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In Großarl geht aktuell das diesjährige Tourismus-Symposium der Bundessparte Tourismus der WKO mit Spartenobmann Robert Seeber an der Spitze über die Bühne. Unter den eingeladenen Medien befinden sich – neben Fachmagazinen, allen voran die T.A.I. – Publikumsmedien vom Schlage der Kronen Zeitung (Manfred Schumi), Kurier (Simone Hoepke), Der Standard (Günther Strobl), Salzburger Nachrichten (Birgitta Schörghofer) sowie der APA (Austria Presse Agentur). Der Themen-Fokus des Symposiums ist auf den Bereich Arbeitsmarkt gelegt, wobei es im Rahmen des überaus informellen Treffens (u.a. Skitag mit Mittags-Vorträgen auf der Laireiteralm, Round Table) auch um aktuelle Trends der im Wandel befindlichen Städtetourismus- und Reisebranche sowie Ausblicke auf die Zukunft geht.
Strategie für organisierte Zuwanderung
Auftakt des von Sparten-Geschäftsführer Manfred Katzenschlager und seinem Team organisierten Tourismus-Symposium im 5-Sterne Hotel Edelweiss (Familie Peter Hettegger) war ein Kamingespräch mit Oliver Fritz (WIFO) und dem auf Tourismus spezialisierten Steuerfachmann Josef Reiter (Reiter & Partner). „Die Arbeitskräfte-Problematik ist das Thema der Stunde“, bekräftigte Spartenobmann Robert Seeber.
Zunächst zu den Hard-Facts: Seeber zufolge befindet sich das Beschäftigten-Niveau in Beherbergung und Gastronomie mit 234.000 Mitarbeiter:innen im Februar auf dem Höchststand (0,8 % mehr als im Februar 2019), aber mit 22 % gibt es extrem viele Teilzeitarbeitskräfte und mit 28.000 arbeitslos gemeldeten Personen um 18,5 % mehr als 2019. Wie immer man auch diese Zahlen kommentieren und was auch immer man aus ihnen herauslesen möchte, eines steht für Robert Seeber fest: „Ich glaube nicht, dass wir mit Teilzeitmodellen und Work-Life-Balance unseren Wohlstand aufrechterhalten können.“ Die zwei Kernforderungen von Seeber: „Die 4-Tage-Woche geht nicht und wir brauchen eine Strategie für organisierte Zuwanderung.“
Tourismus überwiegend weiblich
Der „Wunsch der Beschäftigten, weniger zu arbeiten, ist groß“, meinte dann WIFO-Manager Oliver Fritz. Ihm zufolge ist aber die „Beschäftigungs-Situation im Tourismus nach Corona wirklich gut“, wobei sich die Hotellerie hier besser entwickelte als die Gastronomie. Fest steht für ihn auch, dass die Arbeitszeiten-Dauer niedriger ist als 2019. Allerdings können dies „nicht empirisch überprüft“ werden, da es schlichtweg an geeigneten Daten dafür fehlt.
Ebenfalls ein Fakt ist die im Tourismus immer größer werdende Bedeutung ausländischer Arbeitskräfte. Nur noch 48 % (Hotellerie) und 45 % (Gastronomie) der in der Branche Beschäftigten sind Österreicher:innen. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft sind es 76 %. Fest steht laut Oliver Fritz auch, dass „der Tourismus eine sehr weibliche Branche“ ist. Dies ist u.a. auch ein Grund für die hohe Teilzeitquote und verdeutlicht auch die Dringlichkeit von Kinderbetreuungsplätzen vor allem im Beherbergungsbereich.
Steuer-Thematik als traurige Realität
Wenig geändert hat sich an den aus touristischer Sicht notwendigen Maßnahmen im Steuersystem. Was Steuer-Experte Josef Reiter – überaus anschaulich, da für die meisten eine fast undurchblickbare Materie – aufs Tapet brachte, sind leider Forderungen, die bereits seit Jahren bzw. Jahrzehnten von der Branche gefordert werden. Die Bandbreite reichte dabei von der Pensions-Problematik über Mitarbeiter:innen-Unterkünfte und Überstundenzuschlag bis hin zur Behebung des negativen Eigenkapitals, das vielen Betrieben zu schaffen macht. Einzig die mit heuer wirksam gewordene Abschaffung der „Kalten Progression“ kann hier auf der Habenseite verbucht werden.
Pilotprojekt „Erwachsenen-Lehre“
Vortragende beim Mittagessen auf der Laireiteralm waren Salzburgs Tourismus-Spartenobmann Albert Ebner (4-Sterne superior Hotel sowie Gasthof & Restaurant Das Hintersee), Thomas Burgstaller (Leiter des Arbeitsmarktservice/AMS Bischofshofen) – bei beiden ging es vorrangig um den touristischen Arbeitsmarkt – und der Geschäftsführer des TVB Großarltal, Thomas Wirnsperger.
Albert Ebner rückte in seinem Statement vor allem das Pilotprojekt „Erwachsenen-Lehre“ in den Vordergrund. Binnen zwei Jahren können so 18- bis über 50-Jährige zu touristischen Fachkräften ausgebildet werden. Zwei Turnusse wurden bisher durchgeführt. Für den vor dem Start stehenden dritten Turnus gibt es 34 Anmeldungen (maximal 40 Plätze). Die Ausbildung erfolgt in Betrieben, zusätzlich ist der Besuch einer Fachschule vorgesehen (zwei Monate). „Das sind gute Dinge“, so Ebner, „sie zeigen, dass wir in Salzburg auf einem guten Weg sind.“ In Zukunft soll die vorerst als Pilotprojekt konzipierte „Erwachsenen-Lehre“ auch von anderen Bundesländern übernommen werden.
Offene Stellen & wie sie besetzt werden
Wie wichtig der Tourismus im Salzburger Pongau als Arbeitgeber ist, verdeutlichte AMS-Leiter Thomas Burgstaller. Rund 20 % aller Beschäftigten der Region sind diesem Wirtschaftszweig zuzurechnen. Wobei von den rund 8.000 Tourismus-Mitarbeiter:innen um die 2.000 jedes Jahr ihren Job wechseln. Der Grund für diese laut Burgstaller „unheimliche Dynamik“ ist durch die Saisonalität der Branche begründet. Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer der Region liegt bei 200 Tagen pro Jahr. Über das AMS Bischofshofen laufen rund 90 % der offenen Stellen der Branche.
Ein großes Branchen-Thema bilden die im Osten Österreichs Arbeitssuchenden, denen viele offene Stellen im Westen des Bundesgebietes gegenüberstehen. Bemühungen, beide Seiten zueinander zu bringen, scheiterten bislang. So gab es zwar bei einer vom AMS-Bischofshofen organisierten Job-Börse 70 Interessent:innen, aber nur 2 (!) sind dann tatsächlich gekommen.
Ein wenig besser läuft es mit dem Projekt „Flachau – Wachau“, welches auf die Antizyklizität beider Regionen (starke Wintersaison da, starker Sommerfokus dort) abzielt. 12 Betriebe konnten bisher als Interessenten gewonnen werden, von denen allerdings bislang nur zwei den Austausch der Mitarbeiter:innen für Sommer und Winter praktizieren. Burgstaller: „Wir brauchen mehr Betriebe, die die Chance erkennen.“
Ausgeglichene Saisonalität im „Tal der Almen“
Den Abschluss der Mittagsvortragenden bildete Thomas Wirnsperger, der seit 1991 an der Spitze des TVB Großartal steht. Ihm zufolge ist es in der Zeit gelungen, die einst Winter-lastige Region (Ende der 80er Jahre 76 % aller Nächte im Winter) zu einer ausgeglichenen Saisonalität heranzuführen. 2019 wurden knapp 54 % aller Nächte im Winter erzielt, wobei sich in Wirnspergers-Ära das Volumen von 230.000 Übernachtungen auf 736.000 in 2019 erhöht hat. Aus einst 80,5 Vollbelegstagen wurden 150,7.
Mit zum starken Sommer-Aufschwung hat die Positionierung als „Tal der Almen“ beigetragen, wodurch laut Wirnsperger „ein einzigartiges Angebot für die Hotellerie“ entstanden ist. Aus einst 27 Almbauern sind bislang rund 40 geworden, die in der „charmantesten Sackgasse der Welt“ (Eigendefinition des Großarltals) für ein großartiges Sport- und Freizeitangebot auch im Sommer gesorgt haben (u.a. 400 km Wanderwege, 160 km beschilderte Rad- und Mountainbike-Routen).
Mehr darüber und auch über die „zweite Seilbahn-Achse“, die ab Winter 2023/2024 die Skigebiete von Großarl und Dorfgastein noch enger miteinander verbindet, demnächst in T.A.I. Ebenso wird T.A.I. gesondert über das abschließende „Round Table“-Gespräch des diesjährigen Tourismus-Symposiums mit Fachverbandsobmann der Reisebüros, Gregor Kadanka (Mondial), den Geschäftsführer der Schönbrunn Group, Klaus Panholzer, und Zukunftsforscher Tristan Horx, berichten.
Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:
Bundessparte Tourismus der WKO Haubenkoch, Wedelhütte und drei Kernforderungen der Branche >>>
Erstellt am: 23. März 2023
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