Print-Ausgabe 29. Jänner 2016
Um die Tage nach dem 6. Jänner zu beleben, schnürten vier Top-Hotels aus Großarl zusammen mit Hauben-Köchen und Hüttenwirten ein einzigartiges Genuss-Paket
Wenn der Dreikönigstag mit dem Skispringen im nahen Bischofshofen gelaufen, aber noch ein Stück Woche übrig ist, droht in Skiorten wie Großarl die große Leere. An sich wäre es die „Zeit der Russen“. Doch diese hat es einerseits nie ins versteckte Nationalpark-Tal gezogen und im Vergleich zu vor zwei Jahren hat sich die russische Gästezahl fast halbiert. Deshalb wurde nach Wegen gesucht, das Jänner-Loch anderwärtig zu füllen. Die gefundene Lösung im „Tal der Almen“ lautet „Genussgipfel“, von 6. bis 10. Jänner 2016 war es erstmals soweit.
Vier 4-Sterne superior-Hotels, Edelweiß (Familie Hettegger), Großarlerhof (Familien Andexer und Viehhauser), Moargut (Familie Kendlbacher) und Nesslerhof‚ (Familie Neudegger) haben sich zu diesem Zweck mit zwei Bergrestaurants zusammengetan. An zwei Tagen kreierten die Kochstars Karl und Rudolf Obauer (4 Gault Millau-Hauben Restaurant Obauer, Werfen) und Franz Fuiko (2 Hauben Restaurant Carpe Diem, Salzburg) mit den Hüttenwirten Rupert Gschwandtl (Gehwolfalm) und Alois Laireiter (Panorama Alm) bemerkenswerte Gerichte.
So zeigte Obauers Linseneintopf, wie Genialität bei durchaus einfachen Speisen funktioniert: Faschiertes Lamm, bissfeste Linsen und raffinierte Würzkunst – und schon wurde die Gehwolfalm zum Gourmettempel. „Wir haben das jetzt die ganze Saison auf der Karte“, reagierte Hüttenwirt Rupert Gschwandtl angesichts des unerwarteten Erfolgs. 150 Portionen waren angekündigt, mindestens 170 seien aber aus der Küche gegangen.
Zusätzlich verwöhnten an den Genussabenden die Küchenchefs der vier Partnerhotels ihre Gäste mit außergewöhnlichen Menüs, die Top-Winzer Bründlmayer, Wieninger, Polz und Reeh brachten Schätze aus ihren Kellern zur Verkostung mit, auch zum Mittagslunch auf der Hütte. Übrigens luden die Hoteliers überwiegend ihre Gäste zum Gourmetlunch auf die Gehwolfalm und die Panorama Alm ein. Die Gäste zeigten sich begeistert und forderten ein Da capo für’s nächste Jahr.
Kein Zufall ist der Schauplatz. Im lange verträumten Großarl hat die Hotellerie in den letzten Jahren einen kräftigen Gang zugelegt. Das bestätigt auch die ÖHV-Destinationsstudie 2014, die dem Großarltal ein Top-Ranking attestiert (österreichweit vierterfolgreichste Destination hinter Saalfelden-Leogang, Bodensee-Vorarlberg und dem Ötztal).
Im Vorjahreswinter 2014/2015 wurden knapp 408.000 Nächtigungen (+1,1%) verbucht, der Sommer 2015 erreichte rund 340.000 Übernachtungen (+2,9 %). Das Großarltal war damit im Sommer von der Dynamik her die erfolgreichste Destination im Salzburger Pongau (Gasteinertal, Salzburger Sportwelt, Großartal und Salzburger Sonnenterrasse), im Winter die zweitbeste hinter der Salzburger Sportwelt. Die Jahresauslastung liegt seit Jahren bei 36 bis 37 Prozent, wobei gerade die Spitzenhotellerie (Betten-Auslastung über‘s Jahr an die 57 %, 207 Vollbelegstage) ihr Angebot kontinuierlich verstärkt.
„Wir können noch durchaus 1.000 Betten mehr verkraften“, sagt Edelweiß-Hotelier Peter Hettegger. Denn zuletzt ging in den unteren Kategorien durch den Ausstieg von Privatvermietern und einer Jugendherberge das Angebot zurück. Projekte in diese Richtung (Explorer, Jufa) seien aktuell in Diskussion. Entgegen seiner Ankündigung, angesichts der verschlechterten Rahmenbedingungen in Österreich nur mehr in sein 2010 eröffnetes Berchtesgadener Hotel (es heißt ebenfalls „Edelweiß“) zu investieren, plant Hettegger nun neuerlich Ergänzungsinvestitionen. Ein nebenliegendes Grundstück wurde bereits erstanden. „Aber statt noch 2016 werden wir das Edelweiß wohl erst 2018 erweitern“, betont er.
Junghotelier Hermann Neudegger, 4-Sterne superior Nesslerhof, zuvor Koch im Edelweiß, bevorzugt eine schnellere Schlagzahl: drei Jahre nach der Eröffnung will er 2016 weitere 6,5 Mio. Euro investieren. Zu den 20.000 werden weitere 15.000 m³ Bausubstanz geschaffen. Zu den 48 Zimmern kommen 14 weitere mit Suitencharakter, weitere Saunen und ein künftig ebenerdiger Skikeller dazu. Vergrößert wird auch der Speisesaal. „Wir hatten zuletzt keine Halbpension mehr unter netto 108 Euro“, freut sich Neudegger über die über Plan liegende Akzeptanz des Hauses. Der Nesslerhof verzeichnete 2015 bereits 255 Vollbelegstage in den 10,5 Öffnungsmonaten. Gerechnet wird mit der echten Betten- nicht Zimmerkapazität, sonst wäre der Auslastungswert noch höher.
Erstellt am: 29. Jänner 2016
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