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Rottenbergs Roadbook

Ende einer Stadtflucht

Print-Ausgabe 21. April 2017

Ich bin dagegen. Obwohl ich verstehe, wieso das „Haus des Meeres“ das getan hat: Das „Haus des Meers“ (kurz HdM) ist ein Aquarium im FLAK-Turm im Wiener Esterhazypark. Flaktürme sind unkaputtbare 40 Meter hohe Beton-Blöcke, die als Flugabwehrkanonen-Stellungen und Bunker dienten. Heute sind sie Mahner – und im Weg.

Nur der Esterhazy-Turm wird zivil genutzt: Aquarium, Kletterwand und am Dach ein Café mit Mega-Blick – in das man aber nur mit Aquariums-Ticket kommt. Darunter – auf 35 Metern – liegt ein Rundum-Balkon. Hier standen kleinere Geschütze. Der Blick ist ebenfalls super. Man kommt über die Not-Treppe „open air“ und ohne den vollen HdM-Preis zu zahlen hierher, doch die meisten Besucher nehmen den Aquariums-Lift zum Café.

Also ist hier deutlich weniger los – und es fühlt sich fast so an, als wäre man in den Bergen. Wegen des Eigen-Aufstieges. Weil man den Wind hört und spürt, Vögel in der Thermik beobachten kann – und zwischen sich, dem Himmel und dem Horizont nichts ist: Stadt, Lärm und Gedränge sind kaum wahrnehmbar. Unten.

Doch das ist vorbei: Bisher war die Brüstung des Balkons nur gartenzaunhoch. Das Zitat einer Absperrung. Jetzt aber steht da eine übermannshohe Barriere: Safety first. Doch das Gefühl von Freiheit, von Draussensein, von Berg ist jetzt eben weg – und genau das war es, was den Turm so besonders, zur Stadtflucht in der Stadt, zum Berg in der City gemacht hatte. Für mich – und viele Andere.

Wir trauern – obwohl wir natürlich nachvollziehen können, wieso die Wand da ist.

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