Print-Ausgabe 18. Oktober 2024
Die Österreichische Hotel- und Tourismusbank bietet einen Zinsvorteil für grüne Investitionen an – Ziel ist es, den Tourismus in die richtige Richtung zu entwickeln
Es war eine Premiere: T.A.I. besuchte die heuer im Frühjahr bezogenen Geschäftsräume der OeHT (Österreichische Hotel- und Tourismusbank) in der Wiener Innenstadt. Modern gestaltet, wie jene der mit 68,75 % als Mehrheitseigentümerin fungierenden OeKB (Oesterreichische Kontrollbank; den Rest der Anteile hält die Raiffeisen-Gruppe), residiert die OeHT nun im ehemaligen Palais Montenuovo. „Unser neues Büro ist als Open Office mit vielen Rückzugsflächen wie Besprechungszimmern oder Fokusräumen konzipiert“, betonte OeHT-Geschäftsführer Matthias Matzer zur Begrüßung. Bei dem Gespräch ging es vor allem um Hard Facts, anfänglich standen natürlich die neuen Büroräumlichkeiten im Vordergrund.
T.A.I.: Wie sieht es bei der OeHT mit Homeoffice aus, das nach der Pandemie als Teil des „neuen Normal“ propagiert wurde?
Matthias Matzer: „Wir bieten prinzipiell viel Homeoffice an und sind von der Infrastruktur sowie Technik her State of the Art. Trotzdem hat jede:r Mitarbeiter:in bei uns einen eigenen Schreibtisch im Sinne eines freien Arbeitsplatzes, wenn er oder sie ins Büro kommen will. Die persönliche Anwesenheit ist aber allen sehr wichtig und jeden zweiten Freitag haben wir marktrelevante Abstimmungsrunden als Präsenzmeeting. Es ist einfach ein Unterschied, wenn man sich persönlich trifft. Da kommt kein Hybrid-Meeting mit.“
T.A.I.: Die Tourismus-Staatssekretärin hat die OeHT zusammen mit der Österreich Werbung als „wichtiges tourismuspolitisches Steuerungsinstrument“ bezeichnet. Wie steht es um die Zusammenarbeit mit dem Ministerium?
Matthias Matzer: „Wir sind im Auftrag des Ministeriums tätig und haben ein sehr partnerschaftliches Verhältnis. Unser beider Ziel ist es, den Tourismus in Österreich zu fördern. Beim Grünen Tourismuskredit und anderen Förderthemen sind wir regelmäßig im Austausch; klassische Bankthemen wie Stundungen betreffen nur uns.“
T.A.I.: Welches sind die Hauptfelder der OeHT?
Matthias Matzer: „Unser Kernthema sind die KMU (Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen) der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, die Investitionen tätigen und in der Bilanz aktivieren. Der überwiegende Teil unserer Mittel, zwischen 90 % und 95 %, fließt da hinein. Zweiter Bereich ist die Unternehmens-Stabilisierung in Form von Zuschüssen und Haftungen und das dritte Thema betrifft die Jungunternehmer-Förderung.“
T.A.I.: Wie erfolgt die Abgrenzung zu den Leistungen der OeKB?
Matthias Matzer: „Bei der OeKB geht es primär um Export-Finanzierungen, wo die OeKB auch KMUs im Tourismus servicieren kann. Da herrschen aber andere Spielregeln. Am Ende entscheidet der Kunde aufgrund der Konditionen. Wir als OeHT prüfen, welches Produkt am besten zu einem Unternehmen passt. Hat z B. ein Unternehmen den KMU-Status – das sind bei konditionierter Betrachtung vor allem jene mit 250 Mitarbeiter:innen – bereits verlassen, dann wird es zur OeKB weitergereicht. Die Hausbanken und Banken kennen sich mit beiden Produkten sehr gut aus.“
T.A.I.: Fördern Sie als OeHT auch Seilbahnen?
Matthias Matzer: „Die Seilbahnen, also Aufstiegshilfen generell, sind komplett bei der OeKB, außer Beschneiungsanlagen und Speicherseen.“
T.A.I.: Welche Mittel stehen der OeHT heuer zur Verfügung?
Matthias Matzer: „Bei den Zinsen und Zinszuschüssen sind es 21,24 Mio. Euro, bei denen wir 2024 mit einer Vollausnutzung rechnen. Wir haben also ein sehr erfolgreiches Jahr. Das erp (European Recovery Program)-Budget beträgt 49 Mio. Euro. Heuer gehen wir in Richtung 90 % Auslastung. Die erp-Kredite sind sehr attraktiv, vor allem wenn man mit Fixzinsen arbeitet. Beim Haftungsrahmen, der insgesamt 625 Mio. Euro hoch ist, sind ca. 45 % ausgenutzt.“
T.A.I.: Welchen Anteil haben noch die Covid-Haftungen bei der OeHT?
Matthias Matzer: „Sie laufen Mitte 2025 aus. Die Ausfallquote liegt derzeit nur bei 2,25 %, also im Rahmen. Es war mustergültig, wie rasch die Politik gehandelt hat und Haftungsinstrumente für die Liquidität der Unternehmen angeboten werden konnten.“
T.A.I.: Kommen wir zum „Grünen Tourismuskredit“. Wie unterscheidet er sich vom „normalen“ OeHT Investitions-Kredit?
Matthias Matzer: „Beim ‚Grünen Tourismuskredit‘ erhalten Unternehmen 3 % Zinsenzuschuss, beim Investitions-Kredit sind es 2 %. Während der ‚Grüne Tourismuskredit‘, der an ökologische Kriterien gebunden ist, Investitionen bis zu 1 Mio. Euro fördert, sind es beim Investitions-Kredit bis zu 5 Mio. Euro. Die OeHT ist übrigens eine der wenigen Institutionen, die ein ‚Greenium‘, also einen Zinsvorteil, der bei grünen Investitionen anfällt, anbietet. Ein ‚Greenium‘ ist ein Terminus aus der Finanzwelt, der auf einen echten, finanziellen Vorteil bei nachhaltigen Finanzierungen anspielt. Es ist schön, dass wir so etwas nun unserer Branche anbieten können.“
T.A.I.: Sind Sie mit der Nachfrage nach dem „Grünen Tourismuskredit“ zufrieden?
Matthias Matzer: „Ja, wobei wir festgestellt haben, dass Unternehmen verunsichert sind, wenn wir ESG (Environmental, Social und Governance)-Kriterien abfragen. Sie befürchten oft Nachteile bei der Kreditförderung. Es geht uns dabei aber nur um eine Bestandsaufnahme, wo die Unternehmen derzeit stehen. Denn wir wollen messen, ob und wie sich der Tourismus in die richtige Richtung entwickelt. Es geht nämlich darum, den Tourismus klimafit zu machen. Anträge zum ‚Grünen Tourismuskredit‘ sind seit Mai 2024 möglich. Die ersten Bewilligungen wird es im vierten Quartal 2024 geben.“
T.A.I.: Welche Größenordnung zeichnet sich ab?
Matthias Matzer: „Bei den grünen Investitionen liegen wir derzeit bei rund 30 Mio. Euro. Ziel sind heuer 35 Mio. Euro. Es ist ein sehr kleinteiliges Geschäft, vor allem mit PV-Anlagen, Heizungstausch inklusive Umstellung auf erneuerbare Energien, Isolierung, Fenstertausch und Stromtankstellen für Gäste sowie Mitarbeiter:innen. Zusätzlich gibt es auch einen Nachhaltigkeits-Bonus.“
T.A.I.: Was meinen Sie beim Nachhaltigkeits-Bonus mit „auch“?
Matthias Matzer: „Der ist zusätzlich zu den 3 % beim ‚Grünen Tourismuskredit‘ und zu den 2 % beim Investitions-Kredit. Er wird für ökologische Komponenten, wie E-Tankstellen oder PV-Anlagen, für soziale Komponenten, wie ein Mitarbeiter-Haus, und für digitale Komponenten und Betriebsübernahmen ausbezahlt. Die Höhe liegt bei 7 % Einmalzuschuss und er ist mit 350.000 Euro gedeckelt. Das Ministerium nimmt viel Geld in die Hand, um den Tourismus bei der grünen Transformation zu unterstützen.“
Erstellt am: 18. Oktober 2024
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