Slowenien Tourismus

Nachbar im Süden setzt auf mehr Nachhaltigkeit & Boutique Tourismus

Print-Ausgabe 17. Mai 2024

„Wir sind optimistisch, dass die Österreicher:innen Slowenien die Treue halten“, so Žana Marijan

Was dies bedeutet, darüber konnten sich dieser Tage die Teilnehmer:innen am Slowenien Incoming Workshop ein Bild machen – Österreich ist der drittstärkste Incoming-Markt

Der dieser Tage abgehaltene Slowenien Incoming Workshop (SIW), veranstaltet von der Slowenischen Tourismusorganisation (STO), bot Österreichs Reiseveranstaltern und Reisebüros einmal mehr die Gelegenheit, Neuerungen und Innovationen des Nachbarn im Süden kennen und schätzen zu lernen. Dabei positioniert sich Slowenien neben dem Fokus auf Nachhaltigkeit auch als Destination für Boutique-Tourismus. Was es damit auf sich hat, wie der SIW 2024 aus österreichischer Sicht gelaufen ist und was heuer aus Österreich für ein Aufkommen erwartet wird, darum ging es im T.A.I.-Interview mit Žana Marijan, der Direktorin des Slowenischen Tourismusbüros in Wien.

T.A.I.: Diese Woche ging in Bled der SIW über die Bühne. Welche Erwartungen hatten Sie daran geknüpft?

Žana Marijan: „Der 26. SIW beherbergte mehr als 300 Unternehmen, von denen 160 aus 33 Ländern stammten, hauptsächlich aus europäischen Märkten sowie aus Überseemärkten, insbesondere den USA und Asien. Unsere Erwartungen waren vielschichtig und wir freuten uns auf die Teilnahme der 9 österreichischen Reiseveranstalter und Reisebüros. Der SIW war eine hervorragende Gelegenheit, die bestehenden Geschäftsbeziehungen zwischen österreichischen Reiseveranstaltern und slowenischen Tourismusanbietern zu vertiefen. Wir sind ja aufgrund der geografischen Nähe und Vielfalt unseres Angebots ein attraktives Ziel für österreichische Reisende, was bedeutet, dass eine starke Partnerschaft beiderseitig vorteilhaft ist.“

T.A.I.: Welche Angebote stießen auf besonders großes Interesse?

Žana Marijan: „Unsere österreichischen Partner zeigten sich wie immer aufgeschlossen für neue und innovative slowenische Tourismusprodukte und -dienstleistungen. Uns ging es darum, Angebote vorzustellen, die nachhaltigen und umweltfreundlichen Tourismus fördern. Dieser Ansatz ist zunehmend bei österreichischen Urlauber:innen beliebt.“

T.A.I.: Welche Ziele verfolgte das STO sonst noch mit dem SIW?

Žana Marijan: „Ein Ziel war es, das Netzwerk durch die Aufnahme neuer Partner aus Österreich zu erweitern. Das ist uns hervorragend gelungen. Wir wollten auch Einblicke in die aktuellen Trends und Entwicklungen im slowenischen Tourismus bieten. Diese Informationen sind entscheidend, um sicherzustellen, dass die Angebote genau den Erwartungen und Wünschen der österreichischen Kund:innen entsprechen. Der SIW bot also eine hervorragende Plattform, um die Beziehungen zwischen dem österreichischen und slowenischen Tourismussektor weiter zu festigen.“

T.A.I.: 2023 war mit einer Steigerung von +2 % gegenüber 2019 und 11,6 Millionen Übernachtungen internationaler Gäste das bisher erfolgreichste Jahr für Slowenien. Was waren die Gründe für diesen Erfolg?

Žana Marijan: „Slowenien – das muss man immer vor Augen haben – existiert als eigener Staat erst etwas mehr als 30 Jahre. In Europa und Übersee war es als touristische Destination kaum bekannt. Mittlerweile hat es sich auf der internationalen Bühne positioniert und immer wieder durch Neues und Innovatives aufhorchen lassen. Spektakuläre Leistungen wie von Ana Roš, der weltbesten Küchenchefin, oder der Tour de France-Sieg 2021 von Tadej Pogačar und der dreimalige Triumph 2019 bis 2021 von Primož Roglič bei der Vuelta a España brachten viel Medienpräsenz. Darüber hinaus haben Reiseprofis von The Guardian, Forbes, CNN, Financial Times, Conde Nast Traveller und Lonely Planet Slowenien immer wieder unter die Top 10 der Reiseziele gereiht, die man unbedingt besuchen sollte.“

T.A.I.: Aus Österreich – der drittstärkste Quellmarkt nach Deutschland und Italien – gab es im Vorjahr einen Rückgang um −3 % gegenüber 2019 auf knapp 978.000 Nächtigungen. Was waren die Gründe? Sind Sie enttäuscht?

Žana Marijan: „Der leichte Rückgang ist nicht unbedingt negativ zu sehen, da 2019 besonders stark war. Er kann deshalb als Teil einer strategischen Neuausrichtung und einer Anpassung an veränderte Marktbedingungen interpretiert werden. Unsere strategische Entscheidung, Slowenien als Destination für Boutique-Tourismus zu positionieren, zielt auf eine spezifische Zielgruppe ab. Dies kann dazu führen, dass Massentourismus abnimmt, da die Angebote nicht auf große Touristenströme ausgerichtet sind. Dadurch kann es zu einem Rückgang der Gesamtnächtigungszahlen kommen, insbesondere aus Märkten, die traditionell volumenorientiert sind.“

T.A.I.: Womit rechnen Sie heuer?

Žana Marijan: „Wir sind optimistisch, dass die Österreicher:innen Slowenien die Treue halten bzw. unser Land neu entdecken. Die meisten Übernachtungen verzeichneten generell Piran, Izola, die Thermen und Ljubljana. Es gibt aber natürlich noch weitaus mehr zu entdecken.“

T.A.I.: Wie hoch ist das Volumen von Österreicher:innen, die über ein Reisebüro, einen Busreise­veranstalter etc. kommen?

Žana Marijan: „Das Aufkommen aus Österreich von organisiert reisenden Gästen ist bemerkenswert. Unsere enge Zusammenarbeit mit Reisebüros ermöglicht es, speziell zugeschnittene Angebote zu entwickeln. Zu den beliebtesten Zielen dieser Gästegruppe gehören die Adria-Küste, unsere Weinregionen und die Thermenlandschaften – also alle Regionen, die sowohl Erholung als auch kulturelle und kulinarische Erlebnisse bieten. Darüber hinaus integrieren wir kontinuierlich neue Attraktionen. Die Wein-Fontäne von Marezige, die Weintour mit dem Vintage-Zug im Vipava­tal oder das Bierfestival in Laško sind Bei­spiele für Erlebnisse, die speziell für Gruppenreisen konzipiert wurden und bei den Busveranstaltern großen Anklang finden. Auch größere Sport- und Kulturveranstaltungen, wie etwa Nova Gorica als Europäische Kulturhauptstadt 2025, machen Slowenien als Reiseziel noch attraktiver.“

T.A.I.: Besuchen diese Gäste andere Regionen als jene, die individuell anreisen?

Žana Marijan: „Ja. Während individuelle Reisende dazu neigen, sich auf beliebte und gut zugängliche Ziele zu konzentrieren, wie z. B. Ljubljana, Bled, Piran, die Postojna Höhle und den Triglav Nationalpark, ermöglichen organisierte Reisen oft den Zugang zu weniger bekannten oder weiter entfernten Gebieten, die für Einzelreisende weniger ersichtlich oder schwerer zu erreichen sind.“

Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:
Slowenien

Kunst und Kultur rücken verstärkt in den Mittelpunkt

14. März 2024 | International

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben