ANA
FlugbegleiterInnen

Tolle Lebenserfahrung im Umgang mit Menschen aus verschiedenen Kulturen

Print-Ausgabe 9. August 2019

Als erste (weibliche) Stewardess hob am 15. Mai 1930 die junge Krankenschwester Ellen Church an Bord eines dreimotorigen Boeing Flugzeuges zu einem geschichtsträchtigen Flug ab. Obwohl die Passagierbetreuung von kommerziellen Flügen bereits im Jahr 1912 an Bord von Zeppelinen seinen Anfang nahm, wurden für diese Tätigkeit bislang ausschließlich männliche Crewmitglieder eingesetzt. Bei der Fluggesellschaft Boeing Air Transport war man damals aber der Ansicht, dass der weibliche Einfluss eine beruhigende Wirkung auf die Passagiere haben könnte – eine Entscheidung die nicht nur zur Emanzipation der Frauen beitrug, sondern auch das Berufsbild des Kabinenpersonals revolutionierte.

Fast 90 Jahre später übt die Tätigkeit von FlugbegleiterInnen immer noch eine Faszination auf viele junge Menschen aus und der Beruf erfreut sich einer immer größer werdenden Beliebtheit. Als nach der Air Berlin/Niki-Pleite die heimische Luftfahrt im Jahr 2018 einen gewaltigen Low Cost Boom erlebte, wurden nicht nur innerhalb weniger Monate zahlreiche österreichische Fluglinien gegründet, sondern auch Basen internationaler Anbieter in Wien eröffnet. Mit der zusätzlichen Stationierung von 29 Flugzeugen in VIE und dem rapiden Anstieg des Low Cost-Angebots um +58,5 Prozent auf insgesamt 6,4 Mio. Passagiere, stieg auch die Nachfrage nach dem dazu gehörenden Flugpersonal.

Einer T.A.I-Recherche zufolge wurden seit Beginn des Jahres 2018 insgesamt 1.308 FlugbegleiterInnen von den in Österreich ansässigen Fluglinien aufgenommen. Diese wurden gemäß der gesetzlichen EU-OPS 1-Bestimmungen entweder direkt von Austrian Airlines, Eurowings (Europe), Level (Anisec), Lauda oder Wizz Air in einem sechswöchigen Kurs ausgebildet oder die bestehende Qualifikation nach einem Auffrischungskurs umgeschrieben. Aktuell werden von den genannten Fluglinien 3.639 FlugbegleiterInnen (Stand Juni) angestellt, von denen 3.243 Mitarbeiter­Innen am Standort Wien ihre Basis haben. Für den Passagier ist das Bordpersonal gerade in Zeiten von Self-Booking und Self-Check-In sehr oft der erste persönliche Kontakt zur gewählten Fluglinie, dem Personal kommt daher auch eine immer wichtiger werdende Rolle als Markenbotschafter der Fluglinie zu.

Martin Dichler hat für T.A.I eine Interviewserie zu diesem Thema erstellt und zwei Vertreter­Innen des Berufsstandes zum Gespräch gebeten, um über die Anforderungen und Herausforderungen des Jobs zu berichten. Den Beginn macht mit seinen 26 Jahren der gebürtige Rumäne Iulian Baba, der nicht nur jung und erfolgsorientiert, sondern in seiner Funktion als Senior Flight Attendant bei der Low Cost Fluglinie Wizz Air auch für die Sicherheit und das Wohl seiner Passagiere verantwortlich. Seit Juni vertritt er außerdem als erster österreichischer Wizz Air-Markenbotschafter sein Unternehmen auf öffentlichen Veranstaltungen.

T.A.I.: Sie sind seit kurzem der offizielle Wizz Ambassador in Österreich. Wie kam es dazu und welche Aufgaben haben Sie?

Baba: „Nach einer internen Ausschreibung, bei der ich mich für die Tätigkeit qualifizieren konnte, wurde ich für die Dauer von zwei Jahren zum Wizz Air Botschafter in Österreich ernannt, was für mich natürlich eine große Ehre ist. Ich bin Markenbotschafter auf Erstflügen, Unternehmensevents, bei Re­cruitment Days und mehr!“

T.A.I.: Was war ihre persönliche Motivation Steward zu werden?

Baba: „Ich wollte die Welt sehen. Ich liebe es, Menschen zu treffen und verschiedene Kulturen und Persönlichkeiten kennen zu lernen. Das ist manchmal durchaus eine Herausforderung, doch gerade diese wunderbare Mischung macht unsere Welt bunter!“

T.A.I.: Welche Eigenschaften sollten die KandidatInnen in den Job mitbringen?

Baba: „Die wichtigsten Voraussetzungen für diesen Beruf sind eine positive Einstellung zum Job, viel Selbstbewusstsein, eine gewisse Stressresistenz und natürlich die Fähigkeit im Team zu arbeiten. Immer mehr Unternehmen beklagen, dass es schwierig ist geeignete MitarbeiterInnen zu finden.

T.A.I.: Sind Sie mit der Qualität der BewerberInnen zufrieden?

Baba: „Unser Recruitment Team leistet hier einen tollen Job. Es organisiert viele Events, um die besten KandidatInnen für unser Unternehmen zu finden. Nach der Aufnahme folgt eine sechswöchige Ausbildung mit zahlreichen Prüfungen im Ausbildungszentrum in Budapest, wo die zukünftigen FlugbegleiterInnen auf ihre Aufgaben vorbereitet werden.“

T.A.I.: Worin liegt die Faszination an ihrem Beruf und was sind die Beweggründe, warum junge Menschen eine Karriere als FlugbegleiterIn anstreben?

Baba: „Ich kann ihnen nur anhand meiner persönlichen Erfahrungen erklären, warum ich glaube, dass der Beruf von FlugbegleiterInnen erstrebenswert ist. Meine Tätigkeit hat mich sehr stark als Person geprägt. Ich muss jeden Tag mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenarbeiten und habe dadurch viel an Lebenserfahrung dazu gewonnen. Wizz Air hat mir auch die Möglichkeit gegeben von verschiedenen Basen aus zu arbeiten, wodurch ich die Gelegenheit bekam, Menschen noch besser kennen lernen.“

T.A.I.: Abschließend noch eine persönliche Frage: Was ist für Sie am Ende des Tages ein guter oder weniger guter Flug gewesen?

Baba: „Für mich ist es ein guter Tag, wenn uns die Passagiere mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen verlassen oder gar freundlich im Terminal grüßen. Dann weiß ich, dass wir einen guten Job gemacht haben und die Passagiere mit ihrem Wizz Air-Flug zufrieden waren. Weniger glücklich sind wir, wenn wir unverschuldet, wie durch das Wetter oder die Flugkontrolle, zu Verspätungen gezwungen werden.“ 

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