Standpunkt

Anspruchslos ehrgeizig

Print-Ausgabe 17. November 2017

Sie sind voll im Laufen, die türkis-blauen Koalitionsverhandlungen. Vorigen Freitag wurde von einer „Zwischeneinigung“ gesprochen. Ende dieser Woche soll es einen weiteren Termin geben, bei dem der türkise Sebastian und der blaue Heinz-Christian, also Kurz und Strache, weitere Zwischenergebnisse kommunizieren.
Auch für den Tourismus wird es spannend. Einmal hat die für ihn zuständige Fachgruppe bereits getagt, wobei inhaltlich Stillschweigen vereinbart wurde.

Das erste Treffen galt einem gegenseitigen Abtasten. Türkise Tourismus-Verhandler sind Casinos Austria Vorständin Bettina Glatz-Kremsner, Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler, Spartenobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher und Tirols Tourismusobmann bzw. Seilbahn-Präsident Franz Hörl.

Die blaue Riege wird von Wirtschaftstreuhänder Hubert Fuchs angeführt. Weitere Mitglieder sind WKÖ-Vizepräsident Matthias Krenn sowie die beiden Abgeordneten Gerald Hauser – er war in der zurückliegenden Legislaturperiode Obmann des Tourismusausschusses – und Roman Haider, Hausers Vorgänger im Ausschuss.

Heute, Freitag, tagt die Fachgruppe ein zweites Mal. Da geht’s schon um mehr als nur ein Abtasten. Wobei sich dem Vernehmen nach beide Seiten in vielen Bereichen einig sind. Als Knackpunkte gelten die Themen Visa-Politik und Arbeitsmarkt.

Von fachlicher Seite ist der Tourismus also bestens vertreten: vier Hoteliers (Gürtler, Hörl, Nocker-Schwarzenbacher und Krenn), zwei Seilbahner (Hörl und Krenn) sowie mit Hauser und Haider zwei Parlamentarier, die sich mit der Materie auskennen. Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler bringt nicht nur den Blickwinkel der Stadthotellerie mit in die Gruppe, sondern zählt auch zu den sechs größten Arbeitgebern von Österreichs Beherbergungsbranche.

Doch Tourismus ist bekanntlich mehr: die Themen „Digitalisierung & Innovation“ spielen ebenso hinein (in dieser Fachgruppe kann Wirtschaftsminister Mahrer zeigen, ob es ihm wirklich um Tourismus und Digitalisierung geht), wie „Landwirtschaft & ländlicher Raum“ (ein Bereich, der die enge Verknüpfung mit dem Tourismus konsequent verdrängt) oder Verkehr (wo mit Harald Ofner von türkiser Seite einer der beiden Wiener Flughafenchefs vertreten ist). Und bei „Finanzen & Steuern“ sitz mit Hansjörg Schelling jener Politiker im Team, der die 13 Prozent Mehrwertsteuer auf Logis und die Registrierkasse zu verantworten hat.

Wir dürfen also gespannt sein, was am Ende herauskommt. Hoffentlich mehr, als das Überschriftenpapier von 2013, bei dem für den Tourismus „140 Millionen Nächtigungen für 2018“ als ehrgeizloses Ziel definiert wurden. Es war bekanntlich bereits 2016 soweit. So gesehen war es nur logisch, dass die alte Bundesregierung nach Ziel-Erreichung ihren Hut nahm, erwartet sich diesmal anspruchsvollere Vorgaben der

Lupo

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