Print-Ausgabe 20. August 2021
„Wir brauchen weiterhin Unterstützung und Erleichterung“, so die Obleute Mario Pulker und Susanne Kraus-Winkler
Buchungen kurzfristig, Stadt-Land und West-Ost mit unterschiedlichen Erholungs-Tempi – es fehlt an MitarbeiterInnen – Ruf nach Verlängerung der niedrigen Mehrwertsteuer
Wie ist – angesichts der nach wie vor von der Corona-Pandemie geprägten Situation – die aktuelle Stimmungslage in Österreichs Hotellerie und Gastronomie? Um das herauszufinden, wurde im Juli vom Marktforschungsinstitut „market“ eine Umfrage durchgeführt. Präsentiert wurden deren Ergebnisse Anfang August im Rahmen eines „Sommergespräches“ im Hotel Grand Ferdinand Wien von den Obleuten der beiden Fachverbände Hotellerie und Gastronomie, Susanne Kraus-Winkler und Mario Pulker. „Rund zwei Drittel der Betriebe blicken positiv auf die Sommersaison und sind mit deren Verlauf zufrieden“, betonen die beiden. Die Stimmung in den Städten sei allerdings „etwas gedämpfter“ als in den Feriendestinationen und im Vergleich zum Vorjahr spüren mehr Betriebe Umsatzrückgänge. Alles in allem bestimme jedoch „das Prinzip Zuversicht den Blick in die Zukunft“.
Erhoben wurde das Stimmungsbild kurz zuvor im Rahmen einer Umfrage unter 224 Hotel- und 276 Gastronomiebetrieben. Aus ihm ging hervor, dass „Betriebe im Osten, und hier wiederum im Süden, zufriedener sind als im Westen“, so Susanne Kraus-Winkler. Bezüglich Umsatzentwicklung herrscht laut Kraus-Winkler eine „sehr ungleiche Verteilung“: Ein Viertel berichtet gegenüber dem Vorjahr von einer Umsatzsteigerung, ein weiteres Viertel von einem Rückgang. In den übrigen Betrieben befinden sich die Umsätze „in etwa auf Vorjahresniveau“. Dies ist insofern interessant, als die Zahl der Gäste aus dem Ausland mit -55 % deutlich rückläufig ist.
Trotzdem blicke die Mehrzahl der UnternehmerInnen aber mit Zuversicht in die Zukunft „und dies trotz einer noch immer überschaubaren Auslastung“, wie die Fachverbands-Obfrau hervorhebt: „Die Betriebe rechnen in der Sommersaison mit einer Auslastung von etwa 45 %. Den Betrieben fehlen, vor allem im urbanen Bereich, die internationalen Gäste. Hauptherkunftsmärkte bleiben Österreich und Deutschland, gefolgt von den Niederlanden, „auch wenn Österreich im Vergleich zu vor der Pandemie nun etwas stärker vertreten ist“, wie Susanne Kraus-Winkler betonte. Interessant ist die Beobachtung, dass „Tourismus immer kurzfristiger stattfindet“, wie drei Viertel der Betriebe bestätigen. Susanne Kraus-Winkler. „Derartiges hat es bisher noch nie gegeben und ist eine extreme Herausforderung für die Unternehmen. Zudem ist auch die Aufenthaltsdauer verkürzt.“
Viel wird von der kommenden Wintersaison 2021/22 abhängen, nachdem der Vorjahreswinter zur Gänze ausgefallen ist. Die Feststellung von Susanne Kraus-Winkler, dass die „Winterbuchungen gut anlaufen“, ist damit besonders erfreulich. Allerdings spielen „die kurzfristigen Stornierungsbedingungen auch hier die größte Rolle, ebenso die ‚Geld-zurück‘-Garantie“. Die Buchungslage ziehe sich aber nicht einheitlich durch alle Kategorien. Kraus-Winkler: „Ich habe mit Incoming-Reisebüros in Tirol gesprochen. Dort wurde mir gesagt, dass Qualitätsbetriebe sehr gut im Voraus gebucht sind, alle anderen Betriebe jedoch sehr schlecht.“ Dies sei nach Ansicht von Kraus-Winkler „ein Hinweis dafür, dass sich viele Gäste einen Winterurlaub noch überlegen.“
Ein erfreulicher Trend in der Gastronomie sei, laut Fachverbands-Obmann Mario Pulker, dass „Produkte aus der Region von den Gästen verstärkt nachgefragt werden. Die Betriebe reagieren darauf: Jeder zweite bietet den Gästen nun verstärkt regionale Produkte an.“
Bezüglich der 3G-Regel unterstrich Pulker, dass diese „von den Gästen größtenteils akzeptiert wird“. Immerhin ein Drittel der Betriebe berichtet aber von Beschwerden der Gäste bei der Kontrolle. Dabei ist die Akzeptanz der 3G-Regel in der Hotellerie etwas größer als in der Gastronomie.
Für Mario Pulker sind „Impfungen und der ‚Grüne Pass‘ als Nachweis im Allgemeinen die große Hoffnung.“ Laut market-Umfrage geht die Hälfte der Betriebe davon aus, dass durch Maßnahmen, wie Impfungen und ‚Grüner Pass‘ auch wieder mehr ausländische Gäste kommen werden. Zudem berichten die Hotellerie-Betriebe, dass die Nachtestungen im Betrieb gut funktionieren.
Ein heikles Thema für Gastronomie und Hotellerie stelle der MitarbeiterInnen-Mangel dar. „Ein Drittel der Betriebe hat ein veritables Problem, MitarbeiterInnen zu finden“, so Mario Pulker. In der Hotellerie fehlen laut Kraus-Winkler insbesondere Küchen-, Service- und Hilfskräfte: „Die Mitarbeitersuche ist spürbar schwieriger.“ Viele Beschäftigte aus dem EU-Ausland seien noch nicht zurück nach Österreich gekommen. 5 % des Personals haben sich neu orientiert. Im letzten Normal-Jahr vor Corona beschäftigten Gastronomie und Hotellerie im Sommer etwas mehr als 230.000 MitarbeiterInnen. Ende Juni waren es 210.000. „Wir haben jetzt ein Delta von 21.000 Beschäftigten“ , so Kraus-Winkler.
Die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen während der Pandemie waren und sind für den Großteil der Betriebe von zentraler Bedeutung. Besonders der Umsatzersatz für geschlossene Betriebe aber auch der Fixkostenzuschuss und die Kurzarbeit werden als wichtige Unterstützungsmaßnahmen angesehen. Auch der neue Ausfallbonus für reduzierte Umsätze wird von vielen Betrieben in Anspruch genommen. Die erlittene Delle werde aber längerfristig sichtbar sein: „Die Mehrheit der Betriebe rechnet damit, die finanziellen Auswirkungen der Pandemie in den nächsten zwei bis drei Jahren überstanden zu haben“, so Kraus-Winkler und Pulker. Von der Regierung erhoffen sich die Betriebe deshalb weiterhin eine Senkung der Lohnnebenkosten. Aber auch steuerliche Erleichterungen bei Betriebsübergaben sowie eine Verlängerung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Übernachtungen, Speisen und Getränke auf 5 % (er gilt derzeit bis Ende 2021) stehen ganz oben auf der Liste. Kraus-Winkler und Pulker: „Wir brauchen weiterhin Unterstützung und Erleichterungen.“
Erstellt am: 20. August 2021
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