T.A.I. vor Ort in Slowenien

„GO borderless“! Dieser Anspruch wird 2025 in Nova Gorica zur Realität

Print-Ausgabe 13. Dezember 2024

Mittelpunkt des Mosaiks des neuen Europas am Europaplatz zwischen Nova Gorica und Gorizia

Denn das Jahr als europäische „Kulturhauptstadt“ begeht die slowenische Stadt zusammen mit ihrer italienischen Schwester Gorica – ein bislang einzigartiges Unterfangen

Seit 1985 verleiht die EU alljährlich den Titel „Kulturhauptstadt“. Für 2025 wurde (neben dem deutschen Chemnitz) das in Slowenien gelegene Nova Gorica auserkoren samt dem gleich hinter der Grenze zu Italien gelegenen Gorizia. Dass diese beiden Schwesterstädte zusammen eine Kulturhauptstadt Europas bilden, ist bislang einzigartig, doch Nova Gorica ist mit Gorizia historisch und im Alltag eng verbunden – bis zur Trennung durch die „Pariser Friedenskonferenz“ der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs und seit der Unabhängigkeit 1991, verstärkt durch Sloweniens Beitritt zum Schengen-Raum Ende 2007. Was alles unter den Titel „GO bor­derless“ fällt und welche Highlights geplant sind, das erfuhr T.A.I. vor kurzem im Rahmen einer Medienreise, angeführt von Žana Marijan, der Direktorin des Slowenischen Tourismusbüros in Wien.

Bis zum Ersten Weltkrieg war Gorizia in Friaul-Julisch Venetien Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie, danach kam es zu Italien. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Grenze 1947 neu gezogen: Die östlichen Ausläufer der Stadt und ein Bahnhof waren plötzlich jugoslawisch und hießen nun Nova Gorica, das quasi neu aufgebaut werden musste. Anlässlich des Beitritts Sloweniens zur EU 2004 wurde zwischen beiden Schwesterstädten vor dem Bahnhof von Nova Gorica der „Europaplatz“ (slowenisch: Trg Evrope, italienisch: Piazza Transalpina) eingeweiht. Kernstück dieses Platzes ist das „Mosaik des neuen Europas“. Auf dem etwa 1 km langen Grenzstreifen zwischen den ehemaligen Zollämtern entstand der sogenannte KHE (Kulturhauptstadt Europas)-Distrikt, der den Mittelpunkt der Kulturhauptstadt bildet und ein Veranstaltungs- und Begegnungszentrum umfasst.

Kommunikationsbüro GO! 2025 und Programmausschnitt GO! 2025

Im umfangreichen Programm der „GO! 2025“ finden sich mehr als 600 kulturelle Veranstaltungen und über 60 Projekte, darunter zeitgenössische Kunst- und Filmfestivals, Tanzaufführungen, Modevorführungen, Konzerte und Vorträge (www.go2025.eu). Unter dem Titel „Come Home“ werden aus der Region stammende, international erfolgreiche Künstler:innen auftreten, wie der 29-jährige Pianist Alexander Gadjiev (gebürtig aus Gorizia und Sohn einer slowenischen Mutter), der aufgrund seiner Eltern in gewisser Weise als Botschafter der Kulturhauptstadt gilt.

Die Eröffnung als Kulturhauptstadt 2025 ist von 7. bis 9. Februar vorgesehen. Sie wird mit einem großen öffentlichen Fest gefeiert und von „Station to Station“ werden die Bewohner:innen beider Städte mit Blechmusiker:innen von Gorizia nach Nova Gorica marschieren. Bei der Abschlusszeremonie von 3. bis 5. Dezember 2025 wird dann erstmals eine künstlerisch einheitlich gestaltete Weihnachtsbeleuchtung für Nova Gorica und Gorizia eingeschaltet.

Nova Gorica ist übrigens nicht die erste Stadt in Slowenien, die das Prädikat „Kulturhauptstadt“ tragen durfte: 2012 war bereits Maribor an der Reihe. Es gibt allerdings nur wenige Erinnerungen daran, denn die großen Pläne der zweitgrößten Stadt des Landes mussten wegen Geldmangels aufgegeben werden (das Budget musste damals durch die Finanz- und Wirtschaftskrise signifikant gekürzt werden).

Metkas Spieß (Maribor) und die Nationalbibliothek (Ljubljana)

Voller Kulturhighlights aber noch nicht zur Kulturhauptstadt ernannt worden ist Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens. Sie wurde vor allem von Jože Plečnik, dem Pionier der Architektur des 20. Jahrhunderts, geprägt. Die National- und Universitätsbibliothek, die Dreierbrücke, die Schusterbrücke und der zentrale Marktplatz zählen zu seinen bekanntesten Bauwerken. Ljubljana punktet auch mit dem jährlich im Sommer stattfindenden Ljubljana Festival. Schauplätze sind u.a. der Kongressplatz und die Freilichtbühne des Komplexes Križanke (das ehemalige Kloster des Deutschen Ordens aus dem 13. Jahrhundert wurde von Jože Plečnik Mitte der 1950er-Jahre in eine Kunstgewerbeschule umgebaut und heute als Kulturzentrum genützt). Auch das legendäre Jazzfestival Ljubljana, das seit 1960 Musiker:innen aus aller Welt präsentiert, darf in dieser Auflistung nicht fehlen.

Zurück nach Nova Gorica: Nachdem es 2020 den Zuschlag für die Kulturhauptstadt erhalten hatte, wurde rasch entschieden, dass es erstmals in der Geschichte eine grenzübergreifende Kulturkapitale geben werde. Auch wenn in jüngster Zeit wieder Kontrollen an der Grenze eingeführt wurden – eine Praxis, die auch andere Staaten im vereinten Europa verfolgen – ändert dies nichts am Konzept von „GO borderless“: Zwei Schwesterstädte, ein gemeinsames Ziel.

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
Slowenien Tourismus

Nachbar im Süden setzt auf mehr Nachhaltigkeit & Boutique Tourismus

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