ANA
Innovationsreise Arabische Länder

Zukunftsorientierten Markt mit „kultureller Intelligenz“ erschließen

Print-Ausgabe 17. Dezember 2021

Österreich ist aus den arabischen Ländern so gut erreichbar wie nie zuvor, erklärt ÖW Markt Manager Robert Gröblachner


 

Um die touristischen Möglichkeiten Österreichs in der Golfregion noch besser ausschöpfen zu können, organisierte die ÖW eine Innovationsreise nach Dubai

Es ist wahrscheinlich der meistunterschätzte Quellmarkt. Er ist zukunftsorientiert, hat ein ungeheures Potential und liegt quasi vor der Haustür: das Incoming aus der arabischen Hemisphäre. Laut Anas Abbar, Mitgründer und CEO der größten Digital-Media-Plattform 7awi (gesprochen: Hawi) im Nahen Osten und nördlichem Mittelmeerraum, umfassen die arabischen Länder insgesamt 436 Millionen Einwohner*innen. Alle sprechen (neben vielen lokalen Dialekten) eine Sprache. In den Golfstaaten und den arabischen Ländern in Asien sind es zwar nur knapp 60 Millionen, die dafür aber mit ungleich höherer Kaufkraft. Um ein Gespür zu erhalten, wozu dieser Markt in der Lage ist, lud die Österreich Werbung (ÖW) mit Geschäftsführerin Lisa Weddig und Markt Manager Middle East & South East Asia Robert Gröblacher Mitte November zu einer Innovationsreise nach Dubai. Zwei Dutzend österreichische Touristiker*innen nahmen daran teil.

Das dicht gedrängte Programm sah neben einem eintägigen Besuch der EXPO (Bericht hier) einen Tag mit Expertengesprächen, die Besichtigung des „Digital Dubai“ im 3D District sowie einen Intensiv-­Workshop vor, aufgelockert durch Incentives, wie den Aufenthalt auf einer Eco-Farm in der Wüste oder eine Wüstentour ins Dubai Desert Conservation Reserve.

Beinahe wäre die Zukunftsreise Österreichs viertem Lockdown zum Opfer gefallen, doch für Robert Gröblacher war deren Durchführung „ein wichtiges Signal: Wir sind dabei, an der Zukunft ein bisschen mit zu feilen.“

Im letzten Jahr vor der Pandemie, 2019, sorgten die Golfstaaten (Saudi-­Arabien, V.A.E., Katar, Bahrain, Kuwait sowie Oman) alleine für 1,3 Millionen Nächtigungen. Heuer im Sommer (Juli bis Oktober) waren es nach Ende der Einreisehürden bereits wieder 263.000 und das mit Tagesausgaben von 470 Euro. In der Wiener 5-Sterne-­Hotellerie sind die arabischen Gäste 2021 sogar der drittstärkste internationale Quellmarkt (plus 416,5 % auf 19.194 Nächte Jänner bis September).

Frühere Reserviertheit gegenüber diesen Gästen ist nicht mehr angebracht: „Die Reisenden aus den arabischen Ländern sind in den letzten 15 Jahren viel moderner geworden“, so Robert Gröblacher, demzufolge Österreich aus der Region so gut erreichbar ist wie nie zuvor: Emirates fliegt aktuell neunmal pro Woche mit dem Airbus A380 nach Wien, die seit Juli angebotenen flydubai-­Flüge nach Salzburg „waren von Anfang an eine Erfolgsgeschichte“. Dazu kommen flynas und Saudia, Qatar (vier bis fünfmal pro Woche nach Wien), Etihad, Kuwait Airways und Air Arabia.

Äußerst interessant waren die Inputs von Touristiker*innen und Fachleuten, wie Saud Mohammed Saeed Hareb (bei Dubai Tourism für die deutschsprachigen Märkte und die Niederlande zuständig), Samer Alhaider (Senior Manager Online Sales Development bei Emirates Airline), der u. a. auf die starke Entwicklung von First und Business Class von Emirates hinwies („Wir sehen, dass beide Klassen bei uns wirklich voll sind“) oder von dem bereits erwähnten Anas Abbar. Dessen im Jahr 2012 gegründete Medienplattform (zuvor war Abbar zwei Jahrzehnte bei Microsoft in den USA tätig) kommt mit 11 Titeln bereits auf weit über 10 Millionen Unique Visitors pro Monat, mit Layalina.com als stärkstem Brand (insgesamt 5,5 Millionen Besucher*innen im November).

Beeindruckend war der Vortrag von Nasif Kayed, CEO und Gründer von The Arab Culturalist. Nach Studium und langjährigem USA-Aufenthalt machte er sich seine Erfahrung zunutze und gründete ein Unternehmen, das auf Kultur-, Projekt- und Bildungsberatung sowie Pro­gramme zur Eingewöhnung von Expats spezialisiert ist, mit dem Ziel, Toleranz und kulturelles Verständnis zu fördern. „Kulturelle Intelligenz“ (CI) heißt das Zauberwort für Nasif Kayed: „Es ist die nächste Stufe der Intelligenz, die man braucht, um in einer vernetzten Welt erfolgreich zu sein.“

Cornelia Losmann von der gleichnamigen Unternehmensberatung, die Mitglied der Österreich-Delegation auf der Innovationsreise war, brachte es abschließend auf den Punkt: „Der arabische Markt hat mich seit dieser Reise nicht mehr losgelassen. Es ist ein großer, zukunftsorientierter Markt, der aber jede Menge Empathie verlangt. Wie Nasif Kayed schon sagte: Es sind einfach viele Dinge nicht ‚negotiable‘.“

Verhandelt wurde dann aber doch und zwar beim mehrstündigen Networking-Workshop, den die Österreich Werbung im Grand Plaza Mövenpick Media City Hotel organisiert hatte. Die Teilnehmer*innen aus Österreich hatten die Gelegenheit, mit insgesamt 50 Reiseveranstalter*innen und 10 Journalist*innen in Kontakt zu kommen, was von beiden Seiten intensiv genutzt wurde – und zwar so intensiv, dass der festgesetzte Zeitrahmen deutlich überzogen wurde.

Das Fazit fasste Cornelia Losmann T.A.I. gegenüber wie folgt zusammen: „Ich bin davon überzeugt, dass es gelingt, diese Kundengruppe mit etwas Kompromissbereitschaft, aber ohne sich z. B. als Region oder Hotelier komplett verbiegen zu müssen, mit der richtigen Kommunikation zu erreichen und ihr vor Ort mit dem richtigen Angebot einen begeisternden Urlaub bieten zu können.“ Das sind keine schlechten Aussichten für einen der wahrscheinlich meist­unterschätzten Quellmärkte.

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