten.

T.A.I.: Von den Passagierzahlen lag der Flug­hafen Wien im Februar 2023 noch um rund −11,5 % unter den Werten von 2019, aber um +8,2 % über den Monatswerten von 2018. Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung 2023 ein?

Julian Jäger: „Wir haben unsere Guidance im Jänner bekannt gegeben und rechnen demnach mit 26 bis 27 Mio. Passagieren. Die Februar-Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Zahlen gut abgesichert sind. Wir sind also mit der Entwicklung zufrieden, nicht zuletzt, weil wir derzeit als der pünktlichste Flughafen Europas gelten. Nur Athen und Dublin liegen vor uns, aber die haben keine Umsteiger. Mittelfristig möchten wir jedenfalls wieder auf über 30 Mio. Passagiere kommen (Anm.d.Red.: 2019 waren es 31,5 Mio.).“

T.A.I.: Die Flugbewegungen lagen im Februar um −22,8 % unter den Werten von 2019. Ist das auf die Änderung der Austrian Airlines-­Flotte zurückzuführen (die kleinsten OS-Maschinen fassen 120 Gäste, bis 2020 waren es 76) oder gibt es andere Gründe?

Julian Jäger: „Ich würde sagen, es ist eine Kombination. Sicher ist die Umflottung von Austrian Airlines ein Grund dafür. Sie ist insgesamt für uns vorteilhaft, weil sich der Verkehr jetzt besser über den Tag verteilt. Aber auch die Low-Cost-­Carrier sind ein Treiber. Durch die geringere Zahl der Flugbewegungen haben wir mehr Pistenkapazität zur Verfügung und die Flieger sind voller als vor der Pandemie. Das ist für uns eine positive Entwicklung.“

T.A.I.: Wird dadurch die dritte Piste obsolet?

Julian Jäger: „Wir haben immer gesagt, dass die dritte Piste erst dann kommt, wenn es erstens eine Genehmigung dafür gibt – das ist jetzt abgehakt – und zweitens, wenn die Nachfrage da ist. An der Nachfrage hat die Pandemie sehr viel geändert. Wenn es soweit ist, werden wir entscheiden. Ich rechne damit, dass wir für 2025, 2026 die Angelegenheit neu beurteilen und dann entscheiden. Die dritte Piste ist auch eine strategische Chance.“

T.A.I.: Dabei geht es auch um Nachhaltigkeit. Wie sieht es diesbezüglich aus? Seit 2011 hat der Flug­hafen seinen Energieverbrauch um rund −45 % und den CO2-Ausstoß um −72 % reduziert, ab heuer soll er vollkommen CO2-neutral geführt werden. Wie verträgt sich das z. B. mit der Forcierung von Billig­airlines à la Ryanair und WizzAir?

Julian Jäger: „Das eine ist der Flugbetrieb, das andere der Flughafenbetrieb. Was die Airlines betrifft, geht der Weg in Richtung SAF (Sustainable Aviation Fuel), um die gesamte Luftfahrt CO2-neutral zu machen. Wir wollen als Flughafen bis 2033 ‚net-zero‘ werden. Ein Problem stellen noch die Vorfeldfahrzeuge dar. Wir testen viel und mittlerweile bewegen sich etwa 500 elektrisch betriebene Fahrzeuge, wie etwa Cateringfahrzeuge, Passagiertreppen, Gepäckabfertigungsfahrzeuge u.v.m. auf dem Flughafen. Ein Problem ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Da sind viele noch nicht konkurrenzfähig. Sehr weit sind wir bezüglich der Photovoltaik. Übers Jahr gesehen liegt unsere Eigenproduktion bei 40 %.“

T.A.I.: Vor etwas über einem Jahr wurde der neue Terminal 2 eröffnet. Wie sieht es mit der geplanten Süderweiterung aus, die u. a. auch eine Verbindung dieses Terminals mit dem Terminal 3 bringen soll?

Julian Jäger: „Wir werden die Süd­erweiterung bis 2027 fertigstellen. Sie wird auf drei Ebenen rund 70.000 m² Fläche aufweisen, darunter eine neue Security-Fläche,­ eine Shopping-/Gastro-Ebene, weitere Airline-Lounges sowie 18 Bus-Gates. Das neue Gebäude wird auch eine Transferverbindung zwischen den F-, G- und D-Gates schaffen. Derzeit verhandeln wir die Investitionskosten. Generell gilt: Wir sind schon jetzt gut, was Prozesse betrifft, aber was fehlt, sind Flächen und da wird die Süd­erweiterung große Möglichkeiten bieten. Wir wollen europaweit von der Qualität her spitze sein!“

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