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Airline Neugründungen

Viel los im Norden Europas! In Island startet PLAY, in Norwegen Flyr

T.A.I. 24 TOP News

Corona sorgte nicht nur für Airline-Pleiten, sondern durchkreuzte auch die Pläne diverser Neugründungen. So feierte in Italien die 2019 gegründete EGO Airways erst heuer Ende März ihre Linien-Premiere (T.A.I. berichtete darüber >>>) und in Island soll der Low Cost-Neuling PLAY nach mehrmaliger Verschiebung nun am 24. Juni zu seinem Erstflug abheben. Sechs Tage später ist es für die norwegische Neugründung Flyr soweit. Im Unterschied zu EGO sind beide Nordeuropäer im Low Cost-Segment angesiedelt. Einfach wird es weder da noch dort.

WOW-Insolvenz, Norwegian-Schrumpfkur, Icelandair-Turbulenzen

In Island sorgte im März 2019 die WOW Air-Pleite mit einem Schuldenberg von knapp 1 Mrd. Euro und rund 4.000 dies- und jenseits des Atlantiks gestrandeten Passagieren für Schlagzeilen. Danach kam Islands Flagg Carrier Icelandair ins Trudeln. Deren seit 2018 bestehende finanzielle Probleme wurden durch das Boeing 737-MAX Grounding und die COVID-19 Pandemie weiter verschärft. Luft verschafften Icelandair dann eine staatliche Unterstützung sowie im September 2020 frisches Geld von der Börse. Jetzt soll es laut President and CEO Bogi Nils Bogason wieder aufwärts gehen. Das erste Quartal 2021 sah einen auf 24,6 Mio. Euro minimierten Verlust (Vorjahresquartal -197 Mio. Euro).

In Norwegen wiederum tut sich Norwegian Air Shuttle schwer, ihren Sturzflug zu beenden. Sie befand sich wie Icelandair bereits vor der Pandemie in groben Schwierigkeiten. Im Zuge der Restrukturierung wurden zuletzt alle Langstreckenflüge eingestellt, die Kurz- bzw. Mittelstrecke auf ein Minimum heruntergefahren. Die radikale Schrumpfkur geht weiter: Erst Anfang Mai wurde von Norwegian mitgeteilt, dass sie mit Teneriffa, Gran Canaria, Madrid, Mallorca und Barcelona fünf Basen in Spanien schließt.

Islands neuer Low Cost Carrier PLAY

All dies lässt Investoren nicht vor Neugründungen zurückschrecken. So steht mit PLAY in Island ein neuer Billigkonkurrent in den Startlöchern, der die durch den WOW-Konkurs entstandene Marktlücke schließen will. Ob dies CEO Birgir Jónsson und seinem Team gelingt, muss sich weisen. Gegründet wurde PLAY bereits im Juli 2019, sollte mit zwei Airbus A321 ab Winter 2019 sechs europäische Ziele bedienen und binnen zwei Jahren auf 10 Jets anwachsen. Doch daraus wurde nichts, wofür vor allem finanzielle Gründe genannt werden.

Dann kam Corona. Der Starttermin wurde auf November 2020 und später auf das zweite Quartal 2021 verschoben. Jetzt wird als Datum für den Erstflug der 24. Juni genannt. Diesmal dürfte es dabei bleiben. Startkapital ist vorerst ausreichend vorhanden. Insgesamt wurden bei der Aktienausgabe im April 2021 rund 38,5 Mio. Euro eingenommen. Es handelte sich um die erste von zwei für dieses Jahr geplanten Finanzierungsrunden.

Größter Aktionär von PLAY ist die Fea ehf. (21,25 %) von Elias Skúli Skúlason, einer der Eigentümer des isländischen Handling-Serviceunternehmens Airport Associates. Der Pensionsfond Birta lífeyrissjóður hält 12,55 %, die Investmentgesellschaft Fiskisund ehf. (11,86 %). Ein weiteres Dutzend institutioneller Aktionäre bewegt sich im einstelligen Anteils-Bereich, etwas mehr als 10 % befinden sich im Streubesitz.

Kleine Flotte, kompaktes Netz

Nach Angaben von COO Arnar Magnússon, – er ist einer der Gründer von PLAY und hat WOW-Vergangenheit –, wird die Flotte anfangs aus drei Airbus A321 neo mit je 244 Sitzen bestehen (zum Vergleich: WOW hatte am Ende 23 Airbus-Jets und beförderte 2018 3,3 Millionen Passagiere). Geplant sind von PLAY für heuer zunächst Flüge von Reykjavik aus nach London (zum Start viermal wöchentlich) und ab 29. Juni nach Teneriffa. Alicante, Barcelona, Berlin, Kopenhagen und Paris werden im Juli folgen. 2022 sollen dann Flüge in die USA starten.

So wie Magnússon hat der Großteil des Managements Icelandair-, Iceland Express- oder WOW-Erfahrungen: CEO Birgir Jónsson war einst Chef von Iceland Express und später im Vorstand von WOW. Der Netzwerk-Leiter Daníel Snæbjörnsson kann auf Erfahrungen als Netzwerk- und Flugplanungs-Manager bei Icelandair verweisen, CCO Georg Haraldsson als Ecommerce und Distribution Manager bei Iceland Express.

Erik G. Braathen will es nochmal wissen

Die Nordatlantik-Expansion von PLAY wird nicht einfach. Denn dasselbe hat auch Norwegens Neugründung Flyr vor. Ihr Gründer, der Unternehmer Erik G. Braathen, und seine Investoren sehen im US-Geschäft eine lukrative Nische, die Norwegian auf ihrem noch immer nicht abgeschlossenen Gesundschrumpfungskurs hinterlassen hat. Braathen ist im Airline-Business kein Unbekannter: Er leitete bis 1999 die von ihm gegründete Airline Braathens SAFE (sie stellte 2009 ihren Betrieb ein) und saß danach sieben Jahre lang im Vorstand von Norwegian.

Als CEO für Flyr hat er Tonje Wikstrøm Frislid gewonnen. Sie war fast elf Jahre bei Norwegian (zuletzt Vice President Crew Management), um dann im Frühjahr 2018 zum Transportunternehmen Unibuss sowie danach zum Facilities Management-Provider „Coor“ zu wechseln. Jetzt kehrt sie zu ihren Airlines-Wurzeln zurück. Ihr Team besteht vorwiegend aus ehemaligen ManagerInnen von SAS, Norwegian, Widerøe und Braathens.

Flyr startet mit einem Anfangskapital von rund 60 Mio. Euro. Von Oslo aus sollen mit zunächst zwei, dann fünf Boeing 737-800 mit 189 Sitzen (All-Economy) Inlandsflüge sowie Ziele in ganz Europa (u.a. Malaga, Alicante und Nizza) angeflogen werden. Premiere ist am 30. Juni mit einem Flug von Oslo nach Tromsø. Der Ticketverkauf hat im Mai begonnen. Buchungen sind nur mit Smartphones via App möglich. Mit Hilfe von AI (Artificial Intelligence) werden Angebot und Preisgestaltung für jeden Passagier personalisiert.

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