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Tourismusausbildung

FHWien holt beste Student*innen als „High-Potentials“ vor den Vorhang

Print-Ausgabe 14. Jänner 2022

V.l.: ÖHT-Generaldirektor Wolfgang Kleemann, ÖHT-Leiter für Sonderprojekte Florian Zellmann und Chef des Studienprogramms Tourism & Hospitality Management and der FHWien der WKW Florian Aubke


 

Mit dem von der Tourismusbank unterstützten „Excellence Club“ soll es gelingen, die späteren Absolvent*innen der Branche zu erhalten – diese Woche erfolgte der Auftakt

Das Abwandern von Tourismus-­Lehrgangs-, Universitäts- und FH-­Absolvent*innen in andere Branchen ist ein altes Problem. Die Dropout-Rate ist hoch, wie auch die „Tourisimus“-Preisträger*innen 2021 belegen: Noch im April für ihre herausragenden wissenschaftlichen Abschlussarbeiten in Tourismus (Lehrgängen, Bachelor- und Masterstudien) in den drei Kategorien „Städte & Destinationen“, „Nachhaltigkeit“ und „Tourismuswirtschaft“ ausgezeichnet, ist keiner mehr von ihnen im Tourismus tätig. Was also tun, um diesen unerfreulichen Trend zu ändern?

Eine der Antworten dazu liefert Florian Aubke, Chef des Studienprogrammes Tourism & Hospitality Management an der FHWien der WKW: Er rief mit Unterstützung von Wolfgang Kleemann, Generaldirektor der ÖHT (Österreichische Hotel und Tourismusbank), das „High-Potential-Programm“ ins Leben. Aubke: „Wir wollen die Arbeiten und Leistungen der Student*innen schon während des Studiums würdigen.“ Ausgezeichnet werden deshalb nicht Absolvent*innen, sondern die jeweils drei Jahrgangsbesten eines Studienjahres. Sie erhalten als Mitglieder des „Excellence Club“ die Möglichkeit, sich bereits während ihres (meist berufsbegleitenden) Studiums mit Branchengrößen zu vernetzen, mit dem Ziel, sie im Tourismus zu halten.

Dienstag dieser Woche fand im „Kochamt“ des Palais Ferstl von Spitzengastronom Toni Mörwald (5 Restaurants, 3 Hotels, Kochschule, Shops sowie Catering) die Auftaktveranstaltung statt. Drei High-Potentials hatten ihren Abschluss bereits im Studienjahr 2020/2021, wobei Melanie Poppinger im MICE-Bereich bei der auf Organisation von Kongressen, Tagungen und Seminaren spezia­lisierten Confero tätig ist, Jakob Schinagl und Agnes Wilfinger leider nicht dabei sein konnten. Als Jahrgangsbeste heuer ihr letztes Studienjahr absolvieren Lili Petra Wlasitsch, Lisa Aichner und Julia Elisabeth Scherzer. In ihrem ersten Studienjahr qualifizierten sich Christin Gerstorfer, der leider abwesende Julian Schuh und Emilia Bauer für den „Excellence Club“.

„Der Tourismus gehört vor und nicht hinter den Vorhang“, betonte Florian Aubke in seinem Eingangs-Statement. Als „Mentoren“ bei der Auftaktveranstaltung mit dabei waren neben ÖHT General Wolfgang Kleemann („Ich sehe das als Zeichen, dass der gesamten Tourismusbranche die Jugend am Herzen liegt“) und dem ÖHT Leiter für Sonderprojekte Florian Zellmann („Auch wenn wir uns gerne als Tourismus-Weltmeister präsentieren, ist ein noch stärkerer Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit wichtig. Entscheidend dafür sind die Mitarbeiter*innen“) auch die für Tourismus verantwortliche Sektionschefin im Ministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Ulrike Rauch-Keschmann („Mir geht es ums Gestalten und nicht ums Verwalten“), der „Mister Grüner Veltliner“ aus dem Wagram, Weinbauer Bernhard Ott („Qualität kommt von Qual“) sowie der bereits erwähnte Toni Mörwald. Absagen aus terminlichen Gründen musste nur die Chefin der Österreich Werbung (ÖW), Lisa Weddig.

Alle Mentoren lieferten den Nachwuchs-„High-Potentials“ einen Überblick, welche Eigenschaften ihrer Meinung nach entscheidend für den Weg zum Erfolg sind. Florian Aubke nannte etwa das Netzwerken. Dieses gelte es „zu verfeinern, zu üben und zu stärken.“ Für Bernhard Ott gehören in seinem Beruf neben der erwähnten Qualität vor allem auch „Respekt und Demut vor der Natur“ dazu. Toni Mörwald unterstricht die Bedeutung gute Mitarbeiter*innen: „Sie sind das wichtigste Element.“ Fordern und fördern seien die wichtigsten Stichworte dazu, „auch und vor allem in Corona-Zeiten.“ Dazu kämen die drei Themen „Qualität, Tempo und Preis.“ Ebenso habe „uns (also die Mörwald Holding) unsere Vielseitigkeit stark gemacht. Das zeigt sich besonders in der Krise.“ Das Um und Auf im Tourismus sei die Erhöhung von Verweildauer der Gäste und der Wertschöpfung.

Ulrike Rauch-Keschmann, Sektionschefin im Tourismusministerium, legte den „High-Potentials“ besonders ans Herz, die „Dinge mit Freude und Begeisterung zu tun.“ Ohne gehe es nicht. So sei das Tourismusministerium seit Ausbruch der Krise bemüht, „die Branche bestmöglich durch zu begleiten, inklusive Videokonferenzen um 11 Uhr in der Nacht.“

Einen ganz entscheidenden Punkt brachte dann Florian Aubke in die Diskussion mit den „High Potentials“ ein: „Bei dem Thema ‚Excellence‘ hat bisher ein Aspekt gefehlt: Braucht es nicht auch Rückschläge, um exzellent zu werden?“ Aubkes Einwurf wirkte wie Gesprächs-Turbo, denn was folgte, waren beeindruckende und zum Teil tief bewegende Einblicke der als Erfolgsmenschen geltenden Mentoren in ihre größten beruflichen und persönlichen Krisen, die sie erst zu den Persönlichkeiten werden ließen, die sie heute darstellen (mehr dazu im Kommentar „Standpunkt“ auf Seite 4 vorlie­gender T.A.I.).

Zurück zum „Excellence Club“, den neun „High Potentials“ und den Mentoren. „Es ist ein Event, um die Leistungen zu würdigen und in Austausch zu treten“, so Florian Aubke. Jetzt zeichnen sich bereits Folgeveranstaltungen ab, etwa bei Bernhard Ott in seinem Weingut in Feuersbrunn oder bei der Österreich Werbung in deren Zentrale in Wien. Für die mit dem „Excellence“- bzw. „High Potential“-Zeugnis ausgezeichneten Student*innen ist dies ein Ansporn, auch künftig zu den Jahrgangsbesten zu zählen, für ihre Kolleg*innen die Anregung, es ihnen gleich zu tun. Und für jetzige und spätere Absolvent*innen die Chance, aufgrund der entstandenen Kontakte und des Netzwerkens, auf ihrem Karriereweg der Branche die Treue zu halten.

Fotos: © Armin Reautschnig 

Sämtliche Teilnehmer*innen der Veranstaltung waren dreifach geimpft und haben zusätzlich einen aktuellen PCR-Test vorgelegt.

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