ANA
Fachverband der Reisebüros

Wie läuft es bei den Reisebüros? Durchmischt, wie ein Überblick zeigt

Print-Ausgabe 15. April 2022

„Fakt ist, dass von 2019 bis heute rund 7 % der Reisebürobetriebe zugesperrt haben“, berichtet Gregor Kadanka


 

Im Rahmen des „Tourismus-Symposions“ der Bundessparte Tourismus in der WKO referierte Fachverbandsobmann Gregor Kadanka über aktuelle Herausforderungen

Es bildete im gewissen Sinne eine Premiere: Soweit sich T.A.I. zurückerinnern kann, war noch nie ein Fachverbandsobmann der Reisebüros geladen, um im Rahmen des „Tourismus-Symposions“ der Bundessparte Tourismus in der WKO über die aktuellen Herausforderungen der Branche zu referieren. Die Veranstaltung Ende März 2022 in Hochfügen im Zillertal stellte diesbezüglich also eine Premiere dar (auch für die Veranstaltungs-, Freizeit- und Vergnügungsbetriebe; mehr auf Seite 22). Fachverbandsobmann Gregor Kadanka nutzte dabei als Gastreferent die Gelegenheit, den anwesenden Top-Medienvertreter*innen (u.a. Kurier, Der Standard, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, T.A.I.) die Vielseitigkeit der Reisebürobranche sowie deren aktuelle Probleme näher zu bringen.

Im letzten Jahr vor der Pandemie, 2019, erwirtschaftete die Branche noch einen Umsatz von 4,65 Mrd. Euro. 2020 brach dieser um 65 % ein („alle haben gleich gelitten“), was sich 2021 kaum verbesserte. Wobei sich im Vorjahr laut Gregor Kadanka das Outgoing im Leisure-Bereich „weit stärker erholt hat, als das Incoming.“

Die Zukunft sei weiterhin durch große Fragezeichnen geprägt, wobei „das klassische Retail vom Nachholbedarf der Leute profitiert. Sie wollen ans Meer.“ Die aufgelegten Flug-Kapazitäten ab Wien lägen rund um Ostern bei ca. 60 % des Vorkrisen-Niveaus, im Sommer dürften sie auf ca. 80 % steigen. Wobei Gregor Kadanka davon ausgeht „dass es da sicher Engpässe geben wird. Auch bei den Herbstferien wird’s schon knapp“.

Die Buchungen hätten ab Mitte Jänner 2022 begonnen, anzuziehen. Im Februar seien die Mitarbeiter*innen sogar „ins Schwitzen gekommen.“ Danach (ab 24. Februar) habe Russlands Krieg in der Ukraine „für eine gewisse Verunsicherung gesorgt.“ Eine Storno-Welle sei aber ausgeblieben. Jetzt wirke sich die allgemeine Teuerungs-Thematik hemmend aus. Auch Reisen seien durch die Treibstoff-Erhöhungen der Airlines direkt davon betroffen. Gregor Kadanka: „Noch nicht gebuchte Reisen werden teurer.“

Im Incoming laufen die Nahmärkte zufriedenstellend und hier „die Urlaube in den Bergen und an Seen wesentlich stärker als in den Städten. Die liegen am Boden, da fehlen die Fernmärkte und da merkt man den Ukraine-Krieg ganz stark.“

Sehr schwer tut sich auch der Bereich der Gruppen, Events und Veranstaltungen. Der Grund liege nicht zuletzt darin, dass sich Österreich während der Pandemie mit den gesetzten Maßnahmen nicht gerade mit Ruhm bekleckert habe. Kadanka: „Wir haben als Destina­tion an Ruf und Verlässlichkeit verloren. Das haben andere (Länder) besser gemacht.“

Problematisch sei vor allem der Veranstalterbereich (viele Reisebüros sind auch als PCOs/Professional Congress Organizer tätig): „Die Veranstaltungen reißen im Oktober 2022 ab. Alle sprechen von der Herbstwelle, aber niemand weiß, was dann für Regeln gelten. Das ist frustrierend.“ Ausführlich über die Veranstalter-Branche referierte im Rahmen des „Tourismus-Symposions“ der Bundessparte Branchensprecher Tourismus Wolfgang Suitner (mehr dazu auf Seite 22).

Fakt ist, dass von 2019 bis heute laut Gregor Kadanka rund 7 % der Reisebürobetriebe zugesperrt haben. Bei den Mitarbeiter*innen sank die Zahl sogar um 25 %, denn deren Sprachgewandtheit, IT-Erfahrungen und Weltkenntnisse seien in anderen Branchen sehr geschätzt. Kadanka: „Viele wurden gezielt abgeworben.“

Worauf es jetzt vorrangig ankomme, sei aus Sicht der Reisebüros eine Durchhalte-Prämie als Einmalhilfe für besonders lange geschlossene Betriebe (die gibt es bereits in der Bundesrepublik Deutschland). Dort wurde auch die Überbrückungshilfe bis zum Sommer 2022 verlängert. Zwar würden diese Unterstützungen laut Kadanka „schon viel weniger Betriebe benötigen, aber einige brauchen sie in jedem Fall noch.“

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