Corona-Krise

Massive Umsatzeinbußen, hohe Kosten! Tiroler Top-Hotelier spricht Klartext

T.A.I. 24 TOP News

Österreichs Ferienhotellerie steht angesichts von Corona vor einer ernsthaften Bewährungsprobe. „Wie wir Familienbetriebe im Tourismus die Situation überstehen bzw. überleben werden, ist wirklich kaum abschätzbar“, so Hugo Westreicher, Geschäftsführer und Gesellschafter der beiden 5-Sterne Hotels Cervosa in Serfaus und Grandhotel Lienz in Osttirol. Seine Einschätzung: „Die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 hat der Tourismus bestens gemeistert. Diese Krise aber wird zu einer gewaltigen Prüfung.“

Zwei Standorte

Das Stammhaus der Familie Westreicher, das 5-Sterne Wellnesshotel Cervosa Gourmet & SPA in Serfaus (90 Zimmer, 3000 m² Wellness) begeht heuer sein 60. Jubiläum. Die offizielle Feier war zusammen mit 35 Jahren Mitgliedschaft in der 5 Sterne Top Liga Österreichs Hotellerie für den 3. April angesetzt. Daraus wird vorerst nichts.

Bei dem im Mai 2009 eröffneten 5-Sterne Grandhotel Lienz (76 Zimmer, 1.400 m² Wellness & Spabereich, fünf Tagungsräume) hat Hugo Westreicher mit der Simonitsch-Holding einen prominenten Mitgesellschafter: Heinz E.W. Simonitsch war in seiner aktiven Zeit Miteigentümer des legendären 5-Sterne Half Moon Hotels in der Montego Bay auf Jamaika.

Politischer Purzelbaum

Die Schließung erfolgte dann abrupter, als erwartet: „Wir sind immer davon ausgegangen, dass der letzte Betriebstag der Montag (16. März) war, geordnet die Betriebe putzen, und somit ein halbwegs ‚normales Saisonende‘ gewährleisten können. Leider haben sich dann aber die Entscheidungen und weitere Verordnungen überschlagen“, so Hugo Westreicher.

Doch nach der Pressekonferenz von Landeshauptmann Günther Platter am Sonntag, dem 15. März um 11.00 Uhr, hieß plötzlich, dass es alle MitarbeiterInnen und Gäste umgehend nach Hause zu schicken wären. Westreicher: „Dieser Shut-Down hat uns alle gewaltig gefordert, da die Betriebe auf diese kurzfristige Situation noch nicht vorbereitet waren.“

Im Cervosa (durchschnittlich 46 ArbeitnehmerInnen im Geschäftsjahr) sind acht MitarbeiterInnen und die Familie von Hugo Westreicher verblieben, die jetzt den Betrieb putzen und in Ordnung bringen. Westreicher: „Die Saisonmitarbeiter werden nun Ende März wegen vorzeitigem Saisonschluss abgemeldet. Die anderen Mitarbeiter werden wir ab Anfang April in die Kurzarbeit führen.“

Die wirtschaftlichen Folgen

Auf Grund des verordneten Saisonendes ist das Cervosa nun mit „beträchtlichen Umsatzeinbußen und im Verhältnis sehr hohen Personal- und Administrationskosten“ konfrontiert. Westreicher: „Alle anstehenden Buchungen wurden telefonisch und schriftlich storniert, sowie sämtliche Anzahlungen an die Gäste zurücküberwiesen. Wir haben die Stornos alle ohne Kosten, mit Weitsicht und Gespür behandelt.“

Wie sieht es mit der bevorstehenden Sommersaison aus? „Da müssen wir tagtäglich Stornos entgegennehmen. Die Verunsicherung ist leider sehr groß.“ Hugo Westreicher und sein Team hoffen jetzt, dass sich die Situation bis Ende April wieder normalisiert, „um eine Perspektive für den Sommer zu bekommen.“

Im Grandhotel Lienz (im Jahresdurschnitt 54 ArbeitnehmerInnen) war die Situation ähnlich. Westreicher: „Dort haben wir im Moment 25 Mitarbeiter, die wir alle in die Kurzarbeit geführt haben. Das ist jedoch nicht einfach, da die österreichische Bürokratie ihres dazu beiträgt.“ Weitaus schlimmer aber stellen sich laut Westreicher im Grandhotel Lienz die Stornierungen für den Sommer dar.

Polit-Maßnahmenpaket mit vielen Fragzeichen

Nicht absehbar ist laut Hugo Westreicher, „wie die Förder- und Unterstützungs-Maßnahmen, bis auf Haftungsübernahmen für Überbrückungs-Kredite durch den Bund, bei uns ankommen.“ Problematisch sein auch der Umstand, dass „unsere Qualitätshotellerie, die ohnehin hoch Kapitalisiert und verschuldet ist, jetzt ‚unverschuldet‘ Übergangskredite aufnehmen soll, um Arbeitsplätze und Standorte zu sichern.“

Hugo Westreicher befürchtet, dass „in den nächsten Jahren die Investitionen massiv zurückgehen werden. Und das spiegelt sich dann bei allen regionalen Firmen, also im Bau-, Baunebengewerbe, in Handel und Industrie, wider.“ Seine Hoffnung: „Vielleicht kommt am Ende der Krise die Einsicht, wie wichtig der österreichische Tourismus ist. Und welche Wertschöpfung und Aufträge durch ihn in sämtlichen strukturschwachen Regionen getätigt werden.“

Egon Jäger
27. 3. 2020
Nach der Krise
Ich kann Hr. Westreicher nur beipflichten. Leider wird es für den niedrigen Preissektor noch dramatischer. Bei ähnlicher Kostenstruktur gibt es kaum Spielraum für Rabatte oder Spezialangebote. Für unsere Handwerksbetriebe fehlt das ganze Jahr 2020! Die Tourismusbetriebe sollten mit 50 Prozent Zuschüssen zur Investiton angehalten werden! Dies ist für mich mindestens so wichtig Stundungen und Haftungen...!
Richard
27. 3. 2020
Umsatz Einbußen
Sehr geehrter Herr Westreicher, nicht nur Sie haben Umsatzeinbußen. Sie hatten doch tolle Jahre mit gigantischen Umsatz Zuwächsen. Ein Gästerekord nach dem anderen in einer Top Lage in Tirol! Da können ja andere Betriebe nur davon träumen. So jetzt sind Sie einer der ersten die wenn es nicht so läuft gleich nach Förderungen und finanzielle Unterstützung schreien!!! WER SOLL DAS DEN ALLES BEZAHLEN? ?? In diesen Corona Zeiten da nehme ich ja nur von einem den Hut der nicht nur an sich denkt. EIN PAAR Kilometer über die Grenze da beginnt Italien, die haben richtige Sorgen! !!! Da die an Ihre Angehörigen denken die verstorben sind! Denen gehört geholfen. Da waren schließlich auch einmal Ihre Gäste! !! IHR BRAUCHT WIRKLICH EINE NACHDENKPAUSE.IHR MÜßTE ENDLICH AUS EUREM GELDHAMSTERRAD RAUS!
Martin
28. 3. 2020
Corona
Tja vom verdienten Geld wird nirgends wo geredet,komisch...
Wo ist das???
Sicher ist es hart jetzt in dieser Zeit,aber es geht immer wieder weiter,ob viel Geld oder kein Geld.

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