Thomas Reisenzahn, Alois Rainer und Georg Imlauer
Hotellerie und Gastronomie

Steigende Kosten, sinkende Zuversicht. Fachverbände fordern Entlastung und klare Perspektiven

T.A.I. 24 Top News

Zu einem Pressegespräch hatten am Donnerstag dieser Woche die Fachverbände Hotellerie und Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) in Wien eingeladen. Die neu gewählten Obleute Georg Imlauer (Hotellerie, am Bild r.) und Alois Rainer (Gastronomie, am Bild 2.v.l.) sprachen über aktuelle Herausforderungen und die Ergebnisse einer Online-Umfrage. Unterstützt wurden sie von Thomas Reisenzahn (Prodinger Tourismusberatung, l.), der einen Überblick zur aktuellen Situation der Hotellerie- und Gastronomiebetriebe vermittelte.

Zuversichtlichkeit trotz angespannter Lage

Die von den Fachverbänden präsentierte Umfrage wurde online unter 355 Gastronomie- und Hotelleriebetrieben im Juni 2025 durchgeführt. Gemäß den Zahlen blicken knapp 60 % der Gastronom:innen und Hoteliers optimistisch in die Sommersaison, im Vorjahr waren es noch 72 %. Ca. 40 % der Befragten geben sich wenig oder gar nicht zuversichtlich. Die Buchungslage schätzt der Großteil (46 %) schlechter als 2024 ein, 40 % der Personen sehen die Buchungen gleichbleibend wie im Vorjahr. Nur 14 % gaben an dass sich die Buchungslage verbessert hat.

Was die Umsatz- und Ertragsentwicklung betrifft, sind die Verhältnisse in etwa gleich verteilt. Jeweils rund ein Drittel der Gastronom:innen und Hoteliers verzeichnet sinkende, steigende oder konstante Umsätze. Trotz stabiler Umsätze konnten nur 18 % der Betriebe ihren Ertrag im Vergleich zum Vorjahr verbessern, während fast 50 % rückläufige Erträge melden. 37 % der Hotellerie-Betriebe rechnen zudem für den Sommer mit einer Bettenauslastung von weniger als 60 %, wodurch häufig die Kostendeckungsgrenze unterschritten wird.

Hohe Kosten als großes Problem

Laut Georg Imlauer und Alois Rainer gibt es derzeit drei große Kostentreiber, die eine wesentliche Rolle spielen. In der Gastronomie stehen Lebensmittel- und Getränkekosten für fast 90 % der Betriebe bei den Ausgaben an erster Stelle, gefolgt von Personal- und Energiekosten. In der Hotellerie dominieren die Personalkosten (67,7 %), gefolgt von Energiekosten (56,3 %) und Wareneinsatz (52,7 %). 87 % der Betriebe sind aufgrund gestiegener Vorleistungskosten zu Preisanpassungen gezwungen, jedoch gelingt nur 13 % der Befragten eine vollständige Weitergabe der gestiegenen Kosten für Vorleistungen über höhere Preise. Der Großteil trägt somit Mehrkosten (zumindest teilweise) selbst.

Im Gegenzug wird vielerorts ein Preisvergleich bei (Energie-)Lieferanten ermittelt oder aktiv Energie im Tagesgeschäft eingespart. Viele der Befragten passen zudem Speisekarten und Öffnungszeiten an, um die Kosten besser kontrollieren zu können. Ergänzend dazu investieren 10 % der Befragten in bauliche Verbesserungen und Energieeffizienz, mehr als 50 % der Gastronom:innen und Hoteliers setzen auf hochwertige Rohstoffe sowie angepasste Angebote.

Forderungen an die Politik

90 % der Betriebe fordern eine spürbare Senkung der Lohnnebenkosten, 80 % wünschen sich eine Verkürzung der Abschreibungsdauern, um Investitionsanreize zu schaffen. Außerdem seien weitere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen erforderlich, wie etwas das Erleichtern von Arbeiten im Alter, steuerfreie Überstunden oder die praktikable Öffnung des Arbeitsmarktes für Drittstaaten (wie etwa Indonesien oder Vietnam). Georg Imlauer und Alois Rainer wünschen sich gute Rahmenbedingungen, damit Österreich auch in Zukunft ein attraktiver Tourismusstandort bleibt und Schließungen bzw. Insolvenzen bestmöglich vermieden werden, denn die Zahl der Beschäftigten in Gastronomie und Hotellerie ist erfreulicherweise derzeit mitunter höher als jemals zuvor.

Entwicklung der Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe
Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
„Alpine Hospitality Summit 2025“

Keine grauen Haare trotz vieler unerfreulicher Hotellerie-Themen

13. Juni 2025 | Hotellerie

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