Print-Ausgabe 13. September 2024
Der durch den Gutscheinvertrieb erzielte Durchschnittspreis pro Zimmernacht liegt laut SST Touristik mit mehr als 150 Euro um ca. 15 % über dem des Vorjahres
Das Konzept ist einfach: Hotels verpacken ansonsten leerbleibende Zimmer in Gutscheine, die dann im Internet vertrieben werden. Der Ertrag für die Betriebe liegt dabei deutlich über den Grenzkosten der Zimmer und – ebenso wichtig – der Gutschein-Gast verfügt über kein Terminrecht. Spezialisiert darauf hat sich die SST Touristik von Gerhard Sperrer und Andreas Schabel. Die Vorteile für Hoteliers liegen auf der Hand.
Durch den Verkauf der Leerkapazitäten gewinnen Hotels neue Gäste für die auslastungsschwächeren Zwischen- und Nebensaisonen (die durchschnittliche Auslastung der 5- und 4-Sterne-Hotelbetriebe lag 2023 je nach Saison zwischen 36 % im April und 68 % im Februar und August), es kommt zu einer Erhöhung der Fixkostenabdeckung und neben den Nächtigungsumsätzen können Hoteliers durch F&B sowie den Verkauf von zusätzlichen Leistungen ihre Erträge steigern. Damit nicht genug, werden etwa 10 % der vorab bezahlten und im Durchschnitt drei Jahre gültigen Gutscheine nie eingelöst. „Wir zahlen den Betrieben diese Gutscheine trotzdem aus“, so Gerhard Sperrer und Andreas Schabel, die im Gespräch mit T.A.I. Rede und Antwort über die Entwicklung 2024 und darüber hinaus standen.
T.A.I.: Für den Sommer rechneten Sie mit einer weiteren Zunahme von Anfragen bei „Cash & Invest“ (Finanzierung von Investitionen), dem umsatzstärksten der drei SST Touristik Bereiche. Hat sich dieses Geschäft ihren Erwartungen entsprechend entwickelt?
Gerhard Sperrer: „Unsere Erwartungen haben sich mehr als erfüllt. Aufgrund unterschiedlichster Herausforderungen, mit denen sich Hotels konfrontiert sehen, wie Inflation, Preissteigerungen etc., ist die Nachfrage nach unserer Dienstleistung nach wie vor stark steigend. Egal ob wir wie beim Modell ‚Invest‘ Lieferantenrechnungen im Gegenzug für Zimmernächte auf Gutscheinbasis übernehmen oder wie beim Modell ‚Cash‘ das Hotel direkt bezahlen – es findet sich für jedes Hotel, das mit seinen ansonsten leerbleibenden Zimmern Geld verdienen will, die passende Lösung!“
T.A.I.: Wie lief es in den beiden anderen Bereichen „Classic Sale“ (Verkauf von Nächtigungspaketen) und „Season Sale“ (Verkauf der Packages für einen bestimmten Zeitraum)?
Gerhard Sperrer: „Im Bereich ‚Classic Sale‘ haben wir eine ansehnliche Anzahl an Hotelkunden, für die wir zum Teil bereits seit 10 Jahren und länger Zimmernächte auf Gutscheinbasis auf Provision verkaufen. Der Bereich ist also stabil und erfolgreich. Das Geschäftsmodell ‚Season Sale‘, also der Verkauf von Packages für einen bestimmten Zeitraum, haben wir zugunsten unserer neuer Buchungsplattform www.midnightdeal.com etwas hintenangestellt.“
T.A.I.: Wieso das? Bezüglich midnightdeal.com, das Sie erst heuer im Frühjahr mit einem Soft Opening in Betrieb genommen haben, sprachen Sie bei unserem letzten Interview Mitte Mai von ‚vielversprechenden ersten Entwicklungen‘. Wie sieht die diesbezügliche Bilanz im zu Ende gehenden Sommer aus?
Andreas Schabel: „Wir sind mit der Entwicklung der Plattform über die letzten Monate sehr zufrieden. midnightdeal.com – bekannt für sein revolutionäres Konzept, das es Reisenden ermöglicht, durch ein einzigartiges Auktionssystem exklusive Hotelangebote zu erwerben – ist Teil unserer renommierten SST Touristik Vertrieb GmbH geworden. Diese Kombination aus midnightdeal.com‘s innovativem Ansatz und der umfassenden Branchenerfahrung der SST Touristik verspricht eine Synergie, die darauf abzielt, das Geschäftsmodell weiter zu stärken, die Reichweite zu erweitern und neue Marktsegmente zu erschließen.“
T.A.I.: In welcher Form soll das geschehen?
Andreas Schabel: „Auf unserer Plattform midnightdeal.com werden sofort buchbare Hotelangebote entweder zum Fixpreis oder über einen mittels individuellen Preis-Schieberegler individuell reduzierten Preis angeboten. Das stellt einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Hotelportalen dar. Dieser Ansatz zielt darauf ab, vor allem junge Individualreisende zwischen 20 und 50 Jahren durch ein spielerisches Auktionsprinzip zum Kauf zu motivieren. Dies eröffnet den Hotels Zugang zu einer neuen, jungen Gästeschicht und macht den Urlaub zum Wunschpreis möglich. Es ist also eine kraftvolle Plattform, die das Reiseerlebnis für Kund:innen neugestaltet. midnightdeal.com profitiert weiterhin von der etablierten Marktstellung und den Ressourcen der SST Touristik, während es aber seine Identität und seinen innovativen Charakter beibehält. Unser erklärtes Ziel ist es, den Hoteliers eine effektive und profitable Lösung anzubieten, um ihre Leerkapazitäten zu reduzieren und so ihren Ertrag zu steigern.“
T.A.I.: Wie verlief der Sommer 2024 im Bereich der E-Bikes und wie mit den E-Autos?
Gerhard Sperrer: „Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern Papin Sports aus Südtirol in Sachen E-Bikes bzw. Alpenauto in Sachen Elektroautos hat sich zu allgemeiner Zufriedenheit sehr gut entwickelt. Hier gibt es eine Reihe von Ideen und Ansätzen diese Zusammenarbeit in Zukunft noch zu vertiefen.“
T.A.I.: Konnten Sie heuer weitere Hotelpartner für Ihre Produkte überzeugen?
Andreas Schabel: „Das passiert natürlich laufend. Ich möchte an dieser Stelle aber keine bestimmten Hotels hervorheben. Sie können sich aber gerne einen Überblick über unsere Partnerbetriebe machen, einerseits auf unserer Hotelgutschein-Plattform www.we-are.travel – es ist übrigens die größte in Europa – oder anderseits auf www.midnightdeal.com.“
T.A.I.: Zuletzt sprachen Sie davon, dass sich der Durchschnittspreis pro Zimmernacht in den von Ihnen vermarkteten Hotels um +14 % im Vergleich zum Vorjahr erhöht hatte. Wie sieht es damit zum Ende der Saison aus und was erwarten Sie sich diesbezüglich von 2025?
Gerhard Sperrer: „Der Durchschnittspreis pro Zimmernacht liegt nach wie vor ca. 15 % über dem des Vorjahres. Grundsätzlich liegt er mit mehr als 150 Euro pro Zimmernacht mindestens beim Doppelten dessen, was Gutscheinkund:innen ohne Terminrecht an Grenzkosten verursachen. Das heißt, es steht völlig außer Zweifel, dass die Hotels mit ihren leeren Zimmern Geld verdienen!“
T.A.I.: Welche Neuerungen dürfen wir uns von der SST Touristik für 2025 bzw. das Weihnachtsgeschäft erwarten und womit rechnen Sie budgetär/finanziell als Unternehmen für das kommende Jahr?
Gerhard Sperrer: „Für das kommenden Jahr 2025 budgetieren wir mit einem moderaten Wachstum um die 10 %. Bezüglich Neuerungen lassen Sie sich bitte überraschen.“
Erstellt am: 13. September 2024
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