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T.A.I.-Analyse

5- und 4-Sterne-Betriebe legen zu, aber Ferienwohnungen schlagen alles

Print-Ausgabe 16. Februar 2024

Johann Spreitzhofer hält es für möglich, dass der Winter 2023/24 wieder an 2019 anschließen kann (Foto: © Barbara Majcan)

Von den Hotels und ähnlichen Betrieben in Österreich gewinnen nur die Spitzenkategorien im langfristigen Vergleich – die FeWos erweisen sich als einsame Klasse

Gemessen an den Übernachtungen ist Österreich (Tourismusjahr 2022/23) mit 98,9 % wieder knapp an den Zahlen vom Tourismusjahr 2018/19 dran. Doch wie sieht es mit der Hotellerie aus? Und wie schneidet der Bereich der Ferienwohnungen ab? Diesen Fragen ist T.A.I. nachgegangen. Herangezogen wurden die Daten des Marketing-Informationssystems TourMIS (Nächtigungen) sowie von dem von der Tourismussparte jährlich neu aufgelegten Heft „Tourismus in Zahlen“. Um einen längeren Vergleichszeitraum zu gewährleisten, flossen die Daten seit dem Tourismusjahr 2014/15 (Sommer- und Wintersaison) – also auch jene der Folgejahre – in die Analyse mit ein.

Zunächst zur Entwicklung der Nächtigungen in Hotels und ähnlichen Betrieben: In realen Zahlen stiegen sie von 87,3 Mio. vor neun Jahren auf nunmehr 89,7 Mio. und der Obmann des Fachverbandes Hotellerie, Johann Spreitzhofer, hält es für möglich, „dass wir in der Wintersaison 2023/24 wieder an das Jahr vor Corona anschließen können“ (Anm.d.Red.: der Winter 2018/19 schloss mit 45,775 Mio. Nächtigungen, im Sommer waren es 2019 dann 47,4 Mio.). Doch der Hotel-Anteil an den Gesamtnächtigungen ging im selben Zeitraum kontinuierlich zurück. Belief er sich im Tourismusjahr 2015/15 noch auf 64,5 %, waren es 2018/19 nur mehr 62,4 % und im Vorjahr 2022/23 lediglich 59,7 %.

Nur in den drei von Corona betroffenen Jahren 2019/20 bis 2021/22 lag der Anteil – aufgrund der Sicherheitsbedürfnisse vieler Reisender – noch niedriger. Der Tiefpunkt war im zweiten Corona-Jahr mit 58,0 % erreicht.

Von diesem langfristigen Trend abkoppeln können sich lediglich die 5- und 4-Sterne-Hotels. Ihr Anteil an den Gesamtnächtigungen ging zwar auch zurück (von 36,2 % auf zuletzt 34,7 %), doch gewannen sie laufend im Bereich der Hotels und ähnlicher Betriebe dazu. Hier kletterte der Anteil der 5- und 4-Sterne-Betriebe von einst 56,1 % auf jetzt 58,1 %. Diese Tendenz wurde auch von den Pandemie-Jahren nicht unterbrochen.

Eine der Ursachen dafür liegt zuletzt am gewachsenen Anteil der 5- und 4-Sterne-Kategorien an den Hotels und ähnlichen Betrieben. Deren gesamte Anzahl ging in den zurückliegenden neun Tourismusjahren um −11,6 % von 12.130 auf zuletzt 10.726 zurück (im Sommer sind es immer etwas mehr, im Winter weniger), während im Spitzenbereich nun um 6,0 % mehr Standorte angesiedelt sind. Er macht jetzt mit 2.726 Häusern der 5- und 4-Sterne-Kategorien rund 25,4 % der Hotels und ähnlicher Betriebe aus (2014/15 waren es noch 24,0 % bzw. 2.571 Betriebe).

Hand in Hand legte auch das Bettenangebot im Spitzenbereich zu. Es wuchs im Vergleichszeitraum um 3,0 % von 102 auf 105. Diese Tendenz ist in den übrigen Kategorien übrigens noch ausgeprägter, mit +10,4 % in der 3-Sterne-Hotellerie auf 44 Betten und +9,2 % auf 27 Betten pro Standort bei den 2- und 1-Stern-Betrieben.

Wenn also der Anteil der Hotels und ähnlicher Betriebe an den Gesamtnächtigungen rückläufig ist, wer gewinnt dann? Die Antwort ist einfach: der Bereich der privaten, bäuerlichen und gewerblichen Ferienwohnungen und -häuser. Deren Anteil an den Gesamtnächtigungen legte von 2014/15 bis 2022/23 von 19,2 % auf 24,7 % zu. In realen Zahlen ist der Anstieg noch beeindruckender: von 25,96 Mio. Übernachtungen Mitte der 2010er-Jahre kletterte er auf zuletzt 37,17 Mio. – das sind um 11,2 Mio. Nächte mehr. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum konnten sich die Hotels und ähnliche Betriebe „nur“ um 2,4 Mio. Übernachtungen verbessern. Die Spitzenkategorien (5- und 4-Sterne) legten dabei um 3,1 Mio. zu, die 3-Sterne-Betriebe konnten mit +175.600 Nächten ihr Ergebnis minimal verbessern, während die 2- und 1-Stern-Hotels deutlich verloren (um −873.000 Nächte weniger).

Fazit: Der Bereich Hotels und ähnliche Betriebe gewinnt zwar langfristig an Übernachtungen, verliert aber an Anteilen, von knapp zwei Dritteln (64,5 %) vor neun Jahren auf nunmehr 59,7 %. Innerhalb dieser Gruppe behaupten sich die 5- und 4-Sterne-Häuser am besten, mit einem Anteil, der weiterhin mehr als ein Drittel (34,5 %) der gesamten Übernachtungen ausmacht (2014/15 lag er bei 36,2 %). Großer Gewinner bei den Nächtigungen ist der Ferienwohnungsbereich. Dessen Anteil an den Gesamtnächtigungen kletterte in den zurückliegenden neun Tourismusjahren von unter einem Fünftel (19,2 %) auf zuletzt ein knappes Viertel (24,7 %).

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
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