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Mit Jahresende 2024 (konkret mit 1. November, dem Beginn des neuen Geschäftsjahres) wird die auf den touristischen Bereich spezialisierte „Reiserei“ vom Geschäftsreisespezialisten BTU (Business Travel Unlimited) an die touristikorientierte Unternehmensschwester Reisewelt verkauft. „Wir werden uns als BTU künftig ausschließlich auf unser Kerngeschäft konzentrieren“, betonte diesbezüglich BTU-Geschäftsführer Georg Nader (l.) im Gespräch mit T.A.I., an dem auch die beiden Reisewelt-Chefs Felix König (Mi.) und Ervin Sebestyen (r.) teilnahmen.
Der Grund für diesen Wechsel: „Die Komplexität im Markt ist sehr viel höher geworden“, so Georg Nader. „Die ‚Reiserei‘ ist ein Rohdiamant, der jetzt von der Reisewelt zum Diamanten geschliffen wird.“ Felix König, demzufolge die „Reiserei“ als Marke voll erhalten bleibt, über den Zeitablauf: „Wir haben das vor wenigen Wochen entschieden, alle Mitarbeiter:innen informiert und gehen damit jetzt an die Branchen-Öffentlichkeit und damit auch zu den Lieferanten.“
10 Jahre Jubiläum der „Reiserei“
Konkret wurde die „Reiserei“ als BTU-Marke 2014 gestartet. Rund zwei Jahre davor begann BTU mit der Einrichtung einer eigenen Touristikabteilung am Standort Salzburg. Ziel war es, Premiumreisen für Privatpersonen maßzuschneidern, die aus dem Kreis der BTU-Geschäftsreisekund:innen kamen.
Aktuell sind in der „Reiserei“ 22 Mitarbeiter:innen beschäftigt, die alle komplett vor der Reisewelt übernommen werden. Dies betrifft auch die bestehenden vier Standorte (Wien, Salzburg, Graz und Linz) sowie den „Reiserei“-Geschäftsleiter Hannes Reichl (Director Leisure & Mice – Austria).
Bei BTU (ohne AX Travel Management) kam die „Reiserei“ 2023 auf einen Umsatz-Anteil von 7 %, während sie künftig rund 10 % zum Reisewelt-Umsatz (auf Basis 2023) beisteuern wird. Von den Mitarbeiter:innen zählt die gesamte BTU-Gruppe (also inklusive AX Travel Management) derzeit rund 230 FTE (Full Time Equivalent) bzw. 250 in Köpfen. Die Reisewelt kommt aktuell auf 180 Beschäftigte (Köpfe).
BTU, Reisewelt & Blaguss
Die Übertragung der „Reiserei“ erfolgt laut Georg Nader „im Sinne eines sauberen Verkaufes“ (also inklusive Bewertung, Fließen eines Verkaufspreises etc.). Dies ist deshalb wichtig, da sich wie berichtet die Reisewelt 2021 mit der Blaguss Touristik zusammenschloss (gemeinsamer Umsatz vor der Pandemie laut T.A.I. rund 93 Mio. Euro). Seither hält die OÖ Raiffeisen Beteiligungsholding 74,9 % der Anteile, die beiden Cousins Thomas und Paul Blagusz (r., auf dem Foto mit Raiffeisen-Beteiligungsvorstand Reinhard Schwendtbauer) je 12,55 % (zusammen also 25,1 %).
Gleichzeitig mit dem damaligen Deal wanderte der bis dahin als Teil der Reisewelt agierende Geschäftsreisespezialist BTU zur OÖ Raiffeisen Beteiligungsholding, die auch die bis dahin von BTU-Gründerin Christiane Tondolo gehaltenen 26 % (Tondolo ging in Pension) übernahm. Die Raiffeisenlandesbank OÖ (sie ist Österreichs fünftgrößte Bank und zu 9,5 % Miteigentümerin an der zweitgrößten Bank des Landes, der Raiffeisen Bank International - RBI) hält seither über ihre Beteiligungsholding 100 % der BTU-Anteile. Reisewelt und BTU verfügen demnach seit 2022 über unterschiedliche Eigentümer-Strukturen.
Premium-Segment & „Defend- und Expand-Strategie“
Bei der Reisewelt ist die Freude über den Zugewinn an Kompetenz natürlich groß. Ervin Sebestyen: „Wir haben durch die Pandemie an Dynamik gewonnen und Blaguss Reisen integriert. Die ‚Reiserei‘ ist sehr im Premium-Segment engagiert und geht extrem gut.“ Nachsatz: „Wir halten das Premium-Segment für einen guten Weg, um in Zukunft erfolgreich zu sein.“
Bei BTU, die 2023 ihr 30-jähriges Jubiläum feierte (Bild), wiederum können sich Georg Nader, sein Geschäftsführer-Kollege Thomas Kreillechner (r.) und ihr Team künftig voll auf ihre Kernkompetenz Geschäftsreisen konzentrieren. Verwirklicht werden dabei die Zielsetzungen der von Nader definierten „Defend- und Expand-Strategie“:
Auch das Thema KI (Künstliche Intelligenz) spielt im Bereich der Geschäftsreisebüros eine zunehmende Rolle, wobei die KI-Bandbreite von der Reisebetreuung über Finanzen und Technik bis hin zur Arbeitsplatzmodernisierung reicht. Für Georg Nader ist dabei wichtig, „dass menschliche Intelligenz mit KI verbunden wird.“ Vor allem in Streik-Zeiten werde vielen Kund:innen klar, „wie wichtig persönliche Betreuung durch Profis ist.“ Daran kann selbst die beste KI nichts ändern.
Der Amex–CWT-Deal
Wie steht es um die Übernahme von CWT durch American Express Global Business Travel (Amex GBT), an das BTU über die AX Travel Management als Netzwerkpartner verbunden ist? Georg Nader: „Der Amex–CWT-Deal wird in den nächsten Monaten von den US-Wettbewerbsbehörden geprüft. Es ist also vor allem ein US-Thema, das uns heuer und wahrscheinlich auch 2025 nicht berührt.“
Wobei CWT in Österreich laut T.A.I.-Analyse kaum mehr Schlagkraft hat. 2013 noch Nummer 3 hinter Verkehrsbüro Business Travel/AX Travel und BTU (die beiden ersteren wurden 2022 von BTU gekauft), rutschte die als Office Location ihrer in Amsterdam beheimateten Mutter immer weiter ab. Erst im Spätsommer des Vorjahres gewann BTU im Vorjahr die Ausschreibung des bis dahin von CWT betreuten Großkunden Magna.
Ausblick auf 2025
Für beide läuft 2024 gut: Während BTU laut Georg Nader über den Marktzahlen liegt, bereitet man sich bei der Reisewelt laut Felix König „auf die zweite Buchungswelle für den Sommer vor, bevor der Herbst und Winter beginnt.“
Für 2025 planen beide ein kontinuierliches Wachstum. Die Reisewelt wird künftig über 34 Standorte verfügen (ohne „Reiserei“ sind es 30, die BTU über vier plus jenem in Vorarlberg von HBT Herburger Business Travel, an dem BTU mit 50,1 % beteiligt ist.
Erstellt am: 23. April 2024
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