Print-Ausgabe 18. Oktober 2024
Das findet im Quellmarkt Österreich besonderen Anklang – ab Winter 2024/25 ist dort für alle Kreuzfahrten ein Landausflug pro Anlaufhafen inkludiert
Ihr 10-jähriges Jubiläum feierte heuer bei Ponant Expedition & Yacht Cruises Andrea Hendel. Die Kreuzfahrt-Branche war für die Head of Sales Germany & Austria und ausgebildete Hotelière Neuland, Luxus hingegen nicht: Denn der berufliche Schwerpunkt lag stets im Key Account Management für Leisure und Corporate Kunden, mit Stationen u. a. bei Wyndham, Steigenberger oder Starwood. Für Andrea Hendel scheint die erste Kreuzfahrtgesellschaft der Welt mit einer „Green Globe Certification“ – sie erhielt dieses Zertifikat heuer im Februar – wie auf den Leib geschnitten, denn Ponant verbindet Luxus mit Nachhaltigkeit: „Wir gehen in eine super nachhaltige Richtung“, betonte Andrea Hendel vor kurzem im Gespräch mit T.A.I.
Die 1988 gegründete Reederei steht seit 2015 im Eigentum der im Luxus- und Konsumgüterbereich beheimateten Familie François Pinault. Als Andrea Hendel bei Ponant begonnen hat, gab es gerade mal drei Schiffe, heute besteht die Ponant-Flotte aus 14: Die „Sisterships“, wie die vier fast baugleichen (122 bis 132 Kabinen und Suiten) Mega-Yachten Le Boréal, L’Austral, Le Soléal und Le Lyrial genannt werden, wurden zwischen 2010 und 2015 in Betrieb genommen. Noch jüngeren Datums (Auslieferung zwischen 2018 und 2020) sind die sechs „Explorer-Schiffe“ (92 Kabinen und Suiten) Le Lapérouse, Le Champlain, Le Bougainville, Le Dumont-d’Urville, Le Jacques-Cartier und Le Bellot. Alle sechs verfügen über das „Blue Eye“, eine weltweit einzigartige multisensorische Lounge, die sich im Rumpf unterhalb der Wasserlinie befindet.
Flaggschiff von Ponant ist der erst 2021 ausgelieferte einzige Luxus-Eisbrecher der Welt „Le Commandant Charcot“ (123 Kabinen und Suiten), der es den Gästen ermöglicht, sowohl den echten Nordpol zu erreichen als auch das Südpolarmeer zu durchqueren. Es handelt sich zudem um ein elektrisches Hybridschiff, das im Normalbetrieb auf Flüssigerdgas (LNG) setzt. „Der ‚Commandant Charcot‘ ist wirklich einzigartig“, sagt Andrea Hendel. So befinden sich stets Wissenschaftler:innen an Bord, „die ihre Forschungen nicht im stillen Kämmerlein machen“.
Abgerundet wird die Ponant-Flotte durch die beiden Segelschiffe „Le Ponant“ (16 Kabinen und Suiten) und den heuer ausgelieferten MaxiKatamaran „Spirit of Ponant“ (sechs Kabinen). Das von ihm angebotene Reiseformat stellt ein absolutes Novum in der Luxuskreuzfahrtbranche dar. Damit nicht genug, setzt die Luxus-Reederei auf den Spezialisten für Polynesien „Paul Gauguin“ (165 Kabinen und Suiten). Er wurde speziell für die Navigation in polynesischen Gewässern konzipiert (u. a. geringer Tiefgang).
Wie läuft der Quellmarkt Österreich? „Der entwickelt sich sehr gut, auch wenn noch Potential vorhanden ist“, betont Andrea Hendel, die es als erfreulich ansieht, dass für Österreicher:innen „die Bordsprache nicht so dramatisch ist. Man kann sie auch leichter überzeugen, etwas Neues auszuprobieren. Letztendlich ist immer die Destination für Kreuzfahrten entscheidend.“ Ebenso hat sie festgestellt, „dass Österreich zahlungskräftiges Publikum hat“. Wobei Andrea Hendel betont, „dass wir für jedermann etwas im Sortiment haben“. Man kann bei Ponant 30.000 Euro pro Person ausgeben oder 3.000 Euro, etwa für sieben Tage in Griechenland. „Wir haben ein breites Angebot.“ Hauptmärkte sind mit ca. 50 % der Gäste Frankreich und Belgien, danach folgen die USA und Australien. Als immer stärker werdender Nischenmarkt entpuppt sich der DACH-Raum, der mittlerweile „mehr als 10 %“ zum Gesamtvolumen beisteuert.
Wie steht Andrea Hendel zum Boom im Kreuzfahrt-Expeditionsmarkt (die Anzahl der Expeditionskreuzfahrt-Schiffe stieg in den zurückliegenden 10 Jahren von 20 auf derzeit 88)? „Wir sind als erster in den Polar-Expeditionsmarkt hineingegangen und galten als Pioniere. Wir werden weiterhin als Pioniere wahrgenommen“, antwortet Andrea Hendel auf diese Frage. Wobei allerdings klar ist, „dass man sich heute den Kuchen mit mehreren Schiffen teilen muss“. Wichtig ist, dass es in der Arktis und Antarktis nie mehr als 200 Gäste gibt.
Wie steht es um die Ponant-Pläne für 2025? Andrea Hendel: „Wir planen Reisen nach Japan, in den Indischen Ozean und wir haben ein tolles Mittelmeer-Programm. Das wird stark nachgefragt.“ Ganz neu ist die Tatsache, dass Ponant für alle Kreuzfahrten ab Winter 2024/25 einen Landausflug pro Anlaufhafen und Person inkludiert. Das Angebot reicht vom Frühstück in einem Beduinencamp inmitten der Wüste über die Erkundungstour zu den Polarlichtern, bis zur Besichtigung der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt Cartagena oder der Beobachtung von asiatischen Elefanten in einem Nationalpark in Indien oder Sri Lanka. Dazu kommen natürlich optionale Ausflüge (gegen Aufpreis), wie Eisfischen, Hundeschlittenfahrten, Hubschrauberflüge, Erkundung des Inneren eines Vulkans etc.
Und wen sieht Andrea Hendel als Hauptmitbewerber im Kreuzfahrtbereich an? „Wir haben keinen“, antwortet sie prompt, „weil jeder seine eigenen USPs (Unique Selling Propositions) hat. Wir sind als Ponant wirklich unique.“ Als USPs von Ponant bezeichnet Andrea Hendel die Internationalität, kein Schiff hat mehr als 260 Gäste, die Reederei hat sich als Spezialist für Expeditionskreuzfahrten in die Polar- und tropischen Regionen entwickelt und es bestehen „unglaublich individuelle Routings“. Dazu kommen Nachhaltigkeit, Themen-Kreuzfahrten (z. B. mit dem Ballett der Pariser Oper) und „wir sind besonders Einzelreisendefreundlich“. So gibt es bei Ponant über 100 Kreuzfahrten ohne Einzelkabinenzuschlag, was eine Ersparnis von 30 % bis 70 % bedeutet.
Für 2025 liegen Andrea Hendel Kreuzfahrten in der „Südsee und im Indischen Ozean“ besonders am Herzen. „Die Agents kennen ja die Seychellen. Und dann als ‚Schnuppergeschichten‘ das Mittelmeer.“
Erstellt am: 18. Oktober 2024
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