Fachstudienreise nach Tibet

„Österreichische Touristen sollten ihre Reise rasch planen!“

Print-Ausgabe 14. November 2025

Der Potala Palast in Lhasa soll in den nächsten fünf Jahren zu einem Museum umgebaut werden

Denn Xīzàng, so der chinesische Name für Tibet, befindet sich in einem rasanten Wandel – Eindrücke einer Fachstudienreise in dieses faszinierende Zielgebiet

Künftig soll Tibet nur noch „Xīzàng heißen, wie auf Seite 11 dieser Ausgabe zu lesen ist. Doch wie präsentiert sich diese Destination am „Dach der Welt“ als Reiseland? Auch das erlebte die österreichisch-deutsche Fachdelegation mit dem Obmann-Stellvertreter des ÖVT (Österreichischer Verein für Touristik) Harald Pree an der Spitze. Für T.A.I. fasste er die Eindrücke zusammen.

Geflogen wurde nach Lhasa, die Hauptstadt des Autonomen Gebiets Tibet der Volksrepublik China. „Die ersten Eindrücke waren sehr überraschend: Sowohl der Flughafen als auch die mehrspurige Autobahn ins Zentrum von Lhasa präsentierten Tibet von einer sehr modernen Seite“, erzählt Harald Pree. Begeistert zeigte er sich auch vom neuen Bahnhof Lhasas, der das Zentrum Tibets mit wichtigen Städten in China verbindet.

Dasselbe gilt für den Potala Palast (einst offizielle Residenz und Regierungssitz des Dalai Lama), eines der touristischen Highlights. Aufgrund seiner Seehöhe (er befindet sich 130 m über Lhasa, das wiederum auf 3.600 m liegt) wurden die rund 1.000 Treppen des höchstgelegenen Palastes der Welt „sehr langsam erklommen“, so Harald Pree, den – neben Geschichte und Tradition der Mönche – vor allem die Statuten, Wandmalereien sowie der Ausblick vom Palast aus beeindruckte. Jetzt soll der Potala Palast binnen fünf Jahren in ein Museum verwandelt werden, ab 2030 ist der Besuch der inneren Räume nicht mehr gestattet. Harald Pree: „Wer ihn daher von innen besichtigen möchte, sollte Tibet in den nächsten Jahren besuchen.“

Ebenso wurden in Lhasa das religiöse Zentrum der Altstadt mit dem Barkhor (zugleich Pilgerweg und Shoppingmeile), der buddhistische Jokhang-Tempel – beides UNESCO-Welterbestätten – sowie die Sommerresidenz des Dalai Lama, Norbulinka, besichtigt. Was auffiel, waren die vielen chinesischen Tourist:innen, die in tibetischen Trachten sowie entsprechend geschminkt in der Altstadt weilten und die religiösen Stätten als Fotokulisse verwendeten. Harald Pree: „Ähnliche Fotopunkte sahen wir während der ganzen Reise. Es gab sogar eigens Geschäfte, die Trachten vermieteten, und Schminkstudios.“ Auch am heiligen Yamdrok-­See auf über 4.400 m gibt es zahlreiche Fotospots für Hochzeiten, auf Schaukeln, am Steg und mit Engelsflügeln à la Victoria’s Secret.

Am Weg nach Tsedang – rund 150 km mit dem Auto südöstlich von Lhasa – wurde ein Abstecher im ältesten Kloster Tibets in Samye und einer Mönchsschule eingelegt. „Wir durften die Mönche bei Diskussionsübungen im Klostergarten besuchen“, berichtet Harald Pree. Auch die Burg Yumbu Lhakhan, die älteste Tibets, und das Operndorf Yungabulanakang wurden besichtigt. Harald Pree: „In einer privaten Wohnung erhielten wir lokalen Käse, Buttertee und andere Snacks sowie eine Arie, vorgetragen von der Hausbesitzerin.“

Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung des Klosters Trashilhünpo (ca. 270 km westlich von Lhasa), dem Sitz des Panchen Lama (der jetzige wurde von der chinesischen Regierung ausgewählt). Er ist der zweithöchste spirituelle Führer nach dem Dalai Lama, der 1959 ins Exil ging. Harald Pree: „Wir durften dort an einer Mönchsprüfung teilnehmen. Auch hier gab es lebhafte Diskussionen.“

In Xigazê (Shigatse) wurde das „Tibetan Stone Carving Art Museum“ besucht, wobei die Gruppe „rubbings“ machen durfte („Abreibungen“ von Steininschriften, eine traditionelle tibetische Technik, bei der dünnes, feuchtes Papier auf die Reliefs gelegt und dann mit schwarzer Tinte ein Abdruck erzeugt wird). Abgerundet wurde all das durch tibetisches Essen: Feuertopf, der einen besonderen Stellenwert in der tibetischen Kultur aufweist. Jede:r Teilnehmer:in konnte sein Essen selbst zubereiten und würzen. Harald Pree: „Es ist traditionell sehr scharf, Gästen werden aber auch milde Variationen angeboten und entsprechende Gewürze vorgeschlagen.“

Auf der Rückfahrt nach Lhasa standen ein Besuch des Pelkor Chode Klosters in Gyangzê aus dem Jahr 1427 mit seiner beeindruckenden Stupa (buddhistischer Kultbau), der Kharola-Gletscher auf 5.200 m Höhe und der türkisblaue See Yamzhog Yumco am Programm. Zum Abschluss gab es noch die Möglichkeit, eine Ausstellung mit traditioneller Thangka-Kunst (buddhistische Bilder) zu besuchen und selbst tibetische Dampfnudeln (genannt „Momos“) zuzubereiten.

Fazit: Für die Touristik bleibt Tibet ein faszinierendes Zielgebiet, mit großem Potenzial und viel Geschichte. Die Authentizität schwindet allerdings langsam in Richtung einer Foto- und Filmkulisse. Harald Pree: „Österreichische Tourist:innen, die das ursprüngliche Tibet suchen, sollten ihre Reise deshalb rasch planen und nicht verwundert sein, in Lhasa auf eine chinesische Großstadt zu treffen, die sich immer weniger von anderen Millionenstädten unterscheidet.“ Einzigartig in Lhasa bleibt das Zentrum mit dem Potala Palast (bis zu seiner Umgestaltung in fünf Jahren) und dem Barkhor Bezirk.

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
ÖVT (Österreichischer Verein für Touristik)

„Xīzàng“ neuer Name für Tibet! Das birgt laut ÖVT viele Probleme

14. November 2025 | Reisebüros & Veranstalter

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