Laudamotion-Ryanair-Deal

Zwischen Schock und Euphorie

Print-Ausgabe 23. März 2018

Ein Schock ist’s für Lufthansa, für den Flughafen Wien eine weitere Aufwertung, für Niki Lauda ein schnelles Geschäft, von Michael O’Leary war’s ein Genie-Streich.

Der Einstieg von Ryanair mit 24,9 Prozent (später 75 Prozent) bei Laudamotion war – wie jetzt durchsickert – von längerer Hand vorbereitet. Seit Jahresbeginn flog Ryanair-CEO Michael O’Leary mehrmals mit Privatjet nach Wien, um mit Hilfe von Niki Lauda die NIKI-Übernahme durch Vueling zu durchkreuzen. Das neuerliche Aufrollen des Insolvenzverfahrens (es wurde von Berlin nach Wien verlagert) war dazu der Schlüssel.

Lauda als Partner ist ein entscheidender Faktor: anders hätte O’Leary für die NIKI-„neu“ lediglich das Ryanair-Modell 1:1 umsetzen können. Das Potential wäre dadurch aber nur zum Teil ausgeschöpft worden: dank Laudamotion samt Einbindung von Thomas Cook/Condor ist nun die perfekte Kombination von Low Cost City-Shuttle mit Charterflügen möglich. Die von Condor verwendete Altéa-Plattform verfügt – anders als etwa die Systeme von Vueling oder Eurowings – über Schnittstellen zu den Reiseveranstaltern.

Ein großes Fragezeichen steht jetzt über der Kooperation mit Eurowings. Die meisten OE- und EW (bzw. E2)-Flüge für Sommer 2018 ab Österreich bauen darauf auf (u. a. von Wien nach Chania, Santorin, Brindisi, Pisa und Malaga, zwei der täglichen OE-Flüge nach Ibiza sowie die Mallorca-Flüge, auch ab den Bundesländern). Laut Tageszeitung „Standard“ hat Eurowings am Dienstag unmittelbar nach Bekanntwerden des Ryanair-Einstiegs den Audit unterbrochen.

Klar ist, woher die von Lauda für Juni angekündigten zusätzlichen sechs Flugzeuge (zu den bestehenden 15 Airbussen der A320-Familie) kommen: Es handelt sich um sechs im Wetlease von Ryanair zur Verfügung gestellte Boeing 737-800, die im Sommer erstmals von den für Ryanair neuen Airports Düsseldorf und Berlin-Tegel (bisher nur Schönefeld) abheben.

In den nächsten drei Jahren wird laut O’Leary die Laudamotion-Flotte auf 30 Maschinen aufgestockt (Ryanair hat damit erstmals den Fuß bei Airbus in der Tür), wobei Wien eine wichtige Rolle zukommt. Interessant wird, ob sich unter den neuen OE-Fliegern auch Airbus A321neoLR (siehe untenstehenden Beitrag) befinden werden.

Eines steht fest: „Wir werden den Home-Market so besetzen, wie das früher war“, so Niki Lauda. Spätestens in drei Jahren soll es schwarze Zahlen geben – eine Sache, auf die sich Ryanair bestens versteht: in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2017/2018 standen unter dem Strich 1,6 Mrd. Euro operativer Gewinn, eine Marge von 27,5 Prozent. 

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