Print-Ausgabe 12. Juli 2024
Diesen Weg hat der Vorarlberg Tourismus bewusst eingeschlagen – Ende Juni gab es dazu ein spannendes Update mit den neuesten Entwicklungen
Wie geht es dem Vorarlberger Tourismus und welche Erfolge zeigt die bislang erfolgte Umsetzung der Tourismusstrategie 2030? Antworten darauf gaben Ende Juni der Geschäftsführer des Vorarlberg Tourismus Christian Schützinger, dessen Stellvertreter Joachim Kresser (er ist auch Leiter des Bereichs Entwicklung) gemeinsam mit dem für Landwirtschaft, Tourismus und Regionen verantwortlichen Landesrat Christian Gantner. Ort des Geschehens: Das Burgrestaurant Gebhardsberg hoch über Bregenz, von dem aus man den besten Blick über das Land und weit über den Bodensee hat.
Zunächst zur Tourismusstrategie: Sie setzt auf die Weiterentwicklung des Ganzjahrestourismus (Schützinger: „Wir lösen die Denkweise in klassischen Sommer- und Wintersaisonen, Markt- und Produktgrenzen auf“), die Unterstützung der Urlaubsregionen in der nachhaltigen Entwicklung sowie die laufende Verbesserung der Freizeitqualität für die Bevölkerung. Dafür wurden acht Kernziele definiert (rechtliche Rahmenbedingungen, Marketing & Kommunikation, Fachkräfte & Bildung, Kulinarik, Nachhaltigkeit, klimaneutrale Mobilität, Digitalisierung & Innovation sowie Struktur & Synergien), die mit 96 Umsetzungsschritten realisiert werden.
Mit der Umsetzung wurde im April vorigen Jahres begonnen, wodurch sich laut Christian Schützinger „zusätzliche Aufgaben für unser Unternehmen ergeben haben“. Aus diesem Grund wurden zuletzt auch Joachim Kresser, Rebecca Bundschuh (klimafreundliche Mobilität) und Werner Groß (Digitale Services & Datenmanagement) an Bord geholt, wodurch das Team des Vorarlberg Tourismus nun 24 Mitarbeiter:innen umfasst.
Der Weg in Richtung Ganzjahresziel (aktuell liegt der Sommer-Anteil bei 47,5 %) ist bereits beschritten: „Vorarlberg bietet zahlreiche ganzjährige Reisemotive wie Natur-, Kultur- und Kulinarikangebote, sie haben 365 Tage Saison. Hier müssen wir dranbleiben“, so Christian Schützinger. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde die Kommunikationsstrategie an diese Vorgaben angepasst, wobei vorwiegend Interessengruppen angesprochen werden und mit Plattformen wie www.komoot.com, die nachhaltige Wander- und Radrouten anbietet, kooperiert wird.
Bei der Berücksichtigung der Bevölkerung steht nun die Weiterentwicklung der V-CARD im Fokus. Sie wurde mit 1. Mai 2009 eingeführt, wobei jedes Jahr neue Ausflugsziele und Bonuspartner dazu kommen. Heuer sind es 101 Partnerbetriebe (Gültigkeit zwischen 1. Mai und 31. Oktober). Damit nicht genug, wird seit Mai 2024 zusätzlich ein Freizeitportal aufgegleist: Hier geht es darum, der Bevölkerung die Vielfalt der Freizeitmöglichkeiten zu zeigen und gleichzeitig eine gewisse Besucherlenkung zu erreichen. Im Vorjahr wurde die V-CARD 18.093 mal verkauft und insgesamt 144.745 mal genutzt. Die Nachfrage steigt, wie Christian Schützinger betont: „Dieses Jahr peilen wir die 20.000-Stück-Marke an.“ Der Weg stimmt, per Ende Mai wurden bereits über 15.000 Stück verkauft.
Bezüglich Digitalisierung („Menschen suchen und buchen vorwiegend online, deshalb müssen Angebote 365 Tage im Jahr aktuell und verfügbar sein“, so Schützinger) zählt die Bereitstellung „digitaler Zwillinge“ zu den Hauptaufgaben. Bei diesen handelt es sich um die virtuelle Kopie eines realen Objekts, mit dem Ziel, die Entscheidungsfindung zu verbessern, Prozesse zu optimieren und die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen zu beschleunigen. Der Vorarlberg Tourismus hat diesbezüglich bereits viel auf Schiene gebracht. Aktuell reichen die Aktivitäten in diesem Bereich von Datenmanagementsystemen (wie z. B. der V-Cloud), über Bilddatenbanken bis hin zu Kollaborationsprojekten, die eine effiziente Zusammenarbeit im Tourismussystem ermöglichen.
Eine weitere wichtige Aufgabe sieht Christian Schützinger in der Marktforschung. Diesbezüglich gilt Deutschland eine besondere Aufmerksamkeit, denn laut aktueller deutscher Reiseanalyse ist die Zahl der Urlaubsplaner:innen so hoch wie vor der Pandemie. „Das sind positive Signale aus unserem Stammmarkt“, erklärt Schützinger. Zur Erinnerung: Vorarlberg konnte im Vorjahressommer mit 4,462 Mio. Übernachtungen so viele erzielen wie nie zuvor, knapp 60 % davon aus Deutschland. Auch die anderen Hauptherkunftsländer entwickelten sich erfreulich. Die Nachfrage von niederländischen, belgischen, Schweizer und österreichischen Gästen erreichte im Sommer 2023 ein Allzeithoch. Ebenso zieht Frankreich wieder deutlich an. Christian Schützinger: „Vorarlberg konnte im Vorjahres-Sommer deutlich mehr Erst- und Zweitbesucher:innen ansprechen als vor der Pandemie. Uns ist es damit über die Pandemiejahre gelungen, neue Urlauberpotenziale zu erschließen.“
Bleibt als weiterer Punkt der Tourismusstrategie die umweltfreundliche Mobilität. Erst Ende April beschloss die Landesregierung Vorarlbergs, die Ausweitung der Gästekarte auf alle Urlaubsregionen zu sichern, deren Nutzung bislang auf die Urlaubsdestination beschränkt war. Ausnahme bildete die Modellregion Alpenregion Bludenz, wo die Gästekarte bereits seit 2018 zu Fahrten mit Bus und Bahn im gesamten Bundesland berechtigte. Der Anteil an Erstbesucher:innen, die mit der Bahn anreisten, stieg im Vorjahr gegenüber 2018 von 6 % auf 10 %. Im vergangenen Sommer gaben zudem 35 % der Gäste an, ihren PKW im Urlaub nicht zu nutzen (im Jahr davor waren es 27 %). Die Hälfte der Sommergäste steigt häufig oder manchmal auf das öffentliche Busangebot um.
Auch das Freizeitrad- und Mountainbike-Angebot wird laufend verbessert und es wurde die ARGE Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Sie treibt den Zertifizierungsprozess der Destinationen mit dem Österreichischen Umweltzeichen voran. Darüber hinaus bietet der Vorarlberg Tourismus Trainingsprogramme sowie Beratung für Betriebe an und vernetzt diese mit dem Energie- und Ökologieinstitut. „Im Wesentlichen geht es um die Befähigung aller Beteiligten im Tourismussystem, den Weg zur Zertifizierung selbst zu gehen“, erklärt Joachim Kresser.
Zu guter Letzt beteiligt sich der Vorarlberg Tourismus an der Entwicklung einer Kulinarik-Marke, welche die Österreich Werbung (ÖW) Ende Mai gemeinsam mit den Landestourismusorganisationen (LTOs) präsentierte.
Mit all dem fährt Vorarlberg gut. Der Winter – geprägt durch frühe Ostern – konnte mit 4,931 Mio. Übernachtungen zwar noch nicht ganz an die Vor-Pandemie-Jahre anschließen (−1,8 %), für den Sommer 2024 liegt die Latte aber hoch. „Im vergangenen Jahr gab es die höchsten Gäste- und Nächtigungszahlen seit Beginn der Aufzeichnungen 1984“, so Christian Schützinger, „und laut Prognosen sind die Gäste auch heuer in Reiselaune“.
Erstellt am: 12. Juli 2024
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