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Das für den Tourismus rund um die bevorstehende Wiederöffnung Mitte Mai 2021 brennendste Thema, der Arbeitsmarkt, stand im Mittelpunkt vom Teil 1 des „Auf geht’s Comebackprozesses“, der Mitte dieser Woche abgehalten wurde. Dabei kristallisierte sich – neben Fachkräfte- und Lehrlingsmangel – vor allem der Bereich „Kurzarbeit“ als wichtigstes Themenfeld. Noch im Lauf des Mai will Arbeitsminister Martin Kocher deshalb Details zur „Phase 5“ vorstellen. Ziel ist es, den Betrieben Planungssicherheit zu geben. „Die Kurzarbeit ist ein Sicherheitsnetz für diejenigen, die es wirklich brauchen“, so Kocher, der diesbezüglich von einem „Konsens unter den Sozialpartnern und der Bundesregierung“ sprach.
Angespannte Lage
Initiiert wurde der „Auf geht’s Comebackprozess“ von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (Link zum „Kick-off“-Bericht >>>). Mit ihr nahmen an dem von ORF-Moderatorin Nina Kraft begleiteten Talk neben Arbeitsminister Martin Kocher auch WKO-Generalsekretär Karl-Heinz Kopf, Verkehrsbüro Group CEO Martin Winkler und Meinungsforscherin Sophie Karmasin teil.
Wie Kocher und Köstinger in ihren Statements betonten, herrschte im Tourismus bereits vor der Corona-Krise ein Fachkräftemangel. Dies hatte nicht zuletzt mit der dynamischen Entwicklung der Branche zu tun: Waren 2010 durchschnittlich noch 180.000 in Hotellerie und Gastronomie beschäftigt, so stieg diese Zahl bis 2019 um über 22 % auf mehr als 220.000. Die Krise hat dazu geführt, dass diese Zahl 2020 wieder auf 178.025 fiel.
Durch das Modell der Kurzarbeit konnten im Tourismus 20.000 Betriebe und 150.000 Arbeitsplätze unterstützt werden. Zusammen mit dem für den Sommer 2020 gewährten Neustartbonus sowie der nun verlängerten Wiedereinstellungszusage konnte in vielen Fällen zwar eine Abwanderung in andere Branchen verhindert werden, die Lage ist und bleibt aber extrem angespannt.
Comeback mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten
Wie wichtig die Kurzarbeit für die Tourismusbranche war und ist, zeigten nicht nur die oben erwähnten Zahlen, sondern auch eingespielte Video-Statements von Branchen-Größen wie Georg Imlauer (Imlauer Hotels), Philip Borckenstein-Quirini (Thermalquelle Loipersdorf), Gerd Stübe (Kongresskultur Bergenz), Martin Schick (Schick Hotels) oder Sybille Brunnauer (Restaurant Brunnauer). Ihnen konnte Verkehrsbüro Group CEO Martin Winkler nur zustimmen: „Wir hätten die letzten 14 Monate ohne Kurzarbeit nicht geschafft.“
Wie sich die Lage der Branche darstellt, verdeutlicht die Verkehrsbüro Group von allen österreichischen Tourismus-Unternehmen wohl am besten: Ihre Bandbreite reicht von der Hotellerie (allen voran 26 Austria Trend Hotels und sechs Motel One) über die Incoming- und Outgoing-Touristik (mehr als 100 Ruefa Reisebüros, Eurotours, Jumbo) und den Geschäftsreisebereich (Verkehrsbüro Business Travel und AX Travel Management) bis hin zur Gastronomie (Palais Events inkl. Café Central) sowie Events und Kongressen.
Martin Winkler: „Wir decken die ganze Tourismus-Bandbreite ab.“ Dadurch „spüren wir die unterschiedlichen Comeback-Geschwindigkeiten.“ Im Reisebüro-Geschäft und auch im Kongress-Bereich werde es „schwieriger werden, aus der Krise wieder herauszukommen. Das wird eine große Herausforderung. Wir müssen MitarbeiterInnen einsetzen, sie können also nicht mehr in Kurzarbeit sein, aber die Umsätze kommen erst viel später. Auch die Stadthotellerie kommt zurück, aber nur Schritt für Schritt.“
Branchen-interne Unterschiede
WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf will sich bei all den vorliegenden Fakten „gar nicht vorstellen, wie es wäre wenn wir das Instrument der Kurzarbeit nicht gehabt hätten, sowohl bezüglich Liquidität der Betriebe als auch in Hinblick auf das Wiederaufsperren. Die Betriebe hätten gar keine Chance gehabt.“
Für Kopf steht deshalb fest, dass es die Kurzarbeit auch nach dem 1. Juli geben muss, allerdings mit Adaptierungen. Die Rahmenbedingungen müssen dabei so gestaltet sein, dass „wenn es innerhalb einer Branche Verwerfungen gibt, diese Betriebe Kurzarbeit auch weiter in Anspruch nehmen können.“ Als Beispiele nannte Kopf u. a. die Stadthotellerie und Kongresse. Ebenso klar sei, „dass wir an der Mindestarbeitszeit-Schraube drehen müssen.“
Bei den Reisebüros, wo es im Vorjahr gelungen sei, die „frustrierte Dienstleistung“ als Aufwand in den Fixkostenzuschuss (FKZ) aufzunehmen, gehe es um einen anderen Ansatz: „Wenn Personal aus der Kurzarbeit zurückgeholt werden muss, aber keine Umsätze erzielt werden können, müssen wir das als ‚betriebsnotwendiges Personal‘ im Fixkostenzuschuss berücksichtigen.“ Karlheinz Kopf: „Wir werden Kurzarbeit noch eine ziemliche Zeit lang brauchen. Das geht sicher tief ins nächste Jahr hinein, wahrscheinlich teilweise darüber hinaus.“
Damit liegt der Ball bei der Bundesregierung. Den Statements von Arbeitsminister Kocher, Tourismusministerin Köstinger und WKO-Generalsekretär Kopf zufolge sind die Chancen gut, dass diese ihn auch aufnimmt.
Der nächste Talk im „Auf geht’s Comebackprozess“ findet am Mittwoch, den 12. Mai statt. Er ist dem Thema „Tourismus in den Regionen gewidmet.“ T.A.I. wird darüber berichten.
Erstellt am: 05. Mai 2021
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