Tourismus-Symposium

Ihr Auftritt bitte! Reisebüros rücken verstärkt ins Rampenlicht

Print-Ausgabe 14. April 2023

Gregor Kadanka rechnet damit, dass die Reisebranche heuer wieder das Umsatzniveau von 2019 erreichen wird (Foto: © Raimo Rudi Rumpler)


 

Bereits zum 2. Mal nutzte Fachverbandsobmann Kadanka beim WKO-Symposium die Gelegenheit, Österreichs Medien die Besonderheiten der Branche näher zu bringen

Es kam früher nie vor, dass sich Österreichs Touristik im Rahmen des Tourismus-Symposiums der WKO vor prominent besetzter Medien­riege präsentieren konnte. Der Spartenobmann Tourismus in der WKO Robert Seeber hat das geändert: Nachdem bereits vor einem Jahr der Obmann des Fachverbands Reisebüros Gregor Kadanka beim Symposium in Hochfügen im Ziller­tal im Rahmen eines Gastvortrages den Pressevertreter:innen von Medien wie Kurier, Kronen Zeitung, Der Standard, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, APA und natürlich T.A.I. die – damals noch pandemiegeprägte – Thematik der österreichischen Reisebürobranche näher brachte, stand er beim diesjährigen Tourismus-Symposium in Großarl im Rahmen eines Kamingespräches Rede und Antwort. Der Bogen spannte sich dabei vom touristischen Bereich über das Incoming und die Geschäftsreisen bis hin zur europäischen Ebene.

Fachkräfte-Herausforderung

Zum Einstieg gab’s vom Mondial-­Chef Gregor Kadanka – das Unternehmen ist mit seinen fünf zentralen Säulen, vom Congress und Destination Management über Corporate Travel & Events und Touristik bis hin zum Mondial Tour Operator, in so gut wie allen Geschäftsbereichen der Touristik tätig – noch einen kurzen Rückblick, wie extrem der Einschnitt durch die Corona-Pandemie war. „Vor der Krise hatte die Branche noch ca. 10.000 Mitarbeiter:innen“, so Kadanka. Durch die Pandemie gingen ca. 6 % der Betriebe, rund 10 % der Standorte und extreme 25 % der Beschäftigten verloren. Gregor Kadanka: „Derzeit haben wir rund 8.000 Mitarbeiter:innen, die in allen Bereichen der Branche fehlen. Gebraucht würden 9.000. Wir stehen vor der Herausforderung, diese Lücke zu schließen.“

Leicht wird dieses Unterfangen nicht. Alleine die Ausbildung für Counter-Mitarbeiter:innen nimmt laut Gregor Kadanka drei Jahre in Anspruch und diese „konnte in den letzten Jahren seit Ausbruch der Pandemie nicht stattfinden“. Für andere Mitarbeiter:innen der Reisebüro-Branche beläuft sich die Ausbildungszeit auf zwei Jahre.

Corona-Hilfen & Aufholjagd bei Fernreisen

Durch Corona gab es in der Reisebranche Rückgänge um ca. 85 %. „Ohne staatliche Unterstützung hätte die Branche nicht überlebt“, so der Fachverbandsobmann. Ein existenzielles Problem stelle diesbezüglich die ungeklärte Situation für Unternehmensverbünde dar, die laut Gregor Kadanka „in der Branche übervertreten sind“. Dies aufgrund der unterschiedlichen Bereiche von Bus über Incoming bis Outgoing etc. Wie lange eine Klärung des Sachverhalts dauert und welche Rückzahlungen drohen – die EU will Unternehmensverbünde gefördert sehen, Österreich Einzelunternehmen – sei nach wie vor offen.

Erfreulich ist, dass der touristische Bereich vor einem Jahr begonnen hat, stark anzuziehen. Kadanka: „Das erste Quartal 2022 war noch eine Null-Nummer, aber Ende des Jahres hatte das Gros der Branche wieder ca. 85 % des Umsatzes von 2019 erreicht.“ Derzeit finde eine „Aufholjagd bei Fernreisen“ statt. Ebenso hat sich das Preiseniveau stark verändert und zwar einerseits durch den Flugbereich, anderseits durch den teurer gewordenen US-Dollar. Für 2023 rechnet die Reisebranche laut Gregor Kadanka damit, „dass vom Umsatz her 2019 wieder erreicht werden kann.“

Incoming & Geschäftsreisen

„Faktisch tot“ war im ersten Quartal 2022 auch der Incoming-Bereich der Reisebüros. Danach folgten „mediale Berichte über die Ukraine-­Krise, die uns nicht gutgetan hat.“ Im weiteren Jahresverlauf hat dann das Meeting- und Gruppengeschäft gefehlt, dessen Vorlaufzeit ca. ein halbes Jahr in Anspruch nimmt. Für 2023 sind die Aussichten hingegen wieder deutlich positiver. Kadanka: „Wir sehen, dass Planungen wieder stattfinden.“

Auch bei den Geschäftsreisen „setzen die Firmen wieder darauf, persönlich zu ihren Kund:innen zu fahren.“ Viele Betriebe haben zudem „Werke, die sie besuchen müssen. Da gibt’s einen Nachholbedarf, damit man die Teams wieder zusammenbringt“, so Gregor Kadanka. Was den Reisebüros zusätzlich in die Hände spiele sei der Flugbereich, „der ebenfalls unter Personalmangel leidet, mit den bekannten Auswirkungen. Viele dieser Problemlösungen sind ins Reisebüro gekommen.“ Laut Kadanka halten die Airlines in Summe bezüglich Kapazitäten derzeit noch bei ca. 80 % des Vorkrisenniveaus. Dies führe zu höheren Auslastungen, aber auch zu höheren Preisen.

Aussichten nicht unerfreulich

Womit der Fachverbands-Obmann bei der ECTAA (European Travel Agents‘ and Tour Operators‘ Associations) angekommen war. Deren jüngste Umfrage ergab, dass es „große Unterschiede von Land zu Land sowie von Betrieb zu Betrieb gibt“. Generell sei aber eine Zweiteilung des Buchungsverhaltens feststellbar: Auf der einen Seite die Frühbucher:innen, auf der anderen jene, die kurzfristig disponieren, auch bei Fernreisen. Kadanka: „Das gab’s früher kaum.“ Für ihn steht aber eines fest: „Wer auf ein Last-Minute-­Jahr hofft, wird enttäuscht. Das wird nicht kommen.“

Eine große Herausforderung stellt europaweit sowie in Österreich aber der akute Fachkräftemangel dar. Ein wichtiges Thema dabei sei die Lehre. Diese verzeichnet wieder ein erfreuliches Comeback: „Die Nach­frage nach Lehrlingsplätzen ist rela­tiv gut“, betonte Gregor Kadanka. So gab es heuer im Jänner in der ­1. Klasse der Berufsschule um 55 % mehr Schüler:innen als im Jänner 2020. Damals befanden sich 32 Nachwuchskräfte im ersten Lehrjahr, heuer sind es 50.

Die Ausbildung entspricht offenbar dem Geschmack der Lehrlinge. Eine Umfrage des Fachverbandes der Reisebüros im Februar 2023 hat ergeben, dass „fast 100 % die Reisebürolehre weiterempfehlen würden und dass 90 % sehr zufrieden oder zufrieden mit dem Unterricht sind. Niemand war unzufrieden.“ Im Jahr 2021 wurde zudem mit der „dualen Ausbildung“ begonnen und in diesem Herbst startet an der FHWien der WKW ein Bachelor-Programm, ebenfalls mit dualer Ausbildung.

Für Gregor Kadanka ist die aktuelle Situation – im Gegensatz zu den Vorjahren – jedenfalls positiv: „Geld fürs Reisen scheint da zu sein und es herrscht nicht nur ein Trend zu All-Inclusive, sondern auch zu individuell handgeschnitzten, maßgeschneiderten Reisen.“ Auch die nachkommende Generation bleibt dem Reisebüro treu: „Junge und Singles noch weniger, aber wenn sie ins Berufsleben eintreten und/oder Familien gründen, dann kommen sie ins Reisebüro. Oft ist die Hochzeitsreise die erste Reise, die über ein Reisebüro gebucht wird.“ Die Aussichten sind damit, für eine der am härtesten geprüften Branchen, nicht unerfreulich. Ebenso positiv ist, dass sie nun auch beim Tourismus-Symposium der Wirtschaftskammer ihren Auftritt hat. Dem allgemeinen Verständnis für die Anliegen der Reisebüros kann das nur guttun.

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