Print-Ausgabe 4. Oktober 2019
Das Umsatzplus nähert sich dem Nächtigungszuwachs immer mehr an – vor vier Jahren gab es noch einen deutlichen Unterschied – beide sind zudem schwächer als früher
Im Sommer nichts Neues – so lässt sich in Anlehnung an den Roman von Erich Maria Remarque die Bilanz der bisherigen Sommersaison 2019 beschreiben. Der Zeitraum Mai bis August besitzt eine Gewichtung über rund drei Viertel der Gesamtsaison in der warmen Jahreshälfte und lässt somit bereits eine erste gute Schlussfolgerung über den Verlauf der Saison zu. Der August selbst trägt mit einem Nächtigungsanteil von mehr als einem Viertel überproportional zur Entwicklung der Sommersaison (Mai bis Oktober) bei.
Die Ankünfte steigen demnach weiterhin stärker als die Nächtigungen, womit sich die Aufenthaltsdauer weiter verringert. Einzig 2016 gab es einen geringfügigen Anstieg (plus 0,7 Prozent gegenüber Mai bis August 2015), doch dies war nur ein kurzes Aufflackern. Seit Mitte der 1990er-Jahre geht die Aufenthaltsdauer kontinuierlich zurück. 1995 lag sie im Vergleichszeitraum Mai bis August laut TourMIS noch bei 5 Tagen.
Im Vergleich mit vor vier Jahren (2016) gibt es um 2,03 Millionen mehr Ankünfte (plus 12,3 Prozent), aus denen lediglich 4,79 Millionen mehr Nächtigungen resultierten (plus 8,9 Prozent). Jede Zusatzankunft sorgt damit lediglich für nur 2,36 mehr Nächte.
Von den Beherbergungsbetrieben profitierten laut Tourismusanalyse des WIFO (Wirtschaftsforschungs-Institut) die Ferienwohnungen am stärksten (Nächtigungsplus gewerblich plus 8 Przent, privat plus 3,2 Prozent), womit deren Marktanteil von Mai bis August 2019 auf nahezu ein Fünftel (19,4 Prozent) anstieg. Hier schlägt die Dynamik, für die von der Sharing-Economy (Airbnb & Co.) gesorgt wird, deutlich durch.
In der Hotellerie – sie stellt mit drei Fünfteln das bedeutendste Unterkunftssegment dar – übertraf hingegen nur das Top-Segment (5- und 4-Sterne Betriebe plus 3,3 Prozent) das durchschnittliche Nächtigungswachstum. 3-Sterne Hotels steigerten ihre Nächtigungszahlen unterdurchschnittlich um 1,0 Prozent, während die 2- und 1-Stern-Kategorie stagnierte ( plus 0,1 Prozent).
Entscheidend sind aber weniger die quantitativen Zahlen, sondern die damit generierten Umsätze. Das WIFO errechnet sich einschließlich des internationalen Personentransportes. Sie kletterten von Mai bis August erstmals auf mehr als 10 Mrd. Euro. Was Anlass zu Sorge geben sollte, ist aber das deutlich nachlassende Tempo der Steigerungen: Nominell (also vor Berücksichtigung der Inflation) lag das Umsatzwachstum 2017 um 1 Prozentpunkt über jenem der Nächtigungen, heuer sind es magere 0,1 Prozentpunkte.
Real (also inklusive Berücksichtigung der Inflation) lag die Umsatzsteigerung 2016 auf Augenhöhe mit dem Nächtigungszuwachs, heuer schafft sie gerademal zwei Fünftel. Von den Bundesländern konnten nur Wien (Umsatzplus von 7 Prozent), Oberösterreich, Niederösterreich ( plus 5,2 Prozent bzw. plus 5 Prozent) sowie das Burgenland (plus 3,2 Prozent) und Vorarlberg (plus 3,1 Prozent) überdurchschnittliche Zuwächse der nominellen touristischen Einnahmen erzielen. In Salzburg ( plus 2,5 Prozent) lag das Umsatzwachstum knapp unter dem bundesweiten Wert, während der Abstand in Tirol und der Steiermark (je plus 1,6 Prozent) deutlicher ausfiel. In Kärnten gingen die nominellen Einnahmen aufgrund einer ungünstigen Nächtigungsentwicklung sogar leicht zurück (minus 0,3 Prozent).
Erstellt am: 04. Oktober 2019
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