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Standpunkt

„El Niño“ und Skier-Days

Print-Ausgabe 15. Dezember 2023

Welches Kind träumt nicht von weißen Weihnachten? Die meisten Regionen der Welt sind nicht damit gesegnet und auch im Alpenraum herrschte in den zurückliegenden Jahren diesbezüglich meist Katerstimmung. Die Frage, wie der bevorstehende Winter von seinen Schneebedingungen her wird, beschäftigt deshalb viele. Wie wird er nun wirklich? War der weiße Segen zu Beginn der Saison vor allem in den Nordlagen der Alpen nur eine Eintagsfliege?

Man wird sehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber eins: Es scheint als würden starke „El Niño“-Jahre (es handelt sich um ein wiederkehrendes Wetterphänomen, dass im Südostpazifik seinen Ursprung hat) positivere Wirkung auf die Schneeverhältnisse in Skandinavien und im Alpenraum haben als schwächere, ganz zu schweigen von „La Niña“-Zeiten, die für das Gegenteil sorgen.

Aufmerksam auf die Thematik wurde T.A.I., als für den Bergbahnen-­Schwerpunkt in der November-Ausgabe eine Aktualisierung der Skier-Days anstand und die Zeitung bei der Recherche auf ein Zitat von Seilbahnobmann Franz Hörl stieß, demzufolge „das Ergebnis des vergangenen Winters wohl noch deutlich besser gewesen wäre, wenn die Wetter- und Naturschneelage vorteilhafter gewesen wäre“. Kurz davor erschien in einer US-Fachzeitschrift der Bericht über mögliche Auswirkungen starker „El Niño“-Jahre. Was also lag näher als diese in Korrelation zu den in Österreich registrierten Skier-Days zu setzen?

Das Resultat verblüffte. Der Korrelationskoeffizient – er kann Werte zwischen -1 und +1 annehmen, Werte kleiner als null stehen für einen negativen Zusammenhang, größer als null für einen positiven – erreichte +0,49 und war damit fast als „groß“ einzustufen. Soll heißen: Je schwerer ein „El Niño“-Jahr ist, desto mehr Skier-Days gibt es in Österreich, was wiederum eine Schlussfolgerung auf die Wetter- und Naturschneelage zulässt.

Ganz so ist es allerdings auch wieder nicht. Denn der Winter 2015/16 – er lag in einem starken „El Niño“-Jahr – war nicht gerade mit tollen Schneeverhältnissen gesegnet. Österreichweit fiel damals um 50 % weniger des weißen Goldes als im langjährigen Schnitt. Dafür gab es um 10 % mehr Niederschläge.

Wie dem auch sei, vorerst herrscht bundesweit Aufatmen bezüglich des früh und reichlich gefallenen Schnees. Auch wenn das weihnachtliche Tauwetter da und dort einen Strich durch die Rechnung machen wird, zumindest die in vorangegangenen Jahren geführten Diskussionen über den Skiwinter sind vorerst einmal ad acta gelegt.

Bleibt zu hoffen, dass Österreichs Tourismus nach mehreren Jahren schwerer Prüfungen wieder einmal eine Spitzensaison verzeichnen darf, die dank der im Winterhalbjahr deutlich stärkeren Wertschöpfung Kraft für all das gibt, was es in den kommenden Jahren zu bewältigen gilt. In diesem Sinne wünscht allen ein gesegnetes Weihnachtsfest der

Lupo

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