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Wiener Tourismuskonferenz 2021

Starke DNA, geänderte KPIs, Hotelförderung ein Jahr verlängert

Print-Ausgabe 19. November 2021

„Vienna. Imagine the Future.” lautete das Motto der diesjährigen Tourismuskonferenz des WienTourismus – sie war in vieler Hinsicht bemerkenswert

Hybrid wie im Vorjahr, aber um einige Kalender-Wochen später (11. November statt wie im Vorjahr am 30. September) ging die Wiener Tourismuskonferenz 2021 über die Bühne. Standen Österreichs Corona-Infektionen damals am Beginn der zweiten Welle, so prägte diesmal die ausufernde vierte Welle das Geschehen. Deren Ende ist noch nicht abzusehen: Einen Tag vor der Konferenz hatte sie zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie die 100.000er Hürde überschritten. Entsprechend streng waren die Zutrittsregeln für die 300 Teilnehmer*innen der Tourismuskonferenz vor Ort im Wiener Rathaus (weitere 200 verfolgten die Veranstaltung per Livestream). Neben der 2G-Regel galt während der gesamten Veranstaltung eine FFP2-Maskenpflicht. Darüber hinaus kamen die meisten Gäste der Bitte nach, zusätzlich auf freiwilliger Basis vorab einen PCR-Test zu machen.

Der WienTourismus wurde damit seiner Verantwortung voll gerecht und so konnte Tourismusdirektor Norbert Kettner in seiner Begrüßungsansprache optimistisch in die Zukunft blicken: „Der Sommer 2021 hat gezeigt, dass Städtetourismus zurückkommt, sobald die Rahmenbedingungen es erlauben.“

Aufhorchen ließ Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke: Er kündigte in seinen Eröffnungsworten an, die Ende des Jahres auslaufende Hotelförderung um ein weiteres Jahr verlängern zu wollen (mehr dazu in diesem Beitrag >>). Zugleich kündigte Hanke auch eine neue Filmförderung an, die Bilder aus Wien in die Welt tragen und so dem Tourismus zugutekommen soll.

Während Markus Grießler, Tourismus-Spartenobmann der Wirtschaftskammer Wien, das Miteinander in der Stadt hervorhob und daran appellierte, „rasch den Impffortschritt zu steigern“, sprach Arbeiterkammer Wien-Vizepräsident Helmut Gruber allen Arbeitnehmer*innen der Tourismusbranche Hochachtung und Dank für ihren Einsatz aus, „sich mit ganzer Kraft dafür einzusetzen, dass Wien seine Rolle als Gastgeberstadt weiterhin erfolgreich wahrnehmen kann.“ Gruber fand aber auch deutliche Worte für die Impfunwilligkeit großer Teile der Bevölkerung.

Norbert Kettner ging danach in „Medias Res“: Die noch vor Ausbruch der Pandemie im Rahmen der Tourismuskonferenz 2019 vorgestellte „Visitor Economy Strategie 2025“ habe sich in den zurück­liegenden eineinhalb Jahren hervorragend bewährt: „Viele der Ansätze, die noch in Zeiten einer florierenden Entwicklung gewählt wurden, haben sich als richtiger denn je erwiesen“, so Kettner, der damit eine Bestätigung für den eingeschlagene Weg sieht, „auch wenn manche der vor der Krise gesteckten Ziele in Bezug auf Kennzahlen den aktuellen Erfordernissen angepasst werden mussten.“

Zur Erinnerung: Im Zuge der „Visitor Economy Strategie“ wurden sechs KPIs (Key Performance Indicators) definiert, die es bis 2025 zu erreichen gilt. Drei davon wurden nun adaptiert, die drei anderen unverändert gelassen. Abgeändert wurden die KPIs …

  • zur direkten Wertschöpfung: Vorgesehen war der Anstieg bis 2025 auf 6 Mrd. Euro, jetzt gilt das Wiedererreichen des Niveaus von 2018 mit 4,7 Mrd. Euro als Ziel;
  • zum Nettonächtigungsumsatz der Beherbergungsbetriebe: Dieser sollte bis 2025 auf 1,5 Mrd. Euro steigen, nun wurde das Vorkrisenniveau von knapp 900 Mio. Euro aus 2018 als KPI festgelegt;
  • zu den mit Umweltzertifikat ausgezeichneten Tourismusbetrieben: Diese sollten sich ursprünglich von 112 auf 224 verdoppeln, nun wird als Messlatte der Anstieg um 25 % auf 140 realistisch angesehen (Die Wiener Tourismuskonferenz 2021 war beispielgebend dafür: Sie wurde als Green Meeting zertifiziert).

Die drei weiteren Ziele (KPIs) der Visitor Economy Strategie bleiben gleich. Dabei geht es um das Halten der Gäste-Zufriedenheit (9 von 10 empfehlen Wien als Städteziel weiter) sowie der Tourismusgesinnung der Wiener*innen (9/10 stehen hinter dem Tourismus) und um das Umdrehen des 2018 gemessenen Anteils der mit der Bahn (damals 21 %) und dem Auto (26 %) anreisenden Gäste bis 2025 auf 26:21.

Kettners Präsentation (er ging noch auf aktuelle und künftige Highlights aus dem Destinationsmanagement und Marketing des WienTourismus ein; das Motto der Aktivitäten 2022 lautet „Celebrate life. Experience Vienna“) folgte eine Paneldiskussion unter dem Titel „Vienna. Imagine the Future.“ Live aus Singapur zugeschaltet war dafür der Executive Director für Exhibitions & Conferences beim Singapore Tourism Board, Poh Chi Chuan („Nachhaltigkeit wird in der Ansprache der Zielgruppen in Zukunft noch wichtiger sein, als je zuvor“), live daran teil nahmen neben Norbert Kettner („Reisen ist eine zivilisatorische Errungenschaft“) die Direktorin des Kunsthistorischen Museum Wien (KHM), Sabine Haag (sie unter­strich die Bedeutung des Kulturlebens und dessen Vermittlung in einer immer stärker digitalisierten Welt), der Generaldirektor von Tur­españa Miguel Sanz Castedo („Mit der Coronakrise begriffen wir in Spanien, dass nicht nur Jobs und Wirtschaftsdaten vom Tourismus abhängen, sondern unser aller Freizeitverhalten“), sowie Zukunftsforscherin Christiane Varga („Zu jedem Trend gibt es einen Gegentrend“). Mittels Online-­Live-­Umfrage war auch das Publikum in die Diskussion mit eingebunden.

Fazit der Wiener Tourismuskonferenz 2021, die mit einem „Chill Out“ zu Ende ging: Kunst und Kultur sowie – Hand in Hand mit ihnen – Kongresse sind die Treiber von Lebensqualität der Wiener DNA und damit auch einer funktionierenden Visitor Economy. Städtetourismus gilt als eine der nachhaltigsten Formen des Reisens, nicht zuletzt aufgrund einer Infrastruktur, die nicht extra für den Tourismus geschaffen werden muss und vor allem auch Bewohner*innen zugutekommt.

© Fotos: WienTourismus / Rainer Fehringer

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