Print-Ausgabe 27. Jänner 2017
Der neu installierte US-Präsident hat es getan und auch der österreichische Außenminister – den Effekt der Sanktionen gegen Russland zu hinterfragen. Von einem politischen Einknicken des flächenmäßig größten Landes der Erde ist jedenfalls bis dato nichts zu bemerken, sehr wohl aber von schwerwiegenden wirtschaftlichen Auswirkungen für die russische Wirtschaft und Bevölkerung und für Österreichs Exporte und seinen Tourismus. Der hat es allerdings nicht bei vagen Ankündigungen belassen, sondern handelt geradezu lehrbuchmäßig: Alle österreichischen Anbieter und Werbestellen mit starken Interessen in Russland haben dort auch in Zeiten massiver Rückgänge ihre Bemühungen um Reisepublikum und Reisebranche nicht zurückgefahren. Wohl wissend, dass es sich auf Grund von Größe und geographischer Distanz um ein natürliches Einzugsgebiet für unseren Tourismus handelt, das trotz politischer Auf und Abs einen namhaften Beitrag zur Nächtigungsbilanz leisten kann.
Diese Anstrengungen werden derzeit nicht nur durch ein zartes Comeback russischer Gäste belohnt, sondern zusätzlich noch durch eine Aktion des offiziellen Österreich unterstützt, die sich zwar mehr im atmosphärischen Bereich bewegt, aber gerade deswegen nicht zu unterschätzen ist: Das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft hat am 12. Jänner zusammen mit seinem entsprechenden Pendant in der Russischen Föderation das Tourismusjahr Österreich - Russland 2017 feierlich eingeläutet. Im prächtigen Rahmen der Wiener Hofburg, vor einer großen Delegation unter der Leitung der russischen Vizeministerin für Kultur auf der einen und Spitzenvertretern des österreichischen Tourismus auf der anderen Seite. Die Key-Note-Adresse überbrachte Taleb Rifai, Generalsekretär der UN-Welttourismusorganisation, höchstpersönlich, junge, preisgekrönte Virtuosen aus allen Teilen Russlands stellten sich mit einem glanzvollen Konzert ein. Damit wurde ein Anfang gesetzt, jetzt wird es darauf ankommen, was an Einzelaktionen im Laufe des Jahres folgt. Ganz konkret ist bereits die Eröffnung eines touristischen Informationsbüros Russlands, eine erfreuliche Nachricht vor dem Hintergrund der Schließung des Ungarischen Tourismusbüros in Wien. Schön wäre es auch, käme es bis zum Ende des Tourismusjahres zu spürbaren Erleichterungen bei den ausgesprochen lästigen Visaformalitäten, die den Reiseverkehr in beide Richtungen enorm behindern. Auch die im Vorjahr begonnene, derzeit aber stockende Zusammenarbeit bei der Errichtung einer Tourismusuniversität in Sochi könnte wieder flott gemacht werden. Doch was immer auch kommen mag, der Tourismus hat sich wieder einmal als Stimmungsaufheller bestens bewährt. Und das ist schon viel in Zeiten, da wir mit guten Nachrichten aus Politik und Wirtschaft nicht gerade überschüttet werden.
Erstellt am: 27. Jänner 2017
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