T.A.I. 24 TOP News
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Beim „Juni-Flugplan“ der Lufthansa Group fehlen sie: während Lufthansa, Eurowings und SWISS wieder mit 160 Flugzeugen abheben (im Mai waren es 80) und insgesamt 106 Ziele anfliegen (inkl. Mallorca, Sylt und Kreta), werden in der offiziellen Aussendung Brussels Airlines (SN) und Austrian Airlines (OS) mit keinem Wort erwähnt. Der Grund: während die Schweiz und Deutschland mit ihren Staatshilfen für die Airlines schon recht weit sind, wird in Belgien und Österreich bezüglich der Lufthansa-Töchter noch gepokert.
Tauziehen bei OS
Bezüglich Austrian Airlines halten sich alle Beteiligten derzeit bedeckt. Ende April wurden 767 Mio. Euro an Staatshilfen beantragt (410 Mio. Euro Kredit, 267 Mio. Euro Eigenkapital, 90 Mio. Euro Fixkostenzuschuss). Jetzt geht es um Gegenleistungen, welche die österreichische Regierung fordert, wie z.B. Standortgarantien. Wichtige Deadline ist der kommende Montag (18. Mai), an dem der Unternehmensberater bzw. Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers (PwC) seine Fortbestandsprognose abliefern wird.
Den Flugbetrieb will OS laut CEO Alexis von Hoensbroech und CCO Andreas Otto erst dann wiederaufnehmen, wenn eine entsprechende Nachfrage einsetzt. Diese „langsame Aufnahme des regulären Flugbetriebs“ könne man sich „erst für frühestens Juni wieder vorstellen.“
SN einen Schritt weiter
Brussels Airlines – bis Ende 2019 im LH-Konzern unter dem Eurowings-Dach geführt, seit 2020 bei den Netzwerk Carriern – ist bei den Bemühungen um staatliche Beihilfen schon einen Schritt weiter. Es geht mit 290 Mio. Euro um eine deutlich geringere Summe. Belgiens Premierministerin Sophie Wilmès hatte Anfang Mai einen konkreten Restrukturierungsplan gefordert, den Brussels CEO Dieter Vranckx nun präsentierte.
Tiefere Einschnitte bei SN
Wichtigste Maßnahmen bei SN sind die Reduzierung der Flotte um 30% (von 54 auf 38 Flugzeuge; 12 Airbus A330-300, 26 Airbus A320 bzw. A319) und die Verkleinerung der rund 4.200 köpfigen Belegschaft um ein Viertel (25%). Das Netzwerk (derzeit 80 Ziele, davon 17 in Subsahara-Afrika) wird nach Streckenrentabilität abgeklopft.
Bei Austrian Airlines ist eine Flottenreduzierung von 82 auf 60 Maschinen geplant (zuvor war eine Verkleinerung auf 60 vorgesehen), mit dann 17 Embraer 195, 34 Airbus 320 bzw. A321 sowie sechs Boeing 777-200ER. Dies entspricht einer Kapazitätsreduktion von etwa 20%. Die Belegschaft soll bis 2023 von zuletzt von rund 7000 um 16% bzw. 1100 verkleinert werden.
Die OS-Einschnitte sind damit niedriger als bei Brussels, was auch kein Wunder ist: Austrian war 2019 trotz heftigem Gegenwind deutlich erfolgreicher (EBIT bereinigt +19 Mio. Euro), als die belgische Konzernschwester, deren bereinigtes EBIT mit -25,9 Mio. Euro deutlich negativ war.
Brussels verliert derzeit 1 Mio. € pro Tag
Seit der vorübergehenden Einstellung aller Flüge mit 21. März verliert Brussels Airlines 1 Mio. Euro pro Tag (im LH-Konzern sind es sogar 1 Mio. Euro pro Stunde). Mit Stichtag 12. Mai hat sich dies bei SN auf 53 Mio. Euro summiert. Sollte der Restart wie geplant am 1. Juni erfolgen (davon ist allerdings – siehe oben – derzeit noch nicht die Rede), werden bis dahin 72 Mio. Euro an Verlusten angefallen sein.
Dieter Vranckx rechnet mit einer Rückkehr zum „profitablen Wachstum, sobald sich die Nachfrage nach Flugreisen auf einen neuen Normalwert erholt hat.“ Dieser wird erst – so die Einschätzungen im LH-Konzern - ab 2023 erwartet. Im Vorjahr flogen etwas mehr als 10 Millionen Passagiere mit Brussels.
Brussels zählte schon vor Corona zu den Sorgenkindern des Lufthansa-Konzerns. Im Vorjahr (2019) war das bereinigte EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) mit -25,9 Mio. Euro deutlich negativ. Unter dem Strich blieb ein Nettoverlust in Höhe von -40,6 Mio. Euro. Der Umsatz erreichte 1,6 Mrd. Euro. Die Zahl der Passagiere wuchs um 1,7% auf 10,2 Millionen mit einer um 0,5ppt auf 81,0% verbesserten Auslastung.
Stark belastet war das Finanzergebnis von Brussels Airlines durch die Insolvenz von Thomas Cook Belgium, Fluglotsen-Streiks, was sich alles zusammen auf mehr als 12 Mio. Euro summierte. Darüber hinaus belasteten die hohen Kraftstoffkosten das Finanzergebnis um 14 Mio. Euro.
Mit dem Turnaround-Programm „Reboot" sollte bis 2022 eine EBIT-Marge von 8% erreicht werden – das hätte gemessen am Vorjahresumsatz einem EBIT von 128 Mio. Euro entsprochen. Die Corona-Krise hat jetzt weit tiefere Einschnitte erfordert.
Erstellt am: 12. Mai 2020
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