T.A.I.-Serie Nachhaltigkeit und Tourismus

Auf richtige Strategie und datenbasierten Ansatz kommt’s an!

Print-Ausgabe 16. Mai 2025

„Destinationen sind nicht isolierte Erlebnisräume für Gäste, sondern Lebensräume“, so Florian Größwang

Nachhaltigkeitsmonitoring gilt als Schlüssel für zukunftsfähigen Tourismus – es gilt jedoch, dabei einige wichtige Punkte zu berücksichtigen

Auch wenn es aktuell in der Politik anderes aussieht – der Austritt der größten Volkswirtschaft der Welt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen bildet nur die Spitze des Eisberges – gilt das Thema Nachhaltigkeit als absolut wichtig. Dies gilt vor allem für alle Bereiche der Tourismusbranche, die zuletzt für 10,4 % des weltweiten BIP (Bruttoinlandsprodukt) verantwortlich zeichnete. „Es ist gleichzeitig die zentrale Herausforderung und Chance für einen resilienten, zukunftsfähigen Tourismus“, unterstreicht Florian Größwang, Gründer und Gesellschafter von TourCert Austria, in vorliegender T.A.I.-Serie die Bedeutung von Nachhaltigkeit. Gefordert sind nicht zuletzt die Regionen.

Florian Größwang: „In Zeiten systemischen Wandels wird deutlich: Destinationen sind nicht isolierte Erlebnisräume für Gäste, sondern Lebensräume, in denen die Bedürfnisse der Bevölkerung, der Unternehmen, der Beschäftigten und der Natur genauso berücksichtigt werden müssen wie die der Besucher:innen.“ Das erfordere ein Umdenken im Destinationsmanagement hin zu einer ganzheitlichen, datenbasierten Perspektive. „Und genau hier spielt das Nachhaltigkeitsmonitoring eine entscheidende Rolle“, so Größwang,.

Die Lebensraum-Perspektive als neuer Maßstab

Traditionelle Kennzahlen wie Übernachtungszahlen und Auslastungsquoten reichen längst nicht mehr aus, um den Erfolg einer Destination zu messen und diese zu steuern. Der Tourismus muss sich stärker mit der gesamten Region und ihrer nachhaltigen Entwicklung verzahnen. Nur so kann ein Gleichgewicht zwischen Lebensraum und Destinationsraum entstehen. Ein nachhaltiges Destinationsmanagement muss deshalb auf evidenzbasierte Analysen setzen. Die OECD-Studie „Building the evidence base for sustainable tourism“ (2024) macht deutlich, dass zukunftsorientierte Maßnahmen koordiniert und datengetrieben sein müssen, um langfristig Wirkung zu entfalten. Fünf zentrale Empfehlungen unterstützen diesen Ansatz:

  • Die Prioritäten nachhaltiger Tourismuspolitik müssen klar definiert und mit maßgeschneiderten Steuerungsinstrumenten unterstützt werden.
  • Maßgeschneiderte Indikatoren und Tools erleichtern die evidenzbasierte Entscheidungsfindung.
  • Datenlücken müssen identifiziert und geschlossen werden, um Nachhaltigkeitsziele messbar zu machen.
  • Kollaborative Ansätze sind notwendig, um messbare und praktikable Monitoring-Methoden zu entwickeln.
  • Die Datenkompetenz der Entscheidungsträger muss verbessert werden, um mit komplexen Nachhaltigkeitsanalysen umzugehen.
Sieben Vorteile des Nachhaltigkeitsmonitoring

Ein effizientes Nachhaltigkeitsmonitoring liefert nicht nur Kennzahlen, sondern ermöglicht eine strategische Steuerung des Tourismus. Es bietet eine objektive Grundlage für Entscheidungen, unterstützt den Dialog zwischen Stakeholdern und sorgt für Transparenz. Die Vorteile sind vielfältig:

  1. Transparenz: Es bietet Einblicke in die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsstrategien und -praktiken. Das schafft Vertrauen bei Gästen und anderen Stakeholdern.
  2. Kontinuierliche Verbesserung: Durch regelmäßige Überprüfung und Analyse können Destinationen, Organisationen und Betriebe Schwachstellen identifizieren und Anpassungen vornehmen, um ihre Nachhaltigkeitsziele besser zu erreichen.
  3. Risikomanagement: Es hilft, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und zu managen, die aus Umwelt- oder sozialen Faktoren resultieren können.
  4. Compliance: Immer mehr gesetzliche Vorschriften und Standards (z. B Förderungen & Finanzierungen) verlangen eine regelmäßige Berichterstattung über Nachhaltigkeitsleistungen. Das Monitoring stellt sicher, diese Anforderungen erfüllen zu können.
  5. Effizienz: Durch die Überwachung der Ressourcennutzung und der Umweltbelastung können Potenziale in der Destination identifiziert und optimiert werden.
  6. Wettbewerbsvorteil: Auf Daten und Fakten beruhende Nachhaltigkeitsbemühungen können effektiv kommuniziert werden und helfen, sich auf dem Markt besser positionieren und Gäste mit entsprechender Haltung anziehen zu können.
  7. Strategische Planung: Es liefert Daten und Erkenntnisse, die für die Entwicklung langfristiger Nachhaltigkeitsstrategien und -ziele wichtig sind.
Macht der richtigen Indikatoren

Nachhaltigkeitsindikatoren im Monitoring sind ein unverzichtbares Werkzeug. Sie bieten klare Bewertungsgrundlagen und helfen dabei, kritische Entwicklungen frühzeitig zu identifizieren. Doch die Herausforderung liegt in der Wahl der passenden Key Performance Indikatoren (KPIs):

  • Indikatoren müssen relevant, vergleichbar und praktikabel sein.
  • Datenlücken erschweren eine umfassende Bewertung.
  • KPIs sind linear, während Destinationssysteme komplex und dynamisch sind.

Deshalb braucht es neben klassischen Indikatoren auch qualitative und systemische Analyseinstrumente, die soziale und ökologische Wechselwirkungen erfassen.

Schlüssel zur Veränderung

In einem resilienten Tourismus muss Nachhaltigkeit konsequent gemessen und gesteuert werden. Dabei sind fünf zentrale Erkenntnisse essenziell:

  1. Klassische Kennzahlen wie Übernachtungen sind weiterhin relevant, aber alleine nicht mehr ausreichend.
  2. Nachhaltigkeitsmonitoring ermöglicht evidenzbasierte Entscheidungen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte verbinden.
  3. Neue sektorübergreifende Gesprächsräume und Analysen sind notwendig.
  4. Die Interpretation von Indikatoren entscheidet über den Erfolg – es braucht mehr Datenkompetenz in unseren Destinationen.
  5. Systeme wie RESY (www.resy­dashboard.at) in Österreich zeigen, wie regionale Informations- und Monitoringsysteme eine praxisnahe Basis für eine zukunftsfähige Tourismusentwicklung liefern können.

Mit der richtigen Strategie und einem datenbasierten Ansatz kann der Tourismus nachhaltig transformiert werden. Florian Größwang: „Es ist Zeit, Nachhaltigkeitsmonitoring als essenzielles Steuerungsinstrument zu begreifen – denn Wissen schafft Verantwortung, und Verantwortung schafft Zukunft.“

Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:
T.A.I.-Serie Nachhaltigkeit und Tourismus

Sieben Gründe, wieso es sich lohnt, umweltbewusst zu agieren

18. April 2025 | Österreich
T.A.I.-Serie Nachhaltigkeit und Tourismus

„Es geht um mehr als nur um eine Verpflichtung gegenüber der Umwelt!“

14. März 2025 | Österreich

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben