ANA
Fachkräftemangel im Tourismus

Integration versus Abschiebung: Drei Erfolgsbeispiele der Hotellerie

Print-Ausgabe 16. April 2021

Sepp Schellhorn mit Claudine Mengue, die einen positiven Aufenthaltsbescheid erhalten hat und weiter in Österreich bleiben darf


 

… und zwei, die trotz aller Lehrerfolge mit Negativbescheiden endeten – der jüngste „Bericht aus dem Parlament“ von Sepp Schellhorn verdeutlicht das Engagement in diesem Bereich

Drei Jahre ist es bereits her: Rudolf Anschober, der am Dienstag dieser Woche aus Gesundheitsgründen seinen Rücktritt als Gesundheitsminister erklärte, war im Frühjahr 2018 noch Landesrat für Umwelt, Wasserrecht, Integration und KonsumentInnenschutz in OÖ. Mit großem Einsatz setzte er sich damals für Asylwerbende ein, die mitten in einer Lehrausbildung zum Koch/Köchin und Gastronomiefachmann/frau standen und sich aufgrund von Negativbescheiden mit einer drohenden Abschiebung konfrontiert sahen. T.A.I. berichtete groß darüber. Ein Jahr später, als ein Folgebeitrag zu dieser Thematik erschien, waren sie noch immer ungelöst.

Vorige Woche schließlich, zu Ostern 2021, berichtete Sepp Schellhorn (Hotelier, Gastronom sowie Wirtschafts- und Tourismussprecher der NEOS) in seinem wöchentlichen „Bericht aus dem Parlament“ von einem positiven Fall aus seinem Hotel Der Seehof in Goldegg: Claudine Mengue, die seit Winter 2015 im Seehof auf der Etage arbeitet, erhielt nach jahrelangem Asylverfahren Nachricht über einen positiven Aufenthaltsbescheid und darf in Österreich bleiben. Für T.A.I. Anlass, auf Basis der 2018 und 2019 erschienenen Beiträge bei Gudrun Peter (Hotel Weißes Rössl in St. Wolfgang) und Florian Mayer (Family Lux Resorts) nachzufragen, wie es den tätigen Lehrlingen mit laufenden Asylverfahren und drohender Abschiebung seither erging.

Von Schicksalsschlägen zur gelungenen Integration

Doch vorerst zunächst noch zu Claudine Mengue, deren tragisches Schicksal einen Roman füllen könnte. Sepp Schellhorn: „Claudine ist 2015 aus Kamerun geflohen. Ihr Mann wurde von der Terrormiliz Boko Haram im Grenzgebiet zu Nigeria ermordet.“ Dreimal musste Claudine daraufhin ohne jeglichen Grund und unter schrecklichen Misshandlungen ins Gefängnis. Dann gelang ihr die Flucht, die im November 2015 am Gang einer Wiener Flüchtlingsunterkunft endete, bekleidet lediglich „mit einer kurzen Bluse, Halbschuhen und einem Pulli“, erzählt Sepp Schellhorn weiter. Im Flüchtlingsheim gab es aber kein freies Bett. Falter-Redakteurin Nina Horacek nahm deshalb Claudine vorübergehend bei sich auf, aber – so Schellhorn – „es brauchte eine dauerhafte Bleibe und eine Perspektive“.

Die eröffnete sich, als Claudine Mengue Anfang Dezember 2015 im Café Griensteidl vor Sepp Schellhorn stand, „in der Hand ihre Habseligkeiten in einem Plastiksackerl.“ Die Schellhorns nahmen daraufhin Claudine in ihrem Hotel in Goldegg auf. „Claudine lernte deutsch, gewann Freunde, arbeitete am Seehof und legte eine beeindruckende Integration hin“, so der NEOS-Abgeordnete. Der letzten mündlichen Verhandlung im Asylverfahren Anfang Jänner 2021 folgte nun der positive Bescheid.

Bei weitem nicht alle Verfahren enden positiv, wie T.A.I. von Florian Mayer von den Family Lux Resorts (je zwei Hotels in Österreich und Deutschland) erfahren musste. Beide aus Afghanistan stammende Lehrlinge, Maisam Rohestani und Farzad Soltaniin, die 2018 im Dachsteinkönig in aufrechten Lehrverhältnissen standen (beide im Mangelberuf Koch) und negative Asylbescheide erhielten, konnten ihre Lehren nicht fertig machen. Florian Mayer: „Leider sind beide nicht mehr im Dachsteinkönig. Maisam kämpft nach wie vor um sein Bleiberecht und Farzad wurde bereits abgeschoben.“

Rösslwirtin Gudrun Peter hingegen kann diesbezüglich aufatmen. Ihr 4-Sterne Superior Romantik Hotel in St. Wolfgang bildet seit Juli 2017 den nach Österreich geflohenen Afghanen Rahmat Jafari als Lehrling aus (Restaurant-Fachmann), der 2018 aufgrund eines Negativbescheides abgeschoben werden sollte. In einem „offenen Brief" appellierte damals „Rössl"-Altwirt Helmut Peter an Bundeskanzler Sebastian Kurz, „nicht jahrelanges Bemühen um einen Menschen mit einem Federstrich zu zerstören“. Auch der aus Guinea geflohene Lamine Bah (Koch-Lehrling im Weißen Rössl) musste noch um sein Bleiberecht zittern.

Die nunmehrige Nachfrage von T.A.I. bei Gudrun Peter ergab: „Ja, die beiden Herrn arbeiten nach wie vor bei uns. Lamine hat seine Lehrabschlussprüfung im Jänner erfolgreich abgelegt und darf weiter bei uns bleiben. Rahmat absolviert gerade sein letztes Schuljahr und macht sich auch sehr gut. Seine Prüfung wird im Sommer/Herbst sein.“ Laut Gudrun Peter „dürfen beide vorerst bleiben“. Nachsatz mit Bezug auf das seit November österreichweit bestehende Beherbergungsverbot: „Wir hoffen, dass wir bald wieder wirklich arbeiten dürfen.“

Wichtige Basis für eine erfolgreiche Zukunft

Die erwähnten Beispiele, denen noch viele beigefügt werden könnten, verdeutlichen eines: Wie stark sich Österreichs Hotellerie, – die am Ende der Corona-Krise MitarbeiterInnen benötigt, wie einen Bissen Brot –, um die Integration von MigrantInnen bemüht, diese mittels Lehrausbildung zu engagierten MitarbeiterInnen heranbildet und gemeinsam mit ihnen die Basis für eine erfolgreiche Zukunft schafft. Negativbescheide machen dies leider allzu oft mit einem Federstrich zunichte.

Deshalb zurück zu Sepp Schellhorn und dessen eingangs zitiertem Bericht über den erfreulichen Ausgang des Asylverfahrens von Claudine Mengue: „Es gibt viele Gründe an der Situation der heimischen Innenpolitik zu verzweifeln. Aber wer sich engagiert, kann etwas bewegen. Das lässt mich weitermachen.“

Gudrun Peter mit Rahmat Jafari und Lamine Bah

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