Bundesregierung „neu“

Keine Berührungspunkte, dafür freundliche Worte für den Tourismus

Print-Ausgabe 14. März 2025

„Ich freue mich, dass ich als Staatssekretärin den Tourismus bekommen habe“, so Elisabeth Zehetner (Foto: © BKA/Andy Wenzel)

Wie sehr sich die neue Staatssekretärin für Energie, Startups und Tourismus, Elisabeth Zehetner, für die „Konjunkturlokomotive“ einsetzt, muss sich erst weisen

Österreichs Tourismus – der laut ÖHV (Österreichischer Hotelverband)-Präsident Walter Veit „letzte Wirtschaftsmotor im Land“ – hat keinen eigenen Staatssekretär mehr, auch wenn das künftige Ministe­rium (das neue Bundesministerien­gesetz tritt mit April in Kraft) den Tourismus neben Wirtschaft und Energie in seinem Namen führt. Dass es keinen Staatssekretär für Tourismus gibt ist insofern kurios, als Sepp Schellhorn – der g’standene Hotelier und Gastronom war zuletzt stellvertretender Finanzreferent und Tourismussprecher der NEOS – zwar der neuen Bundesregierung angehört, aber eben im Außenministerium und dort als Staatssekretär für Deregulierung und Entbürokratisierung tätig ist.

Parteifremde Staatssekretäre gibt es, wie im Regierungsprogramm festgelegt, mit Ausnahme des Finanzministeriums (Barbara Miedl-Eibinger) und des Innenministeriums (Jörg Leichtfried) keine. Somit wird das im Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus angesiedelte Staatssekretariat nun von der Oberösterreicherin Elisabeth Zehetner-Piewald geleitet. Sie fungiert als Staatssekretärin für Energie, Startups und Tourismus.

Wobei die Branche große Hoffnungen auf Elisabeth Zehetner setzt. „Die Freude über eine klare Ansprechpartnerin für alle Belange ist wirklich groß“, so Walter Veit. Dass sie auch für Energie zuständig ist, sieht der ÖHV-Präsident positiv: „Viele Qualitätsbetriebe spüren den Kostenanstieg enorm.“

Fakt ist, dass Elisabeth Zehetner bislang keine Berührungspunkte mit dem Tourismus hatte. Zuletzt Geschäftsführerin der von ihr gegründeten Umwelt- und Klima-Orga­nisation „Oecolution“ (sie funktioniert als „unabhängiger Think- und Do-Tank” und lobbyiert für eine liberale Wirtschaftspolitik bei gleichzeitigen Klimaschutz-Bestrebungen), erwähnte die frühere Managerin der Jungen Wirtschaft in der WKO (Wirtschaftskammer Österreich) in einem Video auf dem YouTube-Kanal ihrer Partei den Tourismus zwar mit keiner Silbe, doch zeigte Elisabeth Zehetner gleich am ersten Tag nach ihrer Angelobung für diesen wichtigen Wirtschaftszweig Flagge: Sie reiste zur ITB Berlin 2025 und stand dort bei der Eröffnungs-Presse­konferenz am Österreich-Stand gemeinsam mit Österreich Werbung Geschäftsführerin Astrid Steharnig-Staudinger, dem diesjährigen Sprecher der Landestourismusorganisationen und Chef der Steirischen Tourismus und Standortmarketing Gesellschaft, Michael Feiertag, sowie dem Schönbrunn Group Geschäftsführer, Klaus Panholzer, Rede und Antwort.

„Ich freue mich, dass ich als Staatssekretärin den Tourismus bekommen habe“, so Elisabeth Zehetner, die im selben Atemzug betonte, dass „Energie auch für den Tourismus wichtig“ sei, ebenso Startups. Susanne Kraus-Winkler, die ebenfalls die ITB Berlin 2025 besuchte, war laut Zehetner als Staatssekretärin „eine großartige Vorgängerin.“ Fest steht für Elisabeth Zehetner, dass wir „alles dazu tun müssen, damit der Tourismus die Konjunkturlokomotive bleibt. Er ist eine wichtige Stütze der Volkswirtschaft.“

Zu ihren vorrangigen Aufgaben gehört der Relaunch der Österreichischen Tourismus-Strategie. Diese wurde bekanntlich als „Plan T“ vor der Pandemie im Jahr 2019 ausgearbeitet. Das war vor mittlerweile sechs Jahren. Seither hat sich viel geändert. Jetzt soll der „Plan T“ deshalb zukunftsfit gemacht werden. Für Zehetner gibt es dabei vor allem zwei große Themen: Die Einbindung der Stakeholder in die Diskussion, um „das richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun. Es geht um ein positives Miteinander aller Beteiligten.“ Tourismusregionen seien „lebendige Ökosysteme, die nur dann nachhaltig erfolgreich sind, wenn sich alle wohlfühlen. Ich lade alle Tourismusverantwortlichen ein, die Zukunft der Branche gemeinsam aktiv zu gestalten.“ Gefragt sei ein stärkerer Fokus auf Zukunftstrends wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Klimawandel. Ebenso gehe es um das Thema Fachkräfte. Elisabeth Zehetner: „Es wird uns begleiten.“

Ob und wie Elisabeth Zehetner den Tourismus künftig leben wird, muss sich erst zeigen. Termine, die sie demnächst wahrnehmen wird, wurden bislang nicht publiziert. Fest steht, dass sie am vorigen Samstag, dem „Weltfrauentag“, dem Traditionsbetrieb „Café Landtmann“ einen Besuch abstattete. „Frauen sind das Rückgrat unseres Tourismus – ohne sie würde in Hotels, Restaurants und Reisebüros nichts funktionieren“, betonte Elisabeth Zehetner. Mit 45 % sei der Anteil an Frauen in Führungspositionen im Tourismus zudem deutlich höher als in anderen Branchen.

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
Regierungsprogramm 2025 - 2029

Nur 5 Seiten für die Konjunkturstütze Tourismus! Er wird aber ein Staatssekretariat erhalten

27. Februar 2025 | Tourismuspolitik

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