Print-Ausgabe 18. April 2025
„Die Exkursionen boten einen Einblick in die Vielfalt der Wiener Grätzl und Stadtentwicklungsgebiete“, so Cornelia Dlabaja
Das erste Erasmus „Blended Intensive Programme“ bot tolle Einblicke in nachhaltige Stadtplanungs- und Visitor Economy-Strategien – Fortsetzung folgt
Mitte März war Wien interdisziplinäres Labor für Stadtentwicklung und Tourismus. Der Grund: Die FHWien der WKW veranstaltete ihr erstes Erasmus „Blended Intensive Programme“ (BIP) zum Thema „Caring for the City: Placemaking in the interplay of urban development and tourism“. Rund 40 Studierende und Expert:innen aus ganz Europa (u. a. Professor:innen und Forscher:innen der Università Iuav di Venezia IUAV, des Instituto Universitário de Lisboa ISCTE und der Politechnika Białostocka in Polen) nahmen daran teil. Es ging also um nachhaltige Stadtplanungs- und Visitor Economy-Strategien. Organisiert wurde die Woche von FH-Professorin Cornelia Dlabaja und Mag. (FH) Daniela Wagner (Tourism & Hospitality Management im Rahmen des Masterstudiengangs „Urban Tourism & Visitor Economy Management“).
Den Kern des Programms bildeten Sozialraumanalysen, die von den Studierenden im Stadtraum erarbeitet wurden, und darauf basierend „Placemaking“-Konzepte sowie Aspekte der Visitor-Economy Strategie des WienTourismus für die Weiterentwicklung der Stadtteile. Diese nachhaltige Visitor Economy-Strategie geht über den herkömmlichen Tourismusbegriff weit hinaus, denn unter „Visitors“ werden all jene Gäste verstanden, die kurzfristig oder für einen längeren Zeitraum nach Wien kommen, hier leben, arbeiten oder studieren und bei all dem Spuren hinterlassen. Dies erfordert auch das Zusammenwirken eines wesentlich breiteren Ökosystems an Akteur:innen, gut aufeinander abgestimmte Strategien und neue Formen der Kooperation.
Genau dort setzte das BIP-Erasmusprogramm „Caring for the City“ an: Die Studierenden arbeiteten in internationalen, interdisziplinären Teams und untersuchten die drei Zielgebiete Schwedenplatz, Westbahnhof und Brunnenmarkt. „Das BIP-Erasmusprogramm ermöglichte es den Studierenden, erlerntes methodisches und theoretisches Wissen auf reale Planungskontexte anzuwenden“, so Tourism &
Hospitality Management-Studiengangsleiter Florian Aubke. Cornelia Dlabaja: „Die Studierenden forschten eine Woche lang in acht Teams an den Herausforderungen der nachhaltigen Stadt- und Tourismusentwicklung in drei Zielgebieten.“ Dazu gab es – um die Forschung mit der Praxis zu verbinden – Inputs renommierter Planungsbüros und Forscher:innen sowie Einblicke in die Arbeit „Project for Public Space” des globalen Netzwerkes zum Vorantreiben der Ortsgestaltung in Richtung gesunde und inklusive Gemeinschaften „Placemaking.x“.
Ebenso auf dem Programm standen geführte Walks, bei denen lokale Expert:innen ihr Wissen über die Untersuchungsorte teilten. Den Auftakt machten dabei der Besuch der Brunnenpassage, ein Input über die „Grätzlerei“ sowie eine Führung der Gebietsbetreuung „GB*16“, eine Service-Einrichtung der Stadt Wien für Stadtentwicklungsgebiete, die neu bebaut werden oder sich in naher Zukunft verändern („GB*16“ steht für den 16. Bezirk der Stadt, also Ottakring; hier wird aktuell die Thaliastraße zu einem gekühlten Aufenthaltsort ungestaltet).
Auch ein Walk zum geplanten Areal des Westbahnparks samt Besuch im Motel Jo & Joe (die Accor Lifestyle-Marke eröffnete dieses Mitte 2021 im IKEA-„Haus“ am Wiener Westbahnhof), ein Round-Table-Gespräch für das „Placemaking“ an der Schnittstelle von Stadt- und Tourismusentwicklung im Alten Rathaus, die Präsentation der Initiative „Paradiso“ (ein gemeinnütziger Verein, der das Spielen in der Stadt fördert) sowie ein Besuch des „Badeschiffes“ am Donaukanal, das für das Gründungsevent von „Placemaking Austria“ genutzt wurde, standen auf dem Programm.
Die Studierenden hatten also alle Hände voll zu tun, um die Bestands- und Sozialraumanalysen zu verarbeiten. Cornelia Dlabaja: „Die Exkursionen boten ihnen einen Einblick in die Vielfalt der Wiener Grätzl und Stadtentwicklungsgebiete und deren Herausforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit, sozialen Zusammenhalt, Klimaresilienz und Tourismusmanagement.“ Die Ergebnisse der Forschungsteams wurden in Form von Plakaten in den Räumen der FAKTory präsentiert (dabei handelt es sich um eine Kooperation von Arbeiterkammer Wien und ÖGB-Verlag, die in der Universitätsstraße als Buchhandlung, Raum für Debatten sowie Beratung für Studierende und Universitätsbeschäftigte dient). Auch die Expert:innen gaben ihre Feedbacks.
Das „Caring for the City“ BIP bot laut Cornelia Dlabaja jedenfalls „eine besondere Gelegenheit für Studierende, sich mit den Komplexitäten der Stadtentwicklung und des Tourismus mit Praxisbeispielen auseinanderzusetzen“. Die Plakate der Studierendenprojekte werden dann im Rahmen der gleichnamigen Tagung, die von 24. bis 26. September an der FHWien der WKW stattfindet, zu sehen sein. www.caringforthecity.org
Bilder: © Stefan Sachim
Erstellt am: 18. April 2025
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