T.A.I. vor Ort in Brünn

Viel Kultur und festliches Flair in der Europäischen Weihnachtshauptstadt

Print-Ausgabe 13. Dezember 2024

Die Kathedrale St. Peter und Paul liegt auf einem Hügel und überragt das Stadtbild von Brünn

Das historische Zentrum Mährens hat viel zu bieten, wenn es ein Städtetrip sein soll – im Advent stimmen mehrere Weihnachtsmärkte auf die schönste Zeit des Jahres ein

Brünn (Brno) ist nicht nur zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert, sondern vor allem im Advent. Die zweitgrößte Stadt Tschechiens wurde zusammen mit Waterford City (Irland) zur „Europäischen Weihnachtshauptstadt 2024“ gekürt (ein Titel, der seit 2017 vom Europäischen Parlament jährlich an eine oder mehrere Städte verliehen wird). T.A.I. konnte sich auf Einladung vom Touristeninformationszentrum Brno, den Veranstalter:innen des Brünner Weihnachtsfestes (Brněnské Vánoce), Gourmet Brno sowie CzechTourism ein Bild davon machen.

Nachdem es vom Osten Österreichs sozusagen nur ein Katzensprung nach Brünn ist, erfolgte die Anreise mit der Bahn. Genächtigt wurde im 4-Sterne-Hotel Passage in der Nähe des Stadtzentrums (103 modern eingerichtete Zimmer, einige Konferenzräume).

Der Weihnachtsbaum am „Platz der Freiheit“ und große Krippenfiguren

Den Auftakt bildete eine geführte Tour zu den Weihnachtsmärkten, die am „Platz der Freiheit“ (náměstí Svobody) feierlich mit einer Zeremonie eröffnet wurden. Der festlich geschmückte Christbaum nahe der Astronomischen Uhr (2010 im Gedenken an die Verteidigung der Stadt gegen die schwedische Armee während des Dreißigjährigen Krieges errichtet) wartete bereits darauf, erstmals erleuchtet zu werden. Dies geschah durch eine große Marionettenfigur des „Brünner Drachen“ (Brněnský drak). Er gilt als Symbol der Stadt, deren Bürger er einer Legende nach einst in Angst und Schrecken versetzte. In Wirklichkeit handelt es sich beim „Brünner Drachen“ um ein ausgestopftes Krokodil, das der Stadt vom ungarischen König Matthias II. 1608 zum Geschenk gemacht wurde, um das Mährische Volk auf seine Seite zu ziehen. Im Durchgang zum alten Rathaus erinnert noch heute eine Nachbildung des „Drachens“ daran. In der Adventzeit trägt das Krokodil einen Pullover in den Wappenfarben der Stadt und dient als beliebtes Hintergrundmotiv für Smartphone-Selfies.

Der "Brünner Drache"

In Brünn gibt es fünf Weihnachtsmärkte, vier davon auf großen Plätzen und einer in einem Innenhof. Alle sind wenige Gehminuten voneinander entfernt. Für das leibliche Wohl sorgen allerlei kulinarische Kreationen, regionale Handwerksprodukte und der eine oder andere Turbomošt (eine Art Glühwein, bestehend aus Apfel-Cider mit einem Schuss Hochprozentigem). Alle Getränke sind in Pfandbechern erhältlich, die an jedem Weihnachtsmarkt retourniert werden können.

Aus kultureller Sicht hat die Universitätsstadt Brünn viel zu bieten. Vielerorts wird die Verbindung zu Wien deutlich, so etwa beim Anblick der Häuserfassaden in der Innenstadt. Ein weiteres Beispiel ist das Wirken von Anton Pilgram, jenem mährisch-österreichischen Baumeister und Bildhauer, der im 16. Jahrhundert nicht nur am Bau der spätgotischen Kostel sv. Jakuba (Kirche St. Jakob) mitarbeitete, sondern später beim Stephansdom in Wien. In Brünn zeigt das Portal des Alten Rathauses seine Handschrift, das schiefe mittlere Türmchen sticht beim Betrachten sofort ins Auge.

Die mittelalterliche Festung Špilberk

Ein weiterer Architekt und Baumeister, der im 19. Jahrhundert in Brünn und Wien tätig war, ist Theophil von Hansen. In der mährischen Metropole zählt das Palais Klein zu seinen Werken, das für damalige Verhältnisse bereits sehr modern konzipiert war. Nicht weniger sehenswert sind die Rote Kirche (Červený kostel), die ein wenig der Wiener Votivkirche ähnelt, und die mittelalterliche Festung Špilberk, die auf einem Hügel über der Stadt thront. Ergänzt wird das kulturelle Angebot von der Kathedrale St. Peter und Paul (Katedrála sv. Petra a Pavla), die gemeinsam mit der Festung das Stadtbild dominiert, und der Villa Tugendhat, die als Denkmal moderner Architektur zum UNESCO-Welterbe gehört.

Ebenfalls am Programm stand ein Besuch der ehemaligen Wasserspeicher Vodojemy Žlutý kopec. Diese sind seit heuer öffentlich zugänglich. Die großen Tanks befinden sich unter der Erde und versorgten einst die Stadt mit Trinkwasser. Heute werden die imposanten Kammern multifunktionell für Konzerte, Performances und Modeschauen genutzt.

Die ehemaligen Wasserspeicher Vodojemy Žlutý kopec

Viele Attraktionen können kostenlos oder ermäßigt mit dem BRNOPAS besucht werden. Erhältlich ist die Gästekarte in verschiedenen Varianten, je nach Aufenthaltsdauer von 1 bis 3 Tagen. Im Preis (ab ca. 13 Euro) sind unter anderem eine Broschüre und ein Stadtführer inkludiert. Auf diese Weise lässt sich die zweitgrößte Stadt Tschechiens bequem ganz nach eigenen Vorstellungen erkunden. www.gotobrno.cz/de

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
Janáček-Festival Brünn

Abwechslungsreicher Schlusspunkt im Jahr der tschechischen Musik

26. September 2024 | International

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