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T.A.I. vor Ort auf Sri Lanka

TUI-Hilfe statt „Elefantendonner“! Care Foundation-Initiative zeigt Wirkung

Print-Ausgabe 15. Dezember 2023

Durch Maßnahmen werden auf der Trauminsel nicht nur gefährdete Wildtiere geschützt, sondern für die lokale Bevölkerung auch nachhaltige touristische Angebote geschaffen

Sie wurde vor mittlerweile acht Jahren gegründet und unterstützt lokale Initiativen, die auf Bildung, Natur- und Tierschutz sowie der wirtschaftlichen Weiterentwicklung der jeweiligen Bevölkerung fokussieren: die TUI Care Foundation. T.A.I. hatte heuer bereits zum dritten Mal – nach Sansibar und Rhodos – Gelegenheit, deren breit angelegte Aktivitäten kennenzulernen. Im Fokus standen diesmal der Elefantenschutz sowie ein dafür initiiertes Solarenergie-Pilotprojekt.

Beides hat auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun. Die Faktenlage ist jedoch eine andere. So sollen Solarzäune Elefanten daran hindern, den Ernteertrag von Landwirt:innen zu gefährden. Denn in der North Central Province von Sri Lanka teilen sich Bäuer:innen und Einheimische ihren Lebensraum mit Elefanten und anderen Wildtieren. Oft liegen die Reisfelder innerhalb der Wanderrouten der Asiatischen Elefanten. Mit dem Pilot­projekt der TUI Care Foundation soll nun das Zusammenleben von Mensch und Elefant in Sri Lanka sicherer gemacht werden. Laut der letzten offiziellen Zählung des Wildlife Conservation Department aus dem Jahr 2011 lebten damals rund 6.000 Elefanten in Sri Lanka. Wie viele sind es heute? „Wir haben aktuell nicht die Mittel sie zu zählen“, sagt die Schweizerin Jennifer Pastorini, eine Biologin, die seit 19 Jahren auf der Insel lebt und an Asiatischen Elefanten forscht.

Der „Human Elephant Conflict“

Fest steht, dass die Dichte an Elefanten auf Sri Lanka 10-mal höher ist als irgendwo anders auf der Welt. Mensch und Tier teilen sich fast die Hälfte der Landesfläche. 22 Mio. Einwohner:innen leben auf der Insel, jährlich werden es um rund 100.000 mehr – und das bei steigendem Meeresspiegel, der die nutzbare Landfläche verschlingt. Dazu kommt die großflächige Abholzung von Wäldern zur Intensivierung der Landwirtschaft, welche die uralten Wanderrouten der Elefanten unterbricht, die einst auf der ganzen Insel heimisch waren.

Sri Lanka gilt mittlerweile deshalb auch im „Human Elephant Conflict“ als das Land mit der größten Ratio an getöteten Menschen und Elefanten. 2022 starben im Rahmen von Konflikten zwischen beiden 145 Menschen und 433 Elefanten. Es ist weltweit die höchste aufgezeichnete Zahl an getöteten Elefanten und die zweithöchste Zahl an menschlichen Todesfällen.

Die bisher angewandten Gegenstrategien lagen in Umsiedlungs- und Schreckmaßnahmen, wie Elefantentreibjagden und der Verwendung von Feuerwerkskörpern, im Fachjargon „Elefantendonner“ genannt. Doch beides schürt das Leid der grauen Riesen. Die sri-lankische Regierung investiert jährlich mehr als 200 Mio. Rupien (umgerechnet knapp 600.000 Euro) in den Kauf von „Elefantendonner”-Krachern.

Nachhaltige touristische Angebote

Die TUI Care Foundation hat vor diesem Hintergrund gemeinsam mit dem sri-lankischen „Centre for Conservation and Research“ (CCR) – es erforscht die Möglichkeiten eines besseren Artenschutzes und bietet gleichzeitig Beratung an, wenn Menschen und Elefanten in Konflikt geraten – sowie den ebenfalls auf der Insel beheimateten „Cinnamon Nature Trails“ das Projekt TUI Wildlife Sri Lanka gestartet. Es ist – zusammen mit dem TUI Wildlife Costa Rica – Teil jenes Programmes, das sich für den Schutz gefährdeter Wildtiere und Lebensräume in Urlaubsregionen einsetzt. Zudem soll es dazu beitragen, neue Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung durch nachhaltige touristische Angebote zu schaffen. Für die Biologin Jennifer Pastorini und ihren singhalesischen Ehemann Prithiviraj Fernando, die beide federführend am CCR arbeiten, ist klar: „Elefanten brauchen viel Platz. Das Schöne an der Arbeit hier ist, dass es im asiatischen Raum nur zwei Länder gibt, wo Elefanten im Artenschutz eine Chance haben: Indien und Sri Lanka. In Sri Lanka geht es uns vor allem um Elefanten, die außerhalb der Nationalparks leben. Das sind rund zwei Drittel.“

„Live and let live“ mit erfreulicher Wirkung

Doch nun zum Pilotprojekt der TUI Care Foundation, das gemeinsam mit dem CCR unter der Bezeichnung „Live and let live“ lanciert wurde: Gestartet im Ort Habarana – er ist Teil der North Central Province – hat es sich zum Ziel gesetzt, solarbetriebene Zäune zum Schutz von Menschen und Elefanten aufzustellen. In der 40 km östlich von Habarana liegenden Ortschaft Bediwewa wurden im Oktober vor einem Jahr 4 km dieser solarbetriebenen Elektrozäune errichtet. Berührt ein Elefant den unter 6.000 bis 8.000 Volt Gleichstrom stehenden Zaun, erfährt er zwar einen Stromstoß, aber sein Leben wird nicht gefährdet. Eingesetzt wird hochqualitatives und witterungsresistentes Material. Kosten pro Kilometer und Material: ca. 5.000 US-Dollar.

Die Anlagen zeigen Wirkung und die Reisbäuer:innen sind über die Resultate erleichtert. Gab es davor konstant Probleme mit Elefanten, haben sich diese nun deutlich verringert. Jennifer Pastorini: „Unser Ziel für die nächsten Jahre ist es, die Regierung dazu zu bewegen, das Konzept der solarbetriebenen Zäune erfolgreich auf ganz Sri Lanka auszurollen. Deshalb ist es wichtig, dass Touristen nach Sri Lanka kommen, um wilde Elefanten zu sehen. Die bekommen sie hier.“

TUI Academy gegen die Jugendarbeitslosigkeit

Noch kurz zur TUI Care Foundation: Das TUI Wildlife Sri Lanka-Projekt ist nicht das einzige dieser Organisation auf Sri Lanka. In der Kleinstadt Ahungalla, an der Südwestküste der Insel gelegen, erhalten junge Menschen im Rahmen der TUI Academy Zugang zu einer touristisch fundierten Ausbildung, Berufserfahrung und Lebenskompetenz-Coaching. Bei der hohen Jugendarbeitslosigkeit von 26 % (15- bis 24-Jährige) gibt es auf der Insel Nachholbedarf, insbesondere für junge Menschen aus sozial schwächer gestellten Familien. Sie haben zwar die „technischen Fähigkeiten“ oder den entsprechenden akademischen Abschluss für einen Arbeitsplatz, allerdings nicht die entsprechenden „Soft Skills“, um ihr Wissen in einen Beruf umzusetzen.

Die TUI Care Foundation bietet im Rahmen der TUI Academy Vollstipendien an. Die Ausbildung dauert fünf Monate. Die Auszubildenden erhalten theoretisches Wissen sowie „training on the job“, um in den Bereichen Rezeption, Food&Beverage und Kochen zu arbeiten. Insgesamt 150 junge Menschen wurden seit Ende 2019 für Arbeitsplätze im Gastgewerbe und dem Tourismus ausgebildet. Die Tourismusbranche macht rund 12 % des BIP Sri Lankas und 11 % der Arbeitsplätze aus.

Matriarchat der Sri Lanka-Elefanten

Der Sri Lanka- oder Ceylon-Elefant gilt als eine der drei bekannten Unterarten des Asiatischen Elefanten, dem größten Landsäugetier in Asien. Ein ausgewachsener Bulle frisst im Laufe von 15 Stunden durchschnittlich 200 kg Gras sowie Blätter und trinkt zwischen 150 und 200 l Wasser täglich. In Sri Lanka bestehen Elefantenherden aus 12 bis 20 Tieren. Die Herde wird von dem ältesten Weibchen, der Matriarchin, angeführt. Im Gegensatz zum Afrikanischen Elefanten haben nur männliche Elefanten Stoßzähne. Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) stuft den Sri Lanka-Elefanten aufgrund seiner schwindenden Population seit 1986 als stark gefährdet ein. In Sri Lanka ist Wilderei unüblich. Die größte Gefahr für Elefanten ist der Verlust des Lebensraumes. Heute ist der Elefant, der auch in der Kultur und der Religion eine wichtige Rolle spielt, in Sri Lanka gesetzlich geschützt.

Sri Lanka in Stichworten

Sri Lanka ist mit einer Fläche von rund 65.000 km² ungefähr so groß wie Österreich ohne Tirol und Vorarlberg. Die südlich von Indien und nordwestlich der Malediven gelegene Insel hat 22 Mio. Einwohner, ist multireligiös (ca. 70 % Buddhismus, Rest Hinduismus, Christentum und Islam) und multiethnisch, wobei Singhales:innen vor den Tamil:innen die größte Bevölkerungsgruppe darstellen. Zwischen 2010 und 2018 verzeichnete Sri Lanka einen starken Anstieg an Gästezahlen (von 654.000 auf 2,3 Mio.), um danach durch Anschläge sowie Corona wieder auf 194.000 zurückzufallen. 2022 kam es zur Trendwende (rund 720.000 Anküfte). Heuer wurden in den ersten elf Monaten 1,277 Mio. internationale Gäste begrüßt. Mit der damit verbundenen sprudelnden Devisenquelle (im Vergleich zum Vorjahr Umsatzsprung von 30 %) kommt ein neuer wirtschaftlicher Hoffnungsschimmer in das Land. Bekannt ist Sri Lanka für seine Strände, seine Teeplantagen im Hochland, seine Regenwälder und die jahrtausendealten Tempel. Dazu kommt die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, prominent vertreten durch Elefanten, Leoparden und Wale. Beliebte Freizeitaktivitäten sind Surfen, Schnorcheln, Walbeobachtungen sowie Wildsafaris, Wandern und Vogelbeobachtung. Seit über 3.000 Jahren hat Ayurveda einen festen Platz im Gesundheitswesen der Insel.

Interessant ist ergänzend dazu folgender weiterführender Bericht:
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