T.A.I.-Serie Nachhaltigkeit und Tourismus

Mobilität macht Zukunft – für Destinationen, die weiterdenken

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Wer in den Hauptsaisonen durch Österreichs Ferienregionen reist, spürt sie überall: Die Spannung zwischen Mobilität und Stillstand, zwischen der Sehnsucht nach Bewegung und dem Stau am Talende, zwischen der Lust auf Natur und der Last des Verkehrs. „Mobilität ist längst eines der zentralen Zukunftsthemen für Destinationen“, betont in diesem Zusammenhang Florian Größwang, Gesellschafter von TourCert Austria und Berichterstatter für T.A.I.

Wobei Florian Größwang das Thema Mobilität zugleich auch für eines der komplexesten aus Sicht der Destinationen hält. Warum? „Der Tourismus steht beim Thema Mobilität unter Druck“, antwortet der auf diese Frage um gleich darauf die Erklärung zu geben: „Rund 60 bis 80 % der touristischen Emissionen entstehen durch Verkehr. An- und Abreise machen den Löwenanteil aus.“

In Österreich reisen noch immer 78 % der Gäste mit dem Auto an. Der PKW-Individualverkehr hat deshalb auch negative Auswirkungen auf die Tourismus-Akzeptanz. Wobei es ein steiles Stadt-Land-Gefälle gibt: Denn bereits knapp 50 % der Wiener und der Berliner Haushalte sind autofrei. Doch laut dem aktuellen Trendreport von „Point&“ (ein Startup aus Österreich, das sich auf innovative und inklusive Mobilitätslösungen spezialisiert hat) konzentrieren sich nur 5 % der europäischen Mobilitätsinnovationen in touristische Anwendungen.

Integriertes Mobilitätsmanagement als Lösung

Warum ist so wenig Bewegung in der Bewegung? Dazu Florian Größwang: „Vielleicht, weil Mobilität zu lange von vielen Tourismus-Destinationen als Nebenschauplatz betrachtet wurde – statt als zentrales Element der Wertschöpfungskette.“ Doch die Zeiten ändern sich: Immer mehr Destinationen erkennen, dass Mobilität weit mehr ist als Transport: Sie ist Erlebnis, Service und Standortfaktor zugleich.

Was Destinationen deshalb heute laut Florian Größwang entwickeln müssen, ist ein integriertes erlebnisorientiertes Mobilitätsmanagement (kurz: IMM). Dabei handelt es sich um einen ganzheitlichen Ansatz, der Verkehrsträger, Systeme und Akteure miteinander verknüpft. „IMM denkt Mobilität themenübergreifend, räumlich vernetzt und datenbasiert“, so Florian Größwang. „Es bricht Silos auf und schafft Schnittstellen zwischen Tourismus, Verkehr, Raumplanung und Umwelt.“

Kernelemente des integrierten Mobilitätsmanagement (IMM) sind dabei:

  • Datenintegration: Echtzeitdaten aus dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)- Sensoren und Apps werden dabei kombiniert, um Verkehrsflüsse zu steuern und Besucherströme zu lenken.
  • Systemvernetzung: Ampeln, Parkleitsysteme, Fahrgastinformationen und digitale Gästekarten kommunizieren miteinander.
  • Multimodalität: Gäste wechseln nahtlos zwischen Verkehrsmitteln – von der Bahn zum E-Shuttle, vom Fahrrad zum E-Scooter.
  • Nachhaltigkeit & Effizienz: Bestehende Infrastruktur wird besser ausgelastet, Emissionen sinken, Staus werden reduziert.
Das Einmaleins für Mobilität in Österreichs Tourismus

Damit wird Mobilität zur intelligenten Infrastruktur, wobei Florian Größwang die Adjektiva „dynamisch, lernend und vernetzt“ verwendet. Was braucht es also für mehr Mobilitätsinnovationen in Österreichs Tourismus? Die Antworten dafür liegen auf der Hand:

  • Politische und strategische Verankerung: Mobilität muss als integraler Bestandteil der Tourismusstrategie von Destinationen mit Lebensraumperspektive verstanden werden – nicht als Nebenschauplatz. Es braucht klare Zuständigkeiten und Commitment/ Leadership. Förderprogramme sollten gezielt touristische Mobilitätslösungen unterstützen, z. B. für die letzte Meile, Sharing-Angebote oder digitale Buchungssysteme.
  • Kooperation statt Silos: Mobilität braucht sektorübergreifende Kooperationen-Tourismusregionen, Verkehrsverbünde, Gemeinden und Start-ups müssen hier enger zusammenarbeiten.
  • Datenbasierte Planung: Touristische Mobilitätsbedarfe sind oft schlecht erfasst. Es braucht bessere Daten über Reiseverhalten, Herkunftsmärkte und Mobilitätspräferenzen. Nur so lassen sich Angebote passgenau entwickeln – etwa für autofreie Haushalte, die stark wachsen.
  • Nutzerzentrierung und Barrierefreiheit: Mobilitätslösungen müssen inklusiv sein: für Familien, ältere Menschen oder Menschen mit Einschränkungen – digitale Tools, die einfache Buchung und transparente Informationen sind essenziell.
  • Mut zur Transformation: Als System braucht der Tourismus den Wandel zur Perspektive Wirtschafts- und Lebensraum– Mobilität ist dabei ein Schlüssel.
Salzburg und Burgenland als Vorreiter

Einige Destinationen zeigen bereits, dass Wandel möglich ist. Beispiele in Österreich sind das „Guest Mobility Ticket Salzburg“ (2 Millionen Gäste-Downloads in den ersten 4 Monaten) oder die landesweite Lösung des Burgenlandes (ÖPNV - öffentlicher Personennahverkehr - und Ruftaxi „BAST“ können kostenlos mit der Burgenland-Card genutzt werden).

Florian Größwang: „Am Ende geht es bei Mobilitätsinnovation nicht um Technologie, sondern um Haltung. Destinationen, die Mobilität als Teil ihres Lebensraums begreifen, schaffen mehr als funktionierende Verbindungen – sie schaffen Erlebnisse mit Zukunft.“

Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:
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