Print-Ausgabe 13. Juli 2018
Mit der neuen Österreich-Tochter der IAG spitzt sich das Duell Eurowings/ Lufthansa und Laudamotion/Ryanair zu – LEVEL genießt dabei Vorteile im Vertrieb
Kommenden Dienstag, rund um den Erstflug der neuen österreichischen Low Cost-Airline LEVEL, wird die IAG (International Airlines Group) im großen Stil der Fachöffentlichkeit ihr jüngstes Konzern-Baby vorstellen: Der CEO der IAG (International Airlines Group), Willie Walsh, wird extra zu dem Termin nach Wien reisen und mit dem General Manager Operations von LEVEL, Frank Glander, die Pläne präsentieren, die laut der britischen Tageszeitung „The Independent“ einen „der größten Preiskriege in Europas Luftfahrtgeschichte“ auslösen dürften. Erst zweieinhalb Wochen vor der Premiere wurde der Schleier gelüftet und die Wien-Flüge auf www.flylevel.com zur Buchung frei gegeben – eine in der Airline-Geschichte bislang einzigartig dastehende kurze Vorlaufzeit, noch dazu, wenn binnen vier Wochen das Angebot auf 14 Destinationen und 84 wöchentliche Flüge hochgefahren wird.
Bedenken, die vier Airbus A321 mit ihren jeweils 210 Plätzen zu füllen, bestehen keine: Buchungsstart war am 2. Juli mit 50.000 Flugtickets um je 1 Cent. Einige Flüge nach PMI waren zu Redaktionsschluss bereits ausgebucht.
Seit Monaten wurde konsequent und – wie nicht ohne Stolz betont wird – „unter Radar-Flughöhe“ der Start vorbereitet. Dabei wurden Nägel mit Köpfen gemacht: LEVEL operated by Anisec beginnt mit Flügen ab Wien nach Palma de Mallorca (täglich) und London Gatwick (zweimal täglich und damit laut Willie Walsh an die 3.000 Sitze pro Richtung und Woche). Bis Mitte August kommen 12 weitere Destinationen hinzu. Dann wird die in Wien stationierte Flotte der Anisec Luftfahrt GmbH laut Frank Glander, – der General Manager Operations und ausgebildete Linienflugpilot war zuvor bei Airberlin, später bei NIKI –, auf vier Airbus A321-Jets mit 210 Plätzen und 17.640 Sitze pro Richtung angewachsen sein.
Interessant ist, dass es sich bei LEVEL vorerst um eine Marke und nicht um eine Airline handelt (auch wenn es mit FLY LEVEL, S.L. und FLYLEVEL UK Limited bereits zwei registrierte Firmen als IAG-Töchter in Madrid und Harmondsworth/UK gibt). Die Marke LEVEL war ursprünglich rein für die Low Cost-Langstrecke der IAG konzipiert worden, die vor einem Jahr in Barcelona mit zwei Airbus A330-200 erstmals abgehoben hatte (operated by Iberia). Seit Anfang Juli dieses Jahres gibt es auch Langstrecken ab Paris Orly (operated by Openskies, der 2008 gegründeten IAG Tochter in Frankreich).
Auch in Wien fungiert LEVEL lediglich als Marke. Wer bucht (www.flylevel.com), landet auf der Website der IAG-Low Cost Tochter Vueling. Dass diese (obwohl bereits seit 2009 in Wien präsent) nicht unter eigenem Namen die Österreich-Aktivitäten aufbaut, hat einen tieferen Grund: die gemeinsam mit der Beratungsagentur „Brand Union“ entwickelte Marke LEVEL erzielt „in den Zielmärkten, die wir ins Auge fassen, eine weit bessere Resonanz. Und sie erlaubt uns eine hohe Flexibilität“, betonte Willie Walsh diesbezüglich vor einem Jahr in einem Interview.
Die hervorragenden Ergebnisse der LEVEL-Aktivitäten auf der Langstrecke ab Barcelona (über 90 Prozent Auslastung, Einheitskosten excl. Treibstoff unter Budget sowie ein bereits im Rumpfjahr positives bereinigtes Ergebnis) machten – abgesehen von der nunmehrigen Expansion nach Paris und Aufstockung der Flotte auf heuer fünf Airbus A330-200 – mitsamt der erwähnten Flexibilität Mut auf mehr.
Der kam ins Spiel, nachdem sich die Verhandlungen um die NIKI-Masse Anfang dieses Jahres zerschlagen hatten. „Wir waren über den Wert, den wir NIKI zuschreiben konnten, sehr klar, ebenso über das Investitionsniveau“, betonte Walsh im IAG-Geschäftsbericht und unterstrich gleichzeitig das Interesse „an organischem Wachstum in der Region.“
Der erwähnte Blitzstart deutet auf eine mittelfristig sehr ehrgeizige Planung hin und damit einen – wie es „The Independent“ markig formuliert – „Stellvertreterkrieg zwischen den Luftfahrt-Giganten“ Lufthansa (Eurowings), Laudamotion (Ryanair) und IAG (LEVEL), garniert mit Ungarns Wizz Air und der vorerst nicht in Wien stationierten (lediglich registrierten) EasyJet. Willi Walsh sieht dies gelassen: „Was killt, ist nicht der Wettbewerb, sondern die jeweilige (Konzern)-Mutter.“ Die IAG sieht er diesbezüglich nicht als Problem. Sie verfügt übrigens, wie aus den aktuellen Geschäftsberichten hervorgeht, mit 6,7 Mrd. Euro über die prallst gefüllten Cash-Reserven (Lufthansa 3,9 Mrd. Euro, Ryanair 3,7 Mrd. Euro).
Ein großer Vorteil gegenüber Eurowings und Laudamotion ist zudem der vom Start weg gegebene Fokus auch auf den Reisebürovertrieb. Login für Reisebüros: tickets.vueling.com/LoginAgency), für Gruppen und Unternehmen: tickets.vueling.com/LoginCorporate).
Spannend wird, ob LEVEL auch ab Wien mit eigenen Langstrecken-Aktivitäten beginnt. „Es gibt viele Märkte, die vielleicht nicht so stark sind, wie Deutschland, aber auf die wir uns bei der Entwicklung konzentrieren können“, ließ Willie Walsh vor einiger Zeit bezüglich künftiger LEVEL-Aktivitäten durchblicken. Nachsatz: „Wir haben in unserer Gruppe die Fähigkeit, schnell ein Netzwerk zu entwickeln.“ Den diesbezüglichen Beweis hat er soeben in Wien angetreten.
Erstellt am: 13. Juli 2018
„Was killt, ist nicht der Wettbewerb, sondern die jeweilige (Konzern)-Mutter“: IAG-Chef Willie Walsh
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