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WienTourismus

Sind ChinesInnen nur Billiggäste? Nicht in Wien! Dort sind sie Spitze

Print-Ausgabe 31. Jänner 2020

Präsentierten vor kurzem die „Wiener Tourismus Bilanz 2019“: Peter Hanke und Norbert Kettner


 

Mit 63,17 Euro pro Gast und Nächtigung in der Bundeshauptstadt werden sie nur von den USA und Großbritannien übertroffen – in Tirol ist es umgekehrt

Wien ist anders. Dieser seit Jahrzehnten bestehende Slogan hat sich bei näherer Analyse der Mitte voriger Woche von Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke und Tourismusdirektor Norbert Kettner präsentierten „Wiener Tourismus Bilanz 2019“ einmal mehr bewahrheitet und zwar bei den Gästen aus China.

Diese gelten – das Coronavirus und die ausgesetzten Flüge von/nach China werden nur wenig daran ändern – als umsatzstärkste Shopping-Nation unter den Österreich-­Gästen aus nicht EU-Ländern: Laut Umsatzauswertung von Planet Payment, einem Spezialisten im Bereich Mehrwertsteuer-Rückerstattung, kletterte der Anteil der Einkäufe chinesischer Gäste auf 31 Prozent (2018 waren es 28 Prozent) aller TouristInnen aus Nicht-EU Staaten. Im Schnitt gaben sie in Österreich im Vorjahr 645 Euro pro Einkauf aus, nahezu ein Viertel mehr als der durchschnittliche Tax Free Shopper (525 Euro). Auf den höchsten ChinesInnen-­Anteil der Tax Free Shopping-Einkäufe kommt Salzburg (37 Prozent), vor Wien (35 Prozent) und Innsbruck (30 Prozent).

Bei den Nächtigungen sieht das Bild anders aus: Während in Tirol chinesische Gäste „bei der Unterkunftswahl als absolute Spar­meister“ gelten, wie Unternehmensberater Peter Haimayer vor einem Jahr in seinem TP-Blog zum Thema „Touris­ten aus China – ein Zukunftsmodell?“ feststellte, zählen sie in Wien zu den lukrativsten Gästegruppen.

Der Grund liegt in der unterschiedlichen Ausrichtung: In der Bundeshauptstadt dominiert der Individualgast, im Herz der Alpen hingegen der chinesische Gruppenreisende. Dies hat zur Folge, dass in Tirol rund drei Viertel aller Nächtigungen von Gästen aus China in der 1- bis 3-Sterne-Hotellerie erfolgen (Touristikjahr 2018/19). In Wien sind es nur 21 Prozent. Umgekehrt entfallen nahezu vier Fünftel aller chinesischen Hotelaufenthalte in der Donaumetropole auf die Hotels der 4- und 5-Sterne-Kategorie.

Gemessen am Nächtigungs­umsatz pro Gast (ohne Frühstück und Mehrwertsteuer) in Wien rangierten die Chinesen mit 63,17 Euro bereits an dritter Stelle, knapp nach den Briten und deutlich hinter den diesbezüglich unerreichten US-AmerikanerIn­nen (siehe Tabelle). Die bisher an dritter Stelle liegenden SchweizerInnen rutschten auf Platz 4 ab. Der Durchschnitt aller Wien-Gäste erreichte 2019 im Zeitraum Jänner bis November 56,95 Euro.

Noch eine interessante Entwicklung: Die Gäste aus China verzeichneten in Wien 2019 gegenüber 2018 mit 5,43 Euro den mit Abstand höchsten Umsatzzuwachs pro Nacht. Ihnen diesbezüglich am nächsten kamen die Inlandsgäste: Die ÖsterreicherInnen – sie geben wie die FranzösInnen, SpanierInnen, Deutschen und ItalienerInnen – nur unterdurchschnittlich viel für ihre Wien-Übernachtungen aus, hatten aber im Vorjahr mit 4,39 Euro Steigerung pro Gast und Nacht den zweithöchsten Wert nach China. 

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