3. „Prodinger Alpine Hospitality Summit“

Kein Blatt vor dem Mund! So geht es der Ferienhotellerie wirklich

Print-Ausgabe 14. Juni 2024

Thomas Reisenzahn (l.) und Marco Riederer konnten beim „Prodinger Alpine Hospitality Summit“ 250 Teilnehmer:innen begrüßen

Die Prodinger Tourismusberatung sparte beim „Summit“ kein Thema aus – die Kosten laufen den Betrieben davon, Banken tun sich bei der Finanzierung schwer

Es war wie immer ein Highlight, der „Prodinger Alpine Hospitality Summit“ im 4-Sterne Hotel Rasmushof Kitzbühel. Bereits zum dritten Mal von den beiden Chefs der Prodinger Tourismusberatung Thomas Reisenzahn (er ist geschäftsführender Gesellschafter) und Marco Riederer organisiert und mit 250 Teilnehmer:innen komplett ausgebucht, zog er nicht nur Entscheidungsträger:innen in Sachen alpiner Hotelimmobilien, Architekt:innen und finanzierende Banken an, sondern auch die „Crème de la Crème“ des heimischen Tourismus, allen voran die Geschäftsführerin der Österreich Werbung Astrid Steharnig-Staudinger, die Tirol Werbung Chefin Karin Seiler, den Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung Markus Gratzer oder Josef Margreiter, CEO der Lebensraum Tirol Holding, um nur einige zu nennen.

Die Moderation lag bei ORF-Profi Tarek Leitner, der den „Summit“ mit Humor einleitete (und lobenswerter Weise auch immer wieder das Publikum in die Diskussionen einbezog): „Der alpine Ferientourismus hat eine andere Herkunft. Daran erinnert uns hier auch der Geruch“, meinte er (Anm.d.Red.: Da sich Regen angekündigt hatte, waren Felder und Wiesen rund um das Hotel Rasmushof mit natürlichem Dünger versehen worden). Dies tat der Stimmung keinen Abbruch, im Gegenteil: „Es handelt sich um ein alpines Duftkonzept, das wir da reinbringen wollten“, so Thomas Reisenzahn schmunzelnd.

Während Thomas Reisenzahn und Josef May (Senior Business Consultant bei der Prodinger Steuerberatung und Geschäftsführer der Maylenstein Wirtschaftsberatung) zur Standortbestimmung brandaktuelle Zahlen von Österreichs Ferienhotellerie präsentierten (bis inkl. Wintersaison 2023/24, siehe nebenstehenden Beitrag), stand mit der Diskussionsrunde der „Alpine Century Hotels“ (ein von der Prodinger Tourismusberatung kreierter Begriff, der auf die Top-Häuser der alpinen Ferienhotellerie verweist) ein erstes spannendes Gespräch auf dem Programm. Eingeladen dazu waren Elisabeth Gürtler (Alpin Resort Sacher, Seefeld), die beiden Schwestern Elisabeth Hauser-Benz und Maria Hauser (Bio- und Wellnessresort Stanglwirt, Going), Gerhard und Sohn Philipp Altenberger (Hotel Krallerhof, Leogang) sowie Johannes Mitterer, der als Geschäftsführer des Hotel Kitzhof den kurzfristig erkrankten Motel One Gründer und Kitzhof-Besitzer Dieter Müller exzellent vertrat. Die Kernaussagen: Preisdurchsetzung stellt für die „Alpine Century Hotels“ kein Problem dar (Gürtler: „Durch niedrigere Preise kriegen wir keine zusätzlichen Gäste“), man müsse dem Gast Mehrwert geben und mehrere Zielgruppen abdecken (u.a. MICE, Feriengäste etc.). Die Sommersaison werde durch den Klima­wandel immer wichtiger (Hauer: „Wir müssen uns vermehrt ganzjährig aufstellen. Man kann jede Jahreszeit in ihrer ganzen Schönheit unheimlich gut verkaufen“).

Das spannende Thema der „Next Generation Hotels“ und die „Generation Z“ (die zwischen 1997 und 2012 Geborenen werden 2030 ein Drittel aller Reisenden stellen) nahmen der Architekt Christian Prasser (er unterrichtet an der New Design University in St. Pölten) und seine Student:innen unter die Lupe. Die Gen Z ist als Zielgruppe alles andere als homogen (sie verteilt sich auf sechs unterschiedliche Sinus-Milieus), wobei sich für Ferienhotels vor allem eines herauskristallisiert: Alle Bereiche sollten fließend ineinander übergehen (keine eigenen Rezeptionen und Restaurants mehr, sondern „Living Lobbys“ mit Show-Küchen etc.), die Zimmer werden zu „Sleeping Shelters“ (2er bis 6er Zimmer, „Luftraum“ im Vordergrund, Betten ans Fenster gerückt, um Blicke in die Natur zu gewährleisten).

Der Nachmittag startete mit einer Diskussion rund um die „in Teufels Küche“ (Programm-Text) geratene Hotelgastronomie. Mit NEOS-Tourismussprecher Sepp Schellhorn, Falstaff-Eigentümer Wolfgang Rosam, Tirols Fachgruppenobmann Hotellerie Franz Josef Staggl (Hotel Arzlerhof, Pitztal), Michael Hönigmann (General Manager der Harisch Hotels Kitzbühel) und Lukas Sendlhofer (er führt das Hotel Sendlhofer’s in Bad Hofgastein und hat dort mit LUKE’S Wohnzimmer ein bemerkenswertes Restaurant-Konzept verwirklicht) war das Podium auch in diesem Fall stark besetzt.

Schellhorn („Die Mitte bricht weg, sowohl bei den Wirtshäusern als auch bei den 4-Sterne Hotels“) deponierte gleich zu Beginn seine Kernforderung („Unsere Mitarbeiter:innen müssen mindestens 10 % mehr vom selben Bruttolohn bekommen“), was von Rosam als „richtige Forderung, die auch politisch durchsetzbar ist“ quittiert wurde. Hönigmann wiederum stellte das Konzept der Halbpension in Frage („Die Gäste wollen sie nicht mehr“). Rosam: Wir brauchen Ideen und mehr Entertainment. Alte Formeln werden nicht mehr funktionieren.“

Ebenso spannend war die Podiums-Diskussion „Hotel-Stars in den Alpen“, an der neben Michael Sebastian Madreiter (PURADIES Naturresort, Leogang), Stefan Eder (Hotel Coolnest, Zillertal) und dem eidgenössischen Hotelier René Koch (Stoos Lodge, Schwyz) auch der Südtiroler Architekt Christian Rottensteiner (NOA network of architecture) teilnahm. Die drei Hoteliers hatten zuvor die Gelegenheit, ihre Häuser näher vorzustellen.

Bevor es zum letzten Programmpunkt ging („Klassische & alternative Finanzierungsmöglichkeiten – wohin geht die Reise?“), wurde noch auf die neue Klasse der „Serviced Apartments“ eingegangen. Patrick Brändle von den Remind Hotels sprach von 73 % Auslastung und einer Average daily rate von 95 Euro. Die Rendite seiner Remind Hotels erreicht bei einem Invest-Volumen von 16,8 Mio. Euro 6,19 %, der GOP im Bereich Logis liegt bei 54 %.

In der abschließenden Diskussion mit Erich Falkensteiner (FMTG - Falkensteiner Hotels), Florian Zellmann (Österreichische Hotel- & Tourismusbank – OeHT) und ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer herrschte Einigkeit, dass Bankkredite allein nicht mehr ausreichen. „In Österreich wird überwiegend sehr konservativ finanziert, aber das Korsett der Banken wird immer enger“, so Zellmann. Trotz geförderter Kredite sei angesichts des notwendigen Eigenkapital-Anteils von 40 % bei Neuinvestitionen für viele das Limit erreicht. Und laut Gratzer werden die Mitarbeiterkosten „weiter spürbar steigen, auch bei Inflation und Zinsniveau schaue es nicht sehr positiv aus.“

Das Schlusswort lag bei Thomas Reisenzahn, der gerne einen Lösungsansatz aus Südtirol nach Österreich importieren würde: „Unsere Hotels haben zu wenig Eigenkapital, aber zu viele stille Reserven. Eine Aufwertungsbilanz würde den Staat nicht viel kosten. In Südtirol konnte durch diese Aufwertungsmöglichkeit die Ferienhotellerie gepusht werden.“ Fazit: Der „3. Prodinger Alpine Hospitality Summit“ zeigte, wie es aktuell um die alpine Ferienhotellerie steht und welche Herausforderungen es zu meistern gilt. Wie dies gelingt, darüber mehr beim „Alpine Hospitality Summit“ 2025. T.A.I. wird berichten.

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
Branchenreport Ferienhotels

Ferienhotellerie braucht noch, Top-Betriebe halten sich exzellent

14. Juni 2024 | Hotellerie

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