feratel und Tirol Werbung

Zwei Prognosemodelle, ein Ziel! Entscheidend sind Märkte & Portale

Print-Ausgabe 14. März 2025

„Uns geht es immer um den Mehrwert für unsere Leistungsträger“, so Josef Schirgi vom TVB Serfaus-Fiss-Ladis

Mit dem „Performancemonitor“ und dem „Preis- und Buchungsmonitoring“ (PBM) stehen den TVBs im Herz der Alpen zwei Prognose-Modelle zur Wahl

Die Vorgeschichte ist nicht erzählenswert (feratel kam bei der Ausschreibung der Tirol Werbung für deren Prognose-Modell nicht zum Zug), aber doch entscheidend, warum es künftig im Tourismus des „Herz der Alpen“ zwei Prognosemodelle gibt: das „Preis- und Buchungsmonitoring“ (PBM) der Tirol Werbung sowie den „Performancemonitor“ von feratel. Ersteres wurde im Frühjahr 2024 vorgestellt und ist seit Dezember bei allen 34 Tourismusverbänden (TVBs) des Bundeslandes im Einsatz, letzteres absolvierte bis vor kurzem seinen Testlauf (u.a. bei TVBs von Sölden, Ischgl, Serfaus-Fiss-Ladis, Seefeld, Mayrhofen-Hippach, Schladming-Dachstein und Saas-Fee) und wird im Mai 2025 offiziell gestartet.

Während die Tirol Werbung auf die Technologieplattform „HQ Revenue“ (Hotel-Software, um Einnahmen zu maximieren) als Entwicklungspartner zurückgriff, zog feratel neben den genannten Tourismusdestinationen u.a. das IDA Lab Salzburg (spezialisiert auf anwendungsmotivierte Grundlagenforschung sowie Wissens- und Technologietransfer in den Bereichen Data Science, Statistik, AI / Artificial Intelligence und Machine Learning) hinzu.

Auch von der Zielgruppe gibt es Unterschiede: Während sich das „Preis- und Buchungsmonitoring“ der Tirol Werbung (neben den Beherbergungsbetrieben des Landes) an die 34 Tiroler TVBs als Zielgruppe wendet, kann feratel auf eine Vielzahl an Regionen (vom Ötztal bis Rheinland-Pfalz, vom Trentino bis Garmisch-Partenkirchen, von Davos-Klosters bis zur Zillertal-Arena) zurückgreifen, darunter mehr als 80 % der österreichischen Tourismusdestinationen.

Soviel zu den Hard-Facts. Doch wie unterschiedlich sind nun die beiden Systeme und für wen eignen sie sich? T.A.I. hat dazu Josef Schirgi befragt, den seit 2005 amtierenden Geschäftsführer des TVB Serfaus-Fiss-Ladis (rund 2,548 Mio. Nächtigungen im Tourismusjahr 2023/2024). Die Hotellerie kommt dort auf rund 22 % aller 628 Beherbergungsbetriebe, zeichnet aber für 63 % aller knapp 15.700 Betten sowie rund 53 % aller Übernachtungen im Tourismusjahr verantwortlich. Der Grund, weshalb die Wahl von Josef Schirgi auf feratel fiel, ist einfach: Serfaus-Fiss-Ladis zählte zu jener Fokus-Gruppe, in der das feratel-System seinen Testlauf absolvierte und die gemeinsam viel dazu beitrug, dass das System perfektioniert und die Prognosequalität auf ein neues Niveau gehoben wurde.

„Die Idee ist immer dieselbe, egal wer ein Prognosemodell baut“, so Josef Schirgi, „es sind immer dieselben Daten, auf die zurückgegriffen wird.“ Konkret meint der gebür­tige Weststeirer, der als gelernter Bürokaufmann seine touristische Ausbildung in der Hotellerie und bei Reiseveranstaltern absolvierte und in leitenden Funktionen in TVBs in OÖ und Tirol tätig war, damit neben dem feratel Destination Management System „Deskline“ auch diverse OTAs (Online Travel Agents) oder Hotelsysteme.

Wer nun eher zum PBM oder dem Performancemonitor greifen wird, hängt vor allem davon ab, auf welchen Herkunftsmärkten und über welche Portale primär verkauft wird. „Bei uns in Serfaus-Fiss-Ladis verkaufen die Beherbergungsbetriebe 70 % ihrer Nächtigungen selbst, 20 % der Buchungen erfolgen über den Tourismusverband und nur der Rest kommt über diverse Hotelportale und internationale Plattformen“, so Josef Schirgi. „Wir haben also keine OTA-Daten.“

Anders agiert zum Beispiel der TVB Innsbruck und seine Ferien­dörfer (zuletzt rund 3,597 Millionen Übernachtungen im Tourismusjahr 2023/2024). Josef Schirgi: „Dort wird viel über Booking.com verkauft. Es ist also von Destination zu Destination unterschiedlich, welches System eher Sinn macht.“

Für Serfaus-Fiss-Ladis als Familien-Skigebiet (rund 63 % der Übernachtungen erfolgen dort im Winterhalbjahr) ist der Zugriff auf „Deskline“ ebenso wichtig wie auf das Hotelprogramm „Casablanca“ (es steht bei über 2.000 Hotelbetrieben in Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz im Einsatz; Schirgi: „Ein Großteil der Betriebe bei uns verwendet Casablanca“). Bei den kleineren Betrieben ist es vor allem das ebenfalls in Tirol beheimatete Direktbuchungssystem „easybooking“. Auch das Destinations-eigene Buchungsportal spielt eine tragende Rolle.

Im Fokus stehen laut Josef Schirgi da wie dort vor allem zwei Dinge: Wie es mit der Buchungslage aussieht und wie mit der Preisdurchsetzung. „Uns geht es immer um den Mehrwert für unsere Leistungsträger“, so der Geschäftsführer des TVB Serfaus-Fiss-Ladis. Dies reicht bis zu den Skischulen („Die rufen uns an und wollen wissen, wie die Buchungslage zu Ostern ist, um über die Zahl der benötigten Skilehrer zu entscheiden“), den Ski-Bussen („derzeit haben wir 16.000 Gäste im Gebiet“) bis hin zu den Gäste­anfragen, „ob ein Restaurant am Berg schon stark ausgelastet ist und wir eine Alternative anbieten“. War für Antworten darauf bislang das Bauchgefühl entscheidend, können nun durch den „Performancemonitor“ von feratel wesentlich genauere Antworten gegeben werden. Schirgi: „Zum Teil können wir das sogar für den nächsten Sommer sagen. Manche Destinationen sind eher tagesaktuell, bei uns als Familien-Destination wird lange vorausgebucht.“

Wer wird nun eher dem „Performancemonitor“ von feratel den Vorzug geben und wer dem „Preis- und Buchungsmonitoring“ (PBM) der Tirol Werbung? Am Ende ist dies Geschmacksache. Entscheidend wird aber die Lage des TVBs bzw. der Destination sein (es macht einen Unterschied, ob es sich um einen primär auf Wintersport fokussierten Ort handelt, oder um einen mit See-Lage) und auf welchen Märkten sowie über welche Portale vor allem verkauft wird.

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:

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