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EVA Air

Vor Comeback der Passagiere: Wien-Jubiläum noch mit Fracht-Fokus

Print-Ausgabe 19. November 2021

Edward Ho von EVA Air freut sich schon auf den Tag, ab dem wieder ein täglicher Flug von Taipeh nach Wien möglich ist


 

Country Manager Edward Ho hofft, dass bald auch wieder Passagiere zwischen Wien und Taipeh möglich sind – Ziel ist wieder ein täglicher Flug wie vor der Krise

Sie ist die Tochter der finanzstarken Evergreen Marine Corpora­tion (197 Hochseeschiffe, Umsatz 2020 rund 7,3 Mrd. US-Dollar; ca. 1,02 Mrd. Dollar Nettogewinn): EVA Air. 1989 in Taipeh gegründet, begann sie im Sommer 1991 mit ihrem Flugbetrieb und startete am 11. November desselben Jahres mit einer Boeing 767-300ER zu ihrem Erstflug Richtung Europa: nach Wien. Rasch erwies sich der Angelpunkt zwischen Ost und West als optimaler Gateway, um asiatische Tourist*innen nach Europa zu fliegen, nicht zuletzt aufgrund der Rolle Wiens als Kultur- und Musikmetropole. Vor kurzem wurde die 30-jährige Partnerschaft mit dem Flughafen Wien, im Rahmen eines musikalischen Festakts mit den Sängerknaben, im neuen Office Park 4 gebührend gefeiert. Anlass genug für T.A.I., den langjährigen EVA Air Country Manager Edward Ho (er ist seit Anbeginn bei EVA Air, zunächst im Sales, dann im HR Bereich, seit 1999 in Österreich) zum Interview zu treffen.

T.A.I.: Wie kam es dazu, dass Wien das erste Langstreckenziel von EVA Air wurde?

Edward Ho: „Ich kann mich noch gut an die ersten Tage zurückerinnern, als wir 1991 unseren Flugbetrieb aufnahmen. Zunächst hatten wir nur zwei Flugzeuge, mit denen wir asiatische Strecken bedienten. Für November 1991, als wir eine weitere Boeing 767 erhielten, überlegte man sich in der Firmenzentrale, wohin das Flugzeug am besten zum Einsatz kommen könnte. Zuallererst war angedacht, eine Verbindung zwischen Taipeh und Sydney aufzubauen. Eine EVA Air Mannschaft wurde daraufhin nach Sydney geschickt, um die Aufnahme vorzubereiten. Doch dann gab es plötzlich Probleme mit den Streckenrechten. Das Management entschied daraufhin kurzfristig, Flüge nach Wien aufzunehmen. Das EVA Air Team aus Sydney wurde von Australien nach Austria geschickt und am 11. November 1991 begann unsere inzwischen 30-jährige Erfolgsgeschichte. Wien hat mit seinen Anbindungen in Richtung Osteuropa eine spezielle Position im Herzen Europas. Auch das hatte EVA Air dazu bewogen, Wien als erste Europadestination auszuwählen.“

T.A.I.: Sie arbeiten seit 21 Jahren für EVA Air in Österreich. Was waren Ihre größten Aufgaben in dieser Zeit?

Edward Ho: „Ich bin froh, in Wien sein zu dürfen! Als ich 1999 nach Österreich kam, war die Strecke noch nicht profitabel. Es war daher wichtig, die Verbindung besser aufzustellen, gewinnbringend zu machen und das Verkaufsnetz in den Nachbarländern auszubauen. Am Anfang bestand unser Passagieraufkommen zum Großteil aus reinem Incoming. Wir bemühten uns deshalb, eine Balance mit dem Outgoing zu schaffen. Heute
beträgt das Verhältnis 60:40. Zu Beginn boten wir lediglich drei wöchentliche Verbindungen zwischen Taipeh und Wien mit Zwischenstopp in Bangkok an. Bis zum Ausbruch der Pandemie ist es uns gelungen, dieses Angebot auf einen täglichen Flug auszu­bauen, darunter dreimal pro Woche nonstop.“

T.A.I.: Wie viele Passagiere nutzten in den ersten 30 Jahren Ihr Angebot ab Wien?

Edward Ho: „Alles zusammen etwas mehr als 2 Millionen. Seit Ausbruch der Pandemie sind aber nur rund 4.000 Fluggäste mit uns zwischen Taipeh und Wien geflogen.“

T.A.I.: Worin lag in den zurückliegenden eineinhalb Jahren die größte Herausforderung?

Edward Ho: „Ich musste gewährleisten, dass sowohl unser Bürobetrieb als auch die Sicherheit unserer Mitarbeiter*innen vor Ort gesichert waren. Mit Kurzarbeit und Aufteilung der Mitarbeiter*innen in Teams konnten wir dann das Ansteckungsrisiko minimieren. Es war wichtig, unser Büro auch ohne Passagierflüge geöffnet zu halten, um für Anfragen von Kund*innen und Partnern zur Verfügung zu stehen. An dieser Stelle möchte ich einen großen Dank an die österreichische Bundesregierung aussprechen, denn durch die Kurzarbeit konnten alle Arbeits­plätze gesichert werden.“

T.A.I.: Wie sieht das aktuelle EVA Air Angebot nach Wien aus?

Edward Ho: „Derzeit haben wir vier Frachtflüge pro Woche mit Boeing 787 Dreamliner Passagierflugzeugen. Im Juli, August und September gab es jeweils einen Passagierflug, wir konnten diesen Service jedoch aufgrund der strikten Quarantänebestimmungen in Taiwan nicht mehr weiter anbieten. Alle Crews, die aus Wien kamen, mussten sich in Taipeh einer 14-tägigen Quarantäne unterziehen. Aktuell bietet EVA Air in Europa nur noch Passagierflüge ab London an. Passagiere ab Wien können mit unserem Partner Austrian Airlines nach London reisen und von dort weiter nach Taipeh.“

T.A.I.: Sie senden also Passagiermaschinen als Frachter nach Wien?

Edward Ho: „Ja, das Frachtgeschäft ist sehr erfolgreich, wir machen hier Gewinne. Früher war das Frachtgeschäft auf unseren Passagierflügen ein nettes Zusatzgeschäft, doch nachdem sich während der Pandemie unser Hauptgeschäft in Richtung Fracht verlagert hat, sind wir sehr zufrieden über das gut gehende Frachtgeschäft zwischen Taipeh und Wien. In der Vergangenheit konnten wir mit unserer Boeing 787 zwischen 18 und 20 Tonnen Luftfracht pro Passagierflug mitnehmen. Seitdem wir ohne Passagiere fliegen, hat sich die Kapazität auf mehr als 30 Tonnen pro Flug erhöht. Die Wien-Verbindung wurde von der Kapazität her zwar um ungefähr 50 % reduziert, gleichzeitig hat sich aber das Frachtaufkommen fast verdoppelt. Bislang war Wien als der EVA Air Hub für Passagierflüge nach Europa bekannt, aktuell ist es unser Hub für Frachtflüge.“

T.A.I.: Wie entwickelt sich das Geschäft insgesamt?

Edward Ho: „Das Frachtgeschäft ist normal oder sogar besser weitergelaufen als vor der Krise. Das Angebot im Passagierverkehr entspricht heute in etwa 50 % des Niveaus vor der Krise. Dank des Frachtbooms konnten wir heuer sogar einen kleinen Gewinn erzielen!“

T.A.I.: Wie lange wird es diese Frachtflüge geben?

Edward Ho: „Wir sind und bleiben natürlich auf den Passagierverkehr fokussiert. Luftfracht wird uns aber auch zukünftig helfen, manche Passagierstrecken profitabel zu betreiben. Solange wir aber in der jetzigen Situation sind und es Sinn macht, diese Frachtflüge mit Passagiermaschinen nach Wien weiter zu betreiben, solange werden wir diese Flüge anbieten.“

T.A.I.: Ihr Wunsch für die Zukunft?

Edward Ho: „Ich wünsche mir wieder einen täglichen Taipeh-Wien Flug, wie vor der Krise! Aber nicht nur ich, sondern alle Kolleg*innen aus der Branche wünschen sich wieder die Zustände wie vor Ausbruch der Pandemie. Ich würde mir von ganzem Herzen wünschen, dass das EVA Air Angebot nach Wien wieder langsam, dafür aber stabil wächst.“

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