GNV

Österreich tickt ein wenig anders! Reisebüros bleiben bevorzugter Kanal

Print-Ausgabe 14. März 2025

Österreicher:innen buchen bevorzugt Routen nach Sardinien und Sizilien, wie Matteo Della Valle betont

Nach 2024, dem besten Jahr der Geschichte auf Umsatzebene, folgt heuer das „Jahr des Neustarts“ – dafür gibt es viele Gründe, allen voran die Indienststellung von vier Schiffen

Sie hat im Vorjahr – gemessen an den­ Passagierzahlen – die höchste Passagierzahl in ihrer Geschichte erreicht: die seit 2014 zur MSC Group gehörende GNV. Grund dafür ist die rasante Expansion: Binnen 10 Jahren wurde die Flotte von 10 auf künftig 25 Schiffe erweitert, die Zahl der betriebenen Linien von 10 auf 31 mehr als verdreifacht. Im Jänner 2025 wurde mit der GNV Polaris das erste von vier neuen Fährschiffen in Dienst gestellt, die GNV Orion ist ab Juni betriebsbereit. Die Einheiten Nr. 3 und 4 (GNV Virgo und GNV Aurora) stoßen bis Anfang 2026 zur Flotte. Ebenso wird heuer die Modernisierung der bestehenden Flotte fortgesetzt und mit GNV Booking gibt es ein neues Buchungssystem für Agenturen. T.A.I. sprach mit Matteo Della Valle, der seit mehr als 10 Jahren bei GNV und seit November vorigen Jahres deren CCO (Chief Commercial Officer) ist und 2025 als „Jahr des Neustarts für GNV“ bezeichnet.

T.A.I.: Sie stellen bis Anfang 2026 noch drei weitere neue Schiffe in Dienst. Wie viel Geld nehmen Sie dafür in die Hand und wodurch zeichnen sie sich aus?

Matteo Della Valle: „Die Gesamtinvestition beläuft sich auf rund 600 Mio. Euro. Die GNV Polaris stieß bereits im Dezember zu unserer Flotte, die GNV Orion folgt im Juni und die letzten beiden, die GNV Virgo und die GNV Aurora, kommen Anfang 2026. Alle vier Schiffe werden von der chinesischen Werft Guangzhou Shipyard International (GSI) gebaut. Die beiden letztgenannten sind übrigens mit LNG-Antrieb ausgestattet und werden damit einen um 50 % geringeren CO2-Ausstoß haben als unsere bisherigen Schiffe. Die GNV Polaris und die GNV Orion verfügen über einen traditionellen Antrieb, sind aber wie alle vier neu gebauten Einheiten bereits mit allen Vorrichtungen für das ‚Cold Ironing‘ ausgestattet, also dem System zur Versorgung von Schiffen mit Landstrom in Häfen. Außerdem werden alle neuen Schiffe mit Abgasreinigungssystemen (EGCS), selektiver katalytischer Reduktion (SCR) und Wärmerückgewinnungstechnologien ausgestattet. Dadurch können wir auch bei der GNV Polaris und der GNV Orion die Emissionen um rund 30 % reduzieren.“

T.A.I.: Wie groß sind die neuen Schiffe und wo kommen sie zum Einsatz?

Matteo Della Valle: „Die GNV Polaris mit 239 Kabinen, 1.500 Passagieren und Platz für 1.360 PKW bedient seit Jänner die Strecke Genua–Palermo. Die anderen drei Schiffe sind mit 420 Kabinen deutlich größer, werden 1.785 Gäste befördern und neben 1.000 PKW auch 230 LKW aufnehmen. Wobei die GNV Orion ebenfalls auf den Strecken nach Sizilien eingesetzt wird.“

T.A.I.: Welche Fährschiffe sind von der Umrüstung betroffen?

Matteo Della Valle: „Nach der Excelsior sind nun die Splendid, Rhapsody und Fantastic an der Reihe. Unser Ziel besteht darin, eine Flotte von immer funktionaleren ‚Smart Ships‘ zu haben, die über zahlreiche Serviceleistungen verfügen, um den Gästen ein hochwertiges Erlebnis zu garantieren.“

T.A.I.: Welche Routen werden von GNV bedient und welche davon sind bei den Gästen besonders beliebt?

Matteo Della Valle: „Wir bieten Routen in sieben Ländern an: Ita­­lien, Frankreich, Spanien, Tunesien sowie Malta, Marokko und Albanien. Die wichtigsten Linien führen von Genua, Neapel und Civitavecchia, dem Hafen von Rom, nach Palermo auf Sizilien. In Sardinien mit einer Kapazität von rund 2.000 Kabinen pro Tag bedient GNV mit Olbia und Porto Torres zwei Häfen, Tunis wird von drei italienischen Häfen angefahren und Marokko mit den Häfen Tanger und Nandor von Italien, Spanien und Frankreich aus. Dazu kommen tägliche Verbindungen auf die Balearen, wo wir Mallorca, Menorca und Ibiza ansteuern. Und dann natürlich auch Albanien. Wobei wir in den letzten 10 bis 15 Jahren vor allem die Frequenzen in den Maghreb, also den Nordwesten Afrikas, erhöht haben.“

T.A.I.: Welche sind die beliebtesten Routen der Kund:innen aus Österreich?

Matteo Della Valle: (lacht) „Die Österreicher:innen lieben Italien! Deshalb werden fast ausschließlich unsere Angebote nach Sardinien und Sizilien gebucht.“

T.A.I.: Wie viele Buchungen erfolgen bei GNV direkt und wie viele kommen über Reisebüros?

Matteo Della Valle: „Das Verhältnis liegt bei 50:50. Die Web-Buchungen steigen natürlich stärker wegen der jüngeren Generation, aber der Prozess vollzieht sich eher langsam. Wir gingen nach Corona davon aus, dass es schneller gehen würde. Reisebüros sind und bleiben aber unser bevorzugter Kanal, dem wir neben dem neuen Buchungssystem auch Vorteile für frühzeitige Buchungen gewidmet haben.“

T.A.I.: Ist das Verhältnis in Österreich ähnlich?

Matteo Della Valle: „Nein, die Österreicher:innen konzentrieren sich mehr auf Direktbuchungen, Reisebüros spielen eine geringere Rolle. Das hat einen einfachen Grund: Je touristischer eine Destination ist, desto mehr wird direkt gebucht. Der Maghreb hingegen wird mehr von Reisebüros gebucht, weil hier der Anteil an Geschäftsreisen deutlich höher liegt.“

T.A.I.: Wann und wo wird es heuer die GNV Awards geben? Und werden dabei auch Agenturen aus Österreich ausgezeichnet?

Matteo Della Valle: „Die Awards werden heuer Ende September verliehen. Auf welchem Schiff muss noch entschieden werden. Ob dabei auch eine österreichische Agentur ausgezeichnet wird, hängt nicht von uns ab: Sie müssen stark verkaufen!“

T.A.I.: Letzte Frage: Wie sieht es mit dem Umsatz von GNV aus, der sich 2023 auf rund 600 Mio. Euro belief?

Matteo Della Valle: „Dazu möchte ich jetzt noch nichts sagen, der Geschäftsbericht wird erst im Juli präsentiert. Nur so viel vorweg: Der Umsatz von 2024 wird im Einklang mit jenem von 2023 sein!“

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
GNV

Mit voller Kraft voraus! Vier neue Schiffe stärken das Wachstum

18. Oktober 2024 | Kreuzfahrten/Fähren

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