China Airlines
Corona-Auswirkungen auf die Luftfahrt

V oder U? Die ICAO rechnet! Airline-Ausblick jetzt bis März 2021

Print-Ausgabe 11. September 2020

Für ICAO-Chefin Fang Liu hängen die Prognosen vom tatsächlichen Ausmaß der Pandemie ab


 

So wie es aussieht, erholen sich die aufgelegten Sitzplatz-Kapazitäten rascher  als die Passagiernachfrage und die Umsätze, Domestic besser als International

Ende August hat die ICAO (International Civil Aviation Organization) unter Leitung von Generaldirektorin Fang Liu ihre jüngste Analyse zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Luftfahrt publiziert. Wie T.A.I. feststellen konnte, geht die auf internationale Zivilluftfahrt spezialisierte Sonderorganisation der UNO mit Hauptsitz in Montreal davon aus, dass die Auswirkungen von COVID-19 gemessen an den aufgelegten Kapazitäten weniger gravierend ausfallen werden als noch im Mai befürchtet, bei den Passagierzahlen hingegen deutlich stärker. Dasselbe gilt für die Umsätze. Zwei Szenarien standen bei der Analyse Ende Mai im Raum: ein V-förmiger (schnellerer) Verlauf der Erholung und ein U-förmiger. Die jetzt kommunizierten Zahlen liegen zumindest bezüglich der Sitzplatz-Kapazitäten bei den V-förmigen Erwartungen.

Für das Gesamtjahr 2020 (Jänner bis Dezember) schätzt die ICAO, dass der Rückgang der von den Fluggesellschaften angebotenen Sitze zwischen -47 % und -52 % zu liegen kommen wird. Noch im Mai war sie davon ausgegangen, dass das gesamte Sitzplatz-Angebot heuer um bis zu -56 % (V-förmige Erholung) bzw. -72 % (U-Form) zurückgehen wird.

Der internationale Luftverkehr – er machte im Vorjahr starke zwei Fünftel (42 %) des gesamten Passagiervolumen aus – ist deutlich stärker betroffen (-59 % bis -66 %), der um einiges größere Inlandsverkehr weniger (-38 % bis -41 %). Messlatte für die Rückgänge der angebotenen Sitze ist jeweils die „Baseline“ 2020 (also die ursprünglich geplanten Werte bei „business as usual“).

Während das aufgelegte Angebot also eine schnellere Erholung verzeichnet, liegen die nunmehrigen Passagier- und Umsatz-Erwartungen deutlich unter den Werten der Einschätzungen von Ende Mai. So dürfte laut jüngster ICAO-­Schätzung die Zahl der Passagiere von 4,723 Mrd. (so viele wurden für 2020 erwartet) auf 1,816 bis 2,093 Mrd. Fluggäste sinken. Dies entspricht einem Rückgang im Ausmaß von -56 % bis -62 % und damit doppelt so viel, wie noch vor drei Monaten beim schlechteren Szenario vermutet. Bei einer V-förmigen Erholung wären es nach der Schätzung von Ende Mai sogar „nur“ -18 % bis -28 % gewesen.

Damit ist auch der potenzielle Verlust an Bruttopassagier-Umsätzen massiver als erwartet. Diese sollten heuer nach ursprünglicher Schätzung 581 Mrd. US-Dollar erreichen (als Gesamtumsatz wurden 872 Mrd. Dollar hochgerechnet, 101,2 Mrd. Dollar davon aus dem Cargo-­Bereich).

Aktuell geht die ICAO davon aus, dass die Passagierumsätze 2020 um 335 Mrd. bis 392 Mrd. US-Dollar einbrechen werden. Dies entspricht einem Rückgang von -61% bis -67 %. Sogar die Erwartungen bei einer U-förmigen (also schlechteren) Erholung von Ende Mai waren mit -34 % bis -46 % noch deutlich besser.

Für das nächste Jahr wagt die ICAO zumindest eine Vorschau auf das erste Quartal (Jänner bis März). Diesbezüglich geht sie von einer – im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen – Gesamtreduzierung zwischen -19 % und -40 % gemessen an den angebotenen Sitzen aus. Das Passagiervolumen dürfte um zwischen 306 und 587 Mio. Fluggäste geringer ausfallen. Das Umsatz-Minus wird auf -46 bis -84 Mrd. US-Dollar geschätzt.

Für ICAO-Chefin Fang Liu – sie war vor ihrem Wechsel nach Montreal für die Administration of Civil Aviation of China (CAAC) tätig – hängen diese Prognosen aber von der tatsächlichen Dauer und dem Ausmaß der Covid-19-Pandemie ab, ebenso vom Erfolg der Eindämmungsmaßnahmen, der Rückkehr des Verbrauchervertrauens für Flug­reisen und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. 

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